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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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während die Dienstjungen und -mädchen das Unterdeck mit Lappen und Eimern wieder trockenlegten.
    Meine erste Seereise mit Cocha hätte ich natürlich gerne auf so einem Mani zugebracht. Aber das Schiff, das wir an der Ostküste stahlen, war ein Kriegsmani wie dieses hier.
    Du hast ein Boot geklaut?
    Ein Schiff, Froh. Ein schwimmendes Kriegerhaus voller Flammenwerfer und Kugelschleudern wie dieses hier. Das da ist übrigens die Luke, die zum Unterdeck hinabführt. Lass uns später einen Blick hineinwerfen. Du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Aber jetzt besuchen wir erst einmal den Schiffskoch. Schiffsköche sind die Götter der Fischsuppe, wenn du so willst.
    Was will man mehr …
    Du fragst dich bestimmt, wie wir es geschafft haben, ein so großes Schiff zu stehlen. Zu Recht! Wir waren ja nur eine Handvoll Abtrünnige und recht mitgenommen noch dazu.
    Wenn ich mich unbedingt etwas fragen muss, frage ich mich, warum ihr überhaupt ein Schiff gestohlen habt.
    Um nach Montania überzusetzen, natürlich! Du hörst aber auch nie richtig zu …
    Oh, entschuldige. Diesen Teil kannst du ja gar nicht mitbekommen haben. Und ich erfuhr ja selbst erst davon, als wir schon fast an Bord waren. Kratt erwähnte es am letzten Morgen unseres Marsches; ehrlich gesagt hatte ich mich gar nicht gefragt, wie er von Lijm nach Montania gelangen wollte. Ich war es gewohnt, dass man mir lästige organisatorische Dinge abnahm. Egal, ob es um eine Reise ging oder um die Reihenfolge, in der ich ein Menü zu mir nehmen sollte: Zu Hause servierte man mir einen Gang nach dem anderen und legte das jeweils dazu passende Besteck daneben. So einfach war das.
    Kratt hatte gesagt, dass wir Gormo besuchen würden, und ich ging davon aus, dass einer seiner Verbündeten mit einem brauchbaren Schiff am Osthafen auf uns wartete. Aber dann erfuhr ich ganz beiläufig, dass dem keineswegs so war und dass wir ein Mani stehlen würden. Und dass ich eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielen sollte.
    »Wenn wir auf dem Schiff sind – wirfst du mich dann über Bord?«, erkundigte ich mich während des Marsches nach Norgal, der Küstenstadt, geradeheraus bei Kratt.
    Seine Diskussion mit Mikkoka hatte mein Misstrauen geweckt – ich wusste nicht mehr, was ich von ihm halten sollte. Bislang hatte mich seine Gegenwart stets mit einer Art ehrfurchtsvoller Bewunderung erfüllt, obwohl er mich in der Grotte um ein Haar ertränkt hätte. Aber das hatte ich nicht persönlich genommen. Ich hatte mich damit getröstet und beruhigt, dass er wohl nur getan hatte, was er in diesem Moment im Sinne der Paradieslosen für richtig gehalten hatte.
    Nachdem er aber mit Mikkoka so verächtlich über mich gesprochen hatte, fand ich, dass er mir nun ruhig auch die ganze schonungslose Wahrheit über den Sinn meiner Anwesenheit auf dieser Reise sagen könnte. Ich würde es verkraften. Dass ich ohnehin keine Wahl hatte, als bei ihnen zu bleiben, hatte ich ja inzwischen verstanden. Was sollte mich jetzt noch erschüttern? Ebenso nebenbei hatte er mir nämlich erklärt, dass er nicht nur mich, sondern auch Cocha und meine Brüder umbringen würde, wenn ich nicht spurte, wie er wollte, und ich zweifelte nicht daran, dass ihm das ein Leichtes sein würde.
    »Dich über Bord schubsen? Warum sollte ich das tun?« Kratt bedachte mich mit einem Schulterblick und wirkte tatsächlich erstaunt.
    »Weil du mich dann nicht mehr brauchst?«, riet ich.
    Kratt lachte. »Was treibt ihr eigentlich die ganze Zeit, wenn ich nicht zugegen bin?«, wandte er sich anstelle einer Antwort an Cocha, hob aber dann abwehrend die Hände, ehe dieser irgendetwas sagen konnte. »Schon gut – ich will es gar nicht wissen. Aber verstehen muss ich dich nicht, oder? Ständig liegst du mir damit in den Ohren, dass man sie nur richtig aufklären muss, damit es keinen Druck mehr braucht, um sie auch dann noch auf unserer Seite zu wissen, wenn es wirklich hart auf hart kommt. Und dann erklärst du ihr nichts. Was soll’s.« Er zuckte die Achseln. »Offenkundig folgt sie dir trotzdem, wie ein Hund. Noch .«
    Cocha zog eine Grimasse und schob sich zwischen uns beide. Ich wich ihm aus, als sein Oberarm meine Schulter berührte, obgleich allein diese kleine Berührung die Raupen in meinem Kopf und die Hummeln in meinem Bauch schon wieder zu Höchstleistungen motivierte. Aber ich hatte noch etwas anderes erfahren, das mir nicht gefiel – etwas über Cocha und Anna. Ich wollte ihm demonstrieren, dass ich verletzt

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