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Das Mädchen aus der Pearl Street

Das Mädchen aus der Pearl Street

Titel: Das Mädchen aus der Pearl Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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dünn, daß es ihr geratener erschien, sich nicht erst in ihre gefährliche Nähe zu begeben.
    „Mensch, Mayer!“ schnalzte Danny wohlgefällig mit der Zunge, als sie ins Wohnzimmer hinunterkam, um hier Dean zu erwarten.
    „Ist alles in Ordnung?“ holte sie eifrig das Gutachten des kleinen Bruders ein, „schaut gewiß mein Unterrock nicht vor?“
    „Diesmal bist du eine richtige Sirene!“ bewunderte sie Danny, „wieviel hat die Pracht gekostet?“
    „Vierzehn Dollar! Und dabei ist der Stoff nur Baumwolle!“
    „Von so etwas solltest du den ganzen Schrank vollhängen haben“, kam Thomas’ Kommentar hinter der Küchentür hervor, gefolgt von einem anerkennenden, langgezogenen Pfiff. Kitty und Danny drehten sich um.
    Wir haben dich nicht hereinkommen hören“, sagte Kitty schließlich, „hast du schon zu Abend gegessen?“
    „Es langt.“
    Im Kühlschrank steht noch eine kleine Schüssel Kartoffelsalat; es ist nicht viel, aber mehr blieb leider nicht übrig“, bot sie ihm an.
    „Mit wem gehst du denn heute abend aus?“
    „Mit Dean Tracy.“
    Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, aus denen ein tiefgründiger Haß zu flackern schien.
    „Du findest dich wohl sehr schlau“, höhnte er; „nun, es ist immerhin auch eine Methode, sich aus der Nachtschicht und aus der Pearl Street herauszuarbeiten!“
    „Was meinst du damit?“ verlangte sie zu wissen.
    „Ich will damit ausdrücken, daß mir der kalte Kaffee hochkommt, wenn ich deine weisen Reden mit anhören muß von wegen fleißig in der Schule arbeiten und ebenso fleißig in der Fabrik und am allereifrigsten an deinem Projekt, aus der Pearl Street herauszukommen. Ein Blinder kann schon ohne Brille sehen, daß du nichts anderes im Sinn hast, als einen armen Kerl mit Geld in deine Falle zu locken und so auf die allerbequemste Weise dein Ziel zu erreichen.“
    Zornig schaute sie ihn an und fühlte gleichsam ein Dutzend stechender Bemerkungen auf ihrer Zunge, aber dann dachte sie: Was helfen hier Worte?
    „Wie geht’s denn im Gemeindehaus, Danny?“ wandte sie sich an den jüngeren Bruder und drehte Thomas den Rücken zu. Danny schaute von einem zum andern, ehe er schließlich „okay“ zu sagen wagte.
    „Aaach, ist das reizend!“ rief Thomas mit beißendem Spott, „welch süßes, wohlerzogenes Bübchen! — Du und dieser Whitney verstehen es recht gut mit Danny, nicht wahr, Kitty?“
    Sie hielt tapfer ihre Front. „Es ist besser, er spielt dort im Gemeindehaus als auf der Straße.“
    „Ich bin höchst erfreut, daß wenigstens zwei der Boscz-Kinder ihrer alten Dame Ehre machen“, schrie er ihnen feindselig ins Gesicht, „denn so kann ich in Ruhe vor die Hunde gehen ..
    Die Küchentür knallte ins Schloß, und Kitty und Danny waren allein.
    „Was hat er denn?“ fragte Danny.
    „Ich hab’ keine Ahnung. Mir scheint, irgend etwas bedrückt ihn, und er würde es gern loswerden. Vielleicht ist er nun doch den ,Dämonen’ beigetreten und scheut sich davor, es zuzugeben. Armer Narr! O Danny, warum kann er sich nicht ein klein wenig anstrengen? Sich nur ein bißchen Mühe geben?“
    Schlaff sank sie auf den nächsten Stuhl.
    „Ich weiß nicht“, murmelte Danny und betrachtete traurig seine Schuhspitzen.
    „Er gibt die Schule auf, er rennt vor jeder ehrlichen Arbeit davon. Warum? Warum?“
    Danny seufzte. „Miß Fontaine in unserer Schule hat einmal gesagt, daß Thomas der begabteste Schüler sei, den sie je in einer Klasse gehabt habe.“
    „Hat sie das wirklich gesagt?“
    Er nickte. „Es hat mich damals geärgert, denn ich hatte ein ,B‘ 6 geschrieben, und sie hielt mir vor, daß mein Bruder soviel klüger sei, und wünschte, ich wäre so wie er.“
    Kitty runzelte die Stirn. „Was für Zensuren hat er denn bekommen, Danny, weißt du das?“
    „Nee. Keine Ahnung.“
    „Ich glaube, er hat nie jemandem seine Zeugnisse gezeigt.“
    „Mutter muß sie gesehen haben, denn sie hat sie unterschrieben.“
    Kitty schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, daß Mutter erfaßt hat, wieviel Thomas in der Schule leistete. Sie interessierte sich nie für meine oder deine Zensuren, vermutlich versteht sie gar nicht, was diese Buchstaben im Zeugnis bedeuten.“ Sie zögerte, ehe sie weitersprach:
    Miß Fontaine gibt Naturkunde und Chemie, stimmt das?“
    „Jawohl.“
    Kittys Furche über der Nase vertiefte sich. „Das ist eigenartig. Ich dachte, Thomas begnüge sich einzig und allein mit den unbedingt erforderlichen Pflichtfächern.

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