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Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Das Mädchen aus dem Meer: Roman

Titel: Das Mädchen aus dem Meer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hohlbein
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ständig angestarrt zu werden, kann es einen ganz schön nerven, nicht wahr?«, erkundigte sich Chita mit einem Nicken in Richtung der Metallmänner.
    Also war es ihr doch aufgefallen. Immerhin.
    »Aber ich bin es ja gewohnt«, fügte sie hinzu. »Abgesehen von der Zeit, die ich nach dem Beben von Silberfels noch auf Lijm verbracht habe, habe ich ja nie etwas anderes erfahren. Und selbst da gab es noch einen Moment, in dem plötzlich alles fast wie immer war: Die Minuten nämlich, die wir zwischen den beiden Stadttoren verbrachten. Ich meine: Abgesehen davon, dass der Jubel und die Zurufe ausblieben und ich neben einer Irren mit einem Kugelpuffer ritt …
    Aber ich hielt mich mindestens so steif und aufrecht auf meinem Pferd wie damals, als Cocha mich gefragt hatte, ob in meinem Hintern ein Besenstiel stecke, und die Menschen eilten hastig beiseite, um mein Gefolge und mich passieren zu lassen, wobei sie sich die Hälse verrenkten, um möglichst lange möglichst viel von mir zu sehen. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen, aber ich wusste, dass die Zwillinge, Mikkoka, der völlig vermummte Tronto und natürlich Kratt gleich hinter mir gingen. Dicht gefolgt von Schnodderzapfen, Nanto, einer stetig zunehmenden Menge von weiteren Norgaler Kriegern und der noch schneller anschwellenden Masse der Neugierigen. Viele waren damit zugange gewesen, die Straßen vom Schnee zu befreien, um wenigstens den Transport der Handelsgüter von den Schiffen in die zahlreichen Lagerhäuser der Stadt zu gewährleisten, und schlossen sich unserer seltsamen Karawane an, sobald wir sie passiert hatten. Aber noch viel mehr Menschen – darunter erschreckend viele käufliche Frauen – rauschten aus den Häusern und Gaststuben der Stadt, um nach dem Grund für die Aufregung zu sehen. Norgal ist bekannt für seine Fischspezialitäten und seine Huren, aber mit einer solchen Masse von leicht bekleideten Frauen mit grellbunt bemalten Gesichtern hatte ich dennoch nicht gerechnet – zumal bei dieser eisigen Kälte …!
    Nicht wenige von ihnen (und besonders von den Seeleuten, die angelegt hatten, um ihre Handelsmanis zu löschen, zu beladen oder einfach nur hier zu rasten), waren zudem betrunken von all dem Glitzerwasser, das hier zwar ebenso verboten war wie überall sonst in Cypria, in den Gaststuben aber nichtsdestotrotz in so großen Mengen ausgeschenkt wurde, dass ein scharfer Dunst in den Straßen und Gassen hing und ich mir einbildete, dass mich allein das Atmen schon benommen machte. Aber es war sicher nur die Angst, die mich nach wie vor so fest im Griff hatte, dass mir schwindelte.
    Golondrin und Cocha hielten also noch immer die Zügel der beiden Pferde, und ein paar Schritte vor ihnen gingen die Zwillinge und vier Männer Norgals, die selbstredend nicht etwa Sand auf der gerade freigeschaufelten Durchgangsstraße zum Hafen verteilten, wie Kratt zynisch vorgeschlagen hatte, sondern lautstark und energisch dafür sorgten, dass niemand uns versehentlich zu nahe kam.
    Und als wir den Hafen mit all seinen Booten und Manis dann erreichten, fiel ich vor Schreck fast ein weiteres Mal aus dem Sattel.«
    »Weil es so laut war?«, riet Froh und versuchte vergeblich, einen unsichtbaren Wall aus Willen vor sich zu errichten, der das Dröhnen und Donnern des Bootes daran hinderte, auf seinen Verstand einzudreschen.
    »Weil alles voller Kriegsmanis war«, verneinte Chita. »Vor ein paar Stunden erst hatte Cocha das schlimme Wort gesagt, und nun sah ich mit eigenen Augen, was Krieg unter anderem bedeutete: Nämlich, dass Dutzende solcher Schiffe, wie dieses hier eines ist, in Norgal angelegt hatten. Wohin ich auch sah, erblickte ich nur Kugelschleudern wie diese da, und auch viele, die noch größer und gefährlicher waren. Du weißt nicht, was diese Monster anrichten können, aber ich weiß es. Eine einzige Kugel aus einem solchen Rohr da drüben kann ein ganzes Langhaus dem Erdboden gleichmachen. Ein paar mehr vernichten eine mittelgroße Siedlung, und die gut und gern zwei Dutzend Manis, die an diesem Tag im Hafen von Norgal lagen, hätten ausgereicht, um eine ganze Stadt in Schutt und Asche zu legen. Sie schleudern brennende oder mit Widerhaken versehene Kugeln, die größer sind als Kuhköpfe, weißt du? Und zwar mit einer Wucht, der selbst meterdicker Granit nicht standhalten kann – der übliche Sand- oder Kalkstein, den man bei mir zu Hause zumeist verwendet, schon gar nicht. Und von Korallenanlagen will ich gar nicht erst reden.«
    »Dann waren

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