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Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Das Mädchen auf den Klippen (German Edition)

Titel: Das Mädchen auf den Klippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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fürchten?“ Es ist verrückt, dachte sie, es ist absolut verrückt. Ich träume. Ich träume, wie ich immer geträumt habe, wenn ich glaubte, Davids Stimme zu hören oder seine Silhouette zu sehen.
    „Du träumst nicht“, sagte David. „Du musst mit Maureen hinunter an den Strand gehen. Es ist wichtig. Geh mit ihr in die Bucht, in der ihre Mutter ermordet wurde.“
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Das geht nicht, David. Es wäre schon bei Tag gefährlich, mit Maureen den Klippenpfad hinunterzusteigen. Jetzt bei Dunkelheit wäre es geradezu sträflich. Maureen würde ausrutschen und stürzen. Sie...“
    „Sie wird nicht stürzen, Mommy. Verlass dich darauf, sie wird nicht stürzen.“ Davids Stimme wurde leise und Janice bemerkte, wie seine Erscheinung sich aufzulösen begann. „Geh mit ihr in die Bucht. Es ist wichtig. Wic htig...“
    „David!“, schrie die junge Frau. Ihr Sohn antwortete nicht mehr.
    Hatte sie mit offenen Augen geträumt?
    Janice stand auf und trat ans Fenster. Sie spürte, wie über ihr Gesicht Tränen rannen. Es musste ein Traum gewesen sein. Weshalb sollte sie denn mit Maureen zur Bucht hinuntergehen? So etwas Verrücktes? So... Und wenn sie nicht geträumt hatte? Sie erinnerte sich, wie sie dem kleinen Mädchen gefolgt war und die Puppe gefunden hatte.
    Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie es riskieren, mit Maureen den Klippenpfad hinunterzusteigen? Wenn Mrs. Long davon erfuhr und das würde sie auf jeden Fall, falls sich Maureen verletzte, würde man ihr nie wieder das Mädchen anvertrauen.
    Trotzdem, sie musste es riskieren!
    Eilig zog sich Janice an. Sie wählte bequeme Hosen, einen Pullover und Turnschuhe, in denen sie einen guten Halt hatte, dann ging sie ins Kinderzimmer hinüber, um Maureen zu wecken.
    Maureen schlief tief und fest. Janice brauchte eine ganze Weile, bis es ihr gelungen war, sie wachzubekommen. Und noch länger brauchte sie, um das schlaftrunkene Mädchen anzukleiden. Maureen wehrte sich nicht, aber sie war so müde, dass sie sich u nwahrscheinlich schwer und steif machte.
    „Ich weiß, Maureen, du hast keine Lust, jetzt mit mir an den Strand hinunterzugehen, dennoch muss es sein“, sagte Janice und fragte sich gleichzeitig, ob es wirklich sein musste. Wenn Maureen etwas pa ssierte, wollte...
    Nein, es wird ihr nichts passieren, dachte sie, steckte die Puppe vorn in Maureens Latzhose und brachte das Mädchen zur Treppe. „Komm, steig hinunter, Sweatheart. Sei ein liebes Kind.“
    Maureen stieg Stufe, um Stufe die Treppe hinunter. Sie ließ sich von Janice in die Küche führen, trank einen Schluck Saft und wurde etwas munterer.
    Sie verließen das Haus durch die Terrassentür. Maureen schaute zum sternklaren Himmel hinauf. Für einen Moment blieb sie stehen, dann ging sie gehorsam we iter.
    Kurz vor dem Klippenpfad verließ Janice der Mut. Sollte sie es wirklich wagen, mit Maureen diesen Weg zum Strand zu benutzen? – Nur es gab keinen anderen Weg, es sei denn, sie fuhr nach St. Vincent, stellte ihren Wagen am Fischerhafen ab und ging mit Maureen von dort aus an den Strand. Es war ein bedeutend weit erer Weg, außerdem befürchtete sie, womöglich von jemanden gesehen zu werden.
    „Mommy, bitte“, glaubte sie David beschwörend flüstern zu hören.
    „Schon gut, David“, sagte sie leise. „Komm, Maureen, es wird etwas schwierig, trotzdem werden wir es schaffen.“
    Janice brauchte fast eine Stunde, um Maureen den Klippenpfad hinunterzubringen. Mehrmals wäre das Mädchen fast gestürzt, wenn es ihr nicht gelungen wäre, sie gerade noch im letzten Moment festzuhalten. Einmal wäre sie selbst fast hingefallen. Die junge Frau war schweißgebadet, als sie schließlich mit ihrem Schützling unten am Strand ankam.
    „Auch wenn wir am Strand sind, behalten wir unsere Schuhe an, Maureen“, sagte sie. „Ich weiß nicht, was uns hier unten erwartet.“ Sie ergriff den Arm des Mädchens. „Schau nur, wie schön es hier ist.“ Mit einer weitausholenden Bewegung wies sie durch die Umgebung. „Fühlst du, wie weich der Sand ist, wie unsere Füße in ihn einsinken?“
    Maureen rührte sich nicht.
    „Nun, du wirst schon merken, was für ein wundervolles Gefühl es ist, durch den Sand zu laufen“, meinte Janice. „Gestern hast du es auch genossen. Nun, komm. Du bist müde, das ist mir klar. Bitte, glaub mir, es ist wichtig, dass wir diesen Spaziergang machen.“
    Es war nicht einfach, Maureen zu bewegen, einen Fuß vor den anderen zu

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