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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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der Gravitationist, dann ist die Funktion des elektromagnetischen Feldes der Antiraum, und der Übergang zwischen beiden ergibt die vektorielle Schattenfunktion des Nullraumes, der umgangssprachlich Lichtgeschwindigkeit genannt wird. Und ich halte es für möglich, den Nullraum in jeder Richtung zu erzeugen . . . Mwen Mass möchte zum Epsilon Tucanae; mir ist das gleich, wenn nur der Versuch durchgeführt wird. Wenn nur der Versuch unternommen wird!« wiederholte der Physiker und schloß abgespannt die Augen.
    »Für den Versuch brauchen Sie nicht allein die Außenstationen und die Erdenergie, sondern auch eine Anlage. Die wird wohl kaum so einfach und schnell zu beschaffen sein.«
    »In der Beziehung haben wir Glück. Man kann die Kor-Yull-Anlage in unmittelbarer Nähe des tibetanischen Observatoriums verwenden. Dort wurden vor hundertsiebzig Jahren die Versuche zur Untersuchung des Raumes durchgeführt. Nur ein geringfügiger Umbau ist notwendig. Freiwillige Helfer dafür kann ich jederzeit fünf-, zehn- und auch zwanzigtausend bekommen. Ich brauche sie nur zu bestellen.«
    »Sie haben wirklich an alles gedacht. Doch eins bleibt noch, das Wichtigste: die Gefährlichkeit des Versuchs. Es könnten sich unerwartete Resultate ergeben. Ein Probeversuch vorher aber ist unmöglich. Man muß sofort in einer außerirdischen Ausdehnung experimentieren.«
    »Welcher Wissenschaftler schreckt vor dem Risiko zurück?« Ren Boos zuckte mit den Schultern.
    »Ich meine nicht das persönliche Risiko. Ich weiß, daß sich Tausende zur Verfügung stellen, wenn es das unbekannte gefährliche Unternehmen fordert. Doch in den Versuch werden die Außenstationen des Observatoriums eingeschaltet — all die Apparaturen, die der Menschheit gigantische Arbeit gekostet haben. Apparaturen, die das Geheimnis des Kosmos enträtselt, die der Menschheit Zugang zu anderen besiedelten Welten vermittelt haben. Das ist wohl die größte menschliche Errungenschaft, und haben Sie, ich, irgendeine Gruppe von Menschen das Recht, sie aufs Spiel zu setzen, und sei es auch nur zeitweilig?«
    »Ich habe es«, Mwen Mass stand auf, »und es ist begründet. Sie waren bei den Ausgrabungen. Waren die Milliarden unbekannter Gebeine in unbekannten Gräbern nicht Mahnung für Sie? Ich sehe vor mir Milliarden Menschen, deren Jugend, Schönheit und Lebensfreude im Nu zerronnen war wie Sand zwischen den Fingern. Sie fordern, das große Rätsel ›Zeit‹ zu lösen, den Kampf aufzunehmen. Ein Sieg über den Raum ist auch ein Sieg über die Zeit — deshalb bin ich von der Richtigkeit und der Bedeutung des geplanten Experiments überzeugt!«
    »Mich bewegt etwas anderes«, begann Ren Boos. »Eigentlich nur eine andere Seite ein und derselben Sache. Wie früher ist der Raum im Kosmos unbezwingbar. Er trennt die Welten, trennt uns von Planeten, die, weil sie bevölkert, uns nahestehen, mit denen wir uns aber noch nicht zu einer großen Familie vereinen können. Das wäre die größte Umwälzung nach der Ära der Wiedervereinigten Welt. Damals hat die Menschheit der Erde mit dem unsinnigen Separatismus ihrer Völker endlich Schluß gemacht, und sie haben sich vereinigt; sie hat eine höhere Stufe der Macht über die Natur erreicht. Seitdem ist jeder Schritt auf diesem neuen Weg wichtiger als alles andere, als alle Untersuchungen und Erkenntnisse.«
    Kaum war Ren Boos verstummt, da begann Mwen Mass wieder zu sprechen.
    »Da ist noch etwas anderes, ein persönliches Erlebnis. In jungen Jahren ist mir einmal ein historischer Roman in die Hände gefallen. Von Ihren Vorfahren war darin die Rede, Dar Weter, von einem mächtigen Eroberer, der in ein fremdes Land einfiel. Der Roman erzählte von einem kühnen Jüngling, der ein junges Mädchen über alle Maßen liebte. Das Mädchen geriet in Gefangenschaft und wurde fortgeschleppt. Niemand wußte wohin. Der junge Held machte sich auf die Suche nach seinemTraum und wanderte jahrelang auf gefährlichen Wegen und halsbrecherischen Bergpfaden durch ganz Asien. Die Empfindungen des Jünglings sind schwer wiederzugeben, aber ich glaube, auch ich könnte heute trotz aller Hindernisse des Kosmos meinem großen Ziel zustreben.«
    Dar Weter lächelte matt.
    »Ich verstehe Ihre Gefühle, aber ich sehe keinen logischen Zusammenhang zwischen dem russischen Roman und Ihren kosmischen Plänen. Da sind mir Ren Boos’ Gedankengänge verständlicher. Doch wie Sie schon sagten, es handelt sich ja um ein rein persönliches Erlebnis.«
    Dar Weter

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