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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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versteckt zu werden.
    Celestina weckte ihre Stiefschwester durch vorsichtiges Rütteln an der Schulter.
    »Arcangela, es ist so weit!«
    Sie schlang sich den Umhang um und zog die Kapuze über den Kopf, damit sich niemandem auf den ersten Blick ihre Verkleidung offenbarte. So hielt sie es immer, seitdem sie jenes eine Mal beinahe von Immaculata erwischt worden wäre. Auf diese Weise konnte sie, falls im Haus zufällig jemand aufwachte und sie entdeckte, wenigstens behaupten, sie wolle nur eben frische Luft schnappen gehen.
    Ihre Stiefschwester kroch nur höchst widerwillig aus den Federn und fluchte dabei über Celestinas nächtliche Unternehmungen im Allgemeinen sowie die hirnlose Idee, Timoteo zu treffen, im Besonderen.
    »Du wirst sehen, dass dir das noch schrecklichen Ärger einträgt«, sagte sie gähnend.
    »Davon bin ich überzeugt«, gab Celestina grimmig zurück. »Aber der Ärger wäre schlimmer, wenn ich nicht hinginge. Ich werde mich bemühen, alles in geordnete Bahnen zu lenken.«
    »Und wenn das nicht gelingt, ziehst du die nötigen Konsequenzen?«
    »Welche sollen das denn sein?«
    »Notfalls aufzuhören, dich als Mann zu verkleiden.«
    Celestina dachte nach. »So ein Notfall liegt nicht vor.«
    »Und wenn er einträte?«
    »Das versuche ich ja gerade zu verhindern!«
    »Dann viel Glück dabei«, sagte Arcangela ergeben.
    Sie nahm die Nachtleuchte von dem Schemel neben ihrem Bett und geleitete Celestina durch das stille Treppenhaus nach unten, wobei sie vorausging und nach allen Seiten lauschte.
    »Pass auf dich auf«, wisperte sie, während sie, nachdem sie Celestina zur Pforte hinausgelassen hatte, durch die offene Tür den Umhang entgegennahm. Celestina nickte und setzte sich die mitgebrachte Kappe auf. Dann huschte sie hurtig durch die dunkle Gasse davon. Weiter vorn an der Ecke leuchtete der Schimmer eines Windlichts.
    »Da bist du ja«, sagte Timoteo. Wie verabredet, erwartete er sie in der nächsten Gasse. Das Windlicht, das er mit sich führte, hatte er mit der hohlen Hand abgedeckt.
    »Dachtest du denn, ich halte mich nicht an unsere Vereinbarung?«, wollte sie wissen.
    Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu. »Ich war mir nicht sicher«, räumte er ein.
    Etwas in ihr schmolz beim Klang seiner Stimme. Er war so groß und kräftig und in blutigen Kämpfen erprobt, doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie jung er noch war. Diese Erkenntnis löste ein beruhigendes Gefühl von Überlegenheit in ihr aus.
    »Wollen wir ein Stück gehen?«, fragte sie.
    Er nickte, und gemeinsam schlenderten sie durch die nächtlichen Gassen. Sein Schritt war leicht, das Hinken war kaum zu sehen. Sie passte sich seinem Tempo an und fand es angenehm. Es war weit weniger ungemütlich, mit ihm durch die nächtlichen Gassen zu spazieren, als sie es sich ausgemalt hatte. Beinahe gefiel es ihr sogar.
    Hin und wieder begegneten ihnen Menschen, zu deren Gewerbe es gehörte, um diese Zeit unterwegs zu sein. Ein Nachtwächter, diverse Kneipengänger, ein Wirt, der ein volles Bierfass von einem Wagen hob und es zu seiner Schenke rollte, eine kichernde Dirne mit tiefem Ausschnitt und rot angemalten Wangen, begleitet von einem angetrunkenen Freier. Ein Soldat, der ein Pferd am Zügel führte.
    Die Fackeln, die in den belebteren Gassen an den Hauswänden brannten, tauchten alles in ein malerisches Licht. Gelegentlich wurde ihnen ein flüchtiger Blick zuteil, doch besondere Aufmerksamkeit erweckten sie nicht. Sie waren zwei Studenten, die von einer Zechrunde heimkehrten.
    Meinte Celestina zunächst, es gebe kein besonderes Ziel, so merkte sie nach kurzer Zeit, dass Timoteo eine bestimmte Richtung einschlug.
    »Wo gehen wir hin?«, fragte sie.
    »Da gibt es eine Stelle, die ich dir zeigen möchte. Lass dich überraschen.«
    Sie merkte, dass sie doch nicht so überlegen war, wie sie eben noch gedacht hatte.
    Sie räusperte sich. »Nun, immerhin können wir auf dem Weg dorthin schon mit dem beginnen, weshalb wir uns heute Nacht zusammengefunden haben.«
    »Warum haben wir uns denn zusammengefunden?« Es klang eine Spur belustigt. Sofort machte sich wieder die verhasste Unsicherheit in ihr breit. »Na, um zu reden, oder nicht?«
    »Gewiss. Reden kann nicht schaden.«
    Sie räusperte sich erneut. »Die ganze Situation ist dir sicher sehr … unangenehm.«
    »Nein, das ist sie nicht.«
    Verblüfft musterte sie ihn von der Seite. »Was?«
    »Die Situation ist mir nicht unangenehm. Ich gehe gern mit dir bei Nacht durch die

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