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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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war, und ihn eine Weile um meine Gunst kämpfen sehen.
    »Kratt will mit Gormo sprechen«, begann Cocha, und seine Stimme küsste meine Ohren. Ich sah weg.
    »Ich weiß«, erwiderte ich kurz angebunden.
    »Er will sich mit ihm zusammentun, denn er befindet sich mit einem Fuß im Krieg gegen deinen Vater«, erläuterte Cocha unbeirrt weiter. Es war das erste Mal, dass jemand das Wort Krieg benutzte, und das erschreckte mich doch ein bisschen, obwohl ich es mir natürlich nicht anmerken ließ.
    »Das kann er auch, nachdem er mich über die Reling geschubst hat«, antwortete ich darum. »Und dich vielleicht gleich mit.«
    »Wenn schon, dann schubse ich dich«, betonte Mikkoka, die unseren Esel führte. »Du hast es doch gehört: Mein Bruder hasst blutige Gewalt. Und ich finde, du gehörst mit blutiger Gewalt über Bord befördert.«
    Cocha überging sie einfach. »Dein Vater glaubt, dass Gormo für Rossas Verschwinden verantwortlich ist; quasi als Rache für das Embargo, das die Faronen Cyprias auf nachdrückliche Empfehlung deines Vaters über ihn verhängt haben«, erklärte er weiter. »Aber diese Unterstellung ist nur ein Vorwand, um endlich mit allem, was schwimmt oder fliegt und zudem schießen oder sonst wie Schaden anrichten kann, über Montania herzufallen. Die Montanier hungern, weil selbst die Einfuhr existenziellster Dinge auf ein absolutes Minimum reduziert wurde, doch wenn es um das Sternensilber geht, geht dein Vater über Leichen. Er will die harten Handelseinschränkungen keinen Deut lockern, und Gormo kann die Preise nicht nach den Vorstellungen der anderen gestalten, weil seine Untertanen dann nämlich ganz genau so hungern.«
    »Mein Vater hat ihn oft einen Beutelschneider genannt«, wandte ich schulterzuckend ein. »Da gehen die Meinungen wohl auseinander. Ich bin kein Handelsspezialist. Du übrigens auch nicht. Du bist ein Navigator.«
    »Gormo muss für sein Volk sorgen und hat nichts anderes zu bieten als das Sternensilber«, beharrte Cocha. »Montania ist ein karges Land.«
    »Wie auch immer«, sagte ich gereizt. »Was habe ich damit zu tun? Was sollte ich ihm erklären, was ihr nicht ohnehin viel besser wisst?«
    »Weder Gormo noch wir haben allein eine Chance gegen die Krieger deines Vaters«, fuhr Cocha ruhig fort. »Aber zusammen können wir es schaffen. Wir könnten Gormo zu seinem Recht auf vernünftige Handelsbedingungen verhelfen, und im Gegenzug hilft er uns, die eine oder andere Grausamkeit aus der Welt zu schaffen, die diesem vermeintlich perfekten System zugrunde liegt. Und zwar für immer. Allerdings würde Gormo uns nicht einmal anhören, wenn wir allein kämen. Wir sind alle nur kleine Lichter. Selbst Kratt, obwohl er ein großartiger Krieger ist.«
    »Und überdies ein gesuchter Verbrecher«, ergänzte Kratt leichthin, was mir neu war und mich noch mehr verunsicherte. Bei Sirius, dachte ich, wo war ich da nur hineingeraten? Ob Cocha das alles wirklich wert war?
    Ja.
    »Niemand von uns verfügt über nennenswerte Beziehungen«, klärte mich Cocha auf. »Keiner von uns hat Rang und Namen. Du schon. Zu dir blicken die Menschen auf, Chita. Dir würden sie glauben, dass du weißt, wovon du sprichst.«
    Gleichgültig hob ich die Achseln. Ich verstand noch immer nicht ganz, worauf Cocha hinauswollte.
    »Was du natürlich nicht tust«, bemerkte Mikkoka. »Aber das macht nichts. Quatsch den Jungs einfach weiter nach dem Maul, und alle sind zufrieden.«
    »Wenn die Menschen sehen, dass die Tochter Rah Loros auf unserer Seite ist und sich gegen ihren eigenen Vater stellt, wird es ihnen leichtfallen, sich mit all jenen zu erheben, mit denen sie bislang nur im Stillen sympathisieren«, behauptete Cocha. »Was uns fehlt, ist ein Gesicht, verstehst du? Jemand, der jemand ist und laut ausspricht, dass Walla nur ein Massengrab ist, wie die meisten vermuten, aber kaum einer glauben will. Hunderttausende sind längst auf unserer Seite und wagen es nur nicht, aufzustehen und Forderungen zu stellen. Aber wenn du die Menschen dazu aufforderst, werden sie es tun. Und das weiß auch Gormo, der Tür und Tor für dich aufreißen wird, dass sie aus den Scharnieren brechen.«
    »Apropos brechen«, gallte Mikkoka. »Ich kotz gleich.«
    Ich spie ihr auf eine Wade, und sie verpasste mir eine Schelle, dass mir die Ohren klingelten. Für die nächsten Stunden schw iegen wir alle wieder. Es war alles gesagt, was mich interessierte. Und was das Schiff anging …
    Na ja. Kratt würde schon wissen, wie er es zu

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