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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Verstärkeranlage für zehntausend Euro die Vorzüge des einfachen Lebens preisen.« Er kämpfte sich zum Tisch zurück und fand ihn verlassen. Verdutzt sah er sich um. Tante Klärchen würde doch wohl nicht auch das Tanzbein schwingen?
    Vom Nebentisch beugte sich ein rothaariger Teenager mit Glitzersternchen auf der Wange herüber. »Wenn Sie die alte Frau suchen, die ist eben gegangen. Hat wohl Muffensausen gekriegt so ganz alleine.«
    Das hatte gerade noch gefehlt! Erneut stürzte sich Florian auf die Tanzfläche, suchte nach einem bekannten Gesicht, entdeckte die Wasserhähne und zog Petra beiseite. »Hier ist Geld, bezahlen Sie für mich mit. Tante Klärchen ist getürmt. Ich muss sofort hinterher.«
    Der Glatzkopf neben dem Eingang zählte schon die Einnahmen. Es schien eine ganze Menge zusammengekommen zu sein, denn aus der Zigarrenkiste quollen die Scheine, und daneben hatte er die Münzen zu Türmen gehäuft. »Muttchen hat’s aba eilig jehabt. Wie ’ne Furie isse hier raus! ’n Taxi soll ick ihr rufen, hat se jesagt. Hätte ick ja ooch jemacht, aba det Telefon is hinten inne Bar. Nu isse los und will selba eens suchen. Ick hab’ ihr zum Bahnhof jeschickt.«
    Florian sauste ab. Unter Berücksichtigung von Tante Klärchens mangelhaftem Orientierungssinn in Verbindung mit ihren hochhackigen Schuhen konnte sie noch nicht weit gekommen sein. Hoffentlich war sie nicht in die verkehrte Richtung gelaufen.
    Als er um die Ecke bog, sah er etwas Weinrotes vor sich herstöckeln. Gott sei Dank, wenigstens war ihr nichts passiert. »Tante Kläärchen!« Keine Reaktion. Unbeirrt trippelte sie weiter. Florian legte einen Zwischenspurt ein, bekam Seitenstechen, blieb keuchend stehen.
    »Nun warte doch, Tante Klärchen. Du läufst ja ganz falsch!«
    Das half. Sie drehte sich um und kam ihm langsam entgegen.
    »Du hast mir vielleicht einen schönen Schrecken eingejagt, als du so plötzlich verschwunden warst.«
    »Hattest du etwas anderes erwartet?«, fragte sie eisig.
    »Ja«, sagte er kurz, »nur hatte ich vergessen, dass du nicht einen Funken Humor besitzt. Schön, wir haben dich alle ein bisschen auf die Schippe genommen, und wahrscheinlich hätte ich dir sagen müssen, dass Rüdiger keine klassischen Konzerte gibt, sondern bloß in einer Diskothek spielt, aber das ist noch lange kein Grund, sich wie ein schmollendes Kind zu benehmen und einfach abzuhauen. Warum kannst du nicht einmal über deinen Schatten springen?«
    »Ich pflege mich nicht in Kreisen der Halbwelt zu bewegen!«
    »Nun mach dich nicht auch noch lächerlich, Tante Klärchen. Wenn in der nächsten Woche die Ferien zu Ende sind, sitzt diese ganze Halbwelt wieder auf ihren Schulbänken und paukt fürs Abitur. In welchem Jahrzehnt lebst du eigentlich?«
    Sie gab keine Antwort. Schweigend schritt sie neben Florian her, schweigend ließ sie sich in den Wagen helfen, und Schweigen herrschte auch während der Heimfahrt.
    »Tante Klärchen hat es nicht gefallen«, sagte er augenzwinkernd zu Tinchen, die vor dem Fernsehgerät saß und offenbar nicht die geringste Absicht hatte, den bequemen Sessel mit einem weit weniger bequemen Stuhl im Starlight zu vertauschen. »Was glaubt ihr wohl, weshalb ich zu Hause geblieben bin?«
    »Zumindest du hättest mich ein wenig auf das vorbereiten können, was mich heute Abend erwartet hat, Ernestine!« Tante Klärchen richtete sich zu ihrer vollen Größe von hundertsechsundsiebzig Zentimetern auf. »Es ist überhaupt unverantwortlich, mit welcher Leichtfertigkeit ihr euren Pflichten nachkommt. Wie kann man Kinder aus gutem Hause in dieser … dieser …« – sie suchte nach einem passenden Wort, das ihren Abscheu deutlich genug zum Ausdruck bringen würde – »in dieser Spelunke verkehren lassen! Ich werde mir vorbehalten, die Eltern davon in Kenntnis zu setzen.«
    Zum Glück hat sie keine Adresse, dachte Florian, der auf weitere Beschwerdebriefe nun doch keinen Wert legte, und deshalb erwiderte er freundlich: »Gisela wird dir sicher dankbar sein. Sie hält nämlich auch nicht viel von Rüdigers Posaune.«
    Tante Klärchen verschwand in die oberen Regionen, und Florian erzählte ausführlich, wie der Discobesuch verlaufen war.
    »Getanzt hast du auch? Und du hast überhaupt keinen Muskelkater?«
    Florian verneinte.
    »Wenn dir hinterher nichts wehtut, dann musst du irgendwas falsch gemacht haben«, sagte Tinchen.

Teures Suppengrün
    E ndlich öffneten die Schulen wieder weit ihre Türen – zur Freude Tausender

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