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Das Mädchen aus Mantua

Das Mädchen aus Mantua

Titel: Das Mädchen aus Mantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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geht mit ledigen Müttern nicht gerade zimperlich um. Ein endloser Spießrutenlauf wäre ihr gewiss.«
    »Und was ist mit den Belangen von Timoteo Caliari?«
    »Was soll damit sein? Mir ist bekannt, dass er Chiara verehrt. Er hat schon mehrmals wie ein liebeskranker Idiot unter ihrem Fenster gewartet, und auch sonst hat er sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Blicken verschlungen. Die Stadt hat Augen und Ohren, was dergleichen betrifft, und ich kenne nicht wenige von ihnen.« Gentile lächelte vergnügt. »Der junge Caliari wird überglücklich sein. Sein größter Wunsch geht in Erfüllung!«
    Celestina wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Sie hatte ja schon bei Arcangela keinen Boden gutmachen können.
    Gentile hatte sein Pulver noch nicht verschossen, seine gewichtigsten Argumente hatte er aufgespart. »Mit dieser Heirat erspart Timoteo sich und seiner ganzen Familie darüber hinaus das Schicksal der Verbannung. Du weißt selbst, dass sie dieser Strafe schon mehrmals nur haarscharf entgangen sind. Bis zum Ende des Jahres käme es mit Sicherheit zu weiteren Zwischenfällen. Gradenigo würde nicht lange fackeln, glaub mir. Eine Verbindung beider Familien durch Heirat wird dieser Bedrohung jedoch auf einen Schlag den Boden entziehen. Die Aussöhnung wird endgültigen Frieden schaffen.« Er lächelte zuvorkommend. »Dagegen willst du doch keine Einwände erheben?«
    Sie konnte nur zu Boden schauen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung wollte sie seine Kammer verlassen.
    »Warte bitte. Ich habe noch eine Aufgabe für dich.«
    Befremdet blieb sie stehen. »Eine Aufgabe?«
    »Ich brauche deine Hilfe, um die Angelegenheit voranzutreiben.«
    »Ich wüsste nicht, wie ich dabei helfen könnte«, sagte sie abweisend.
    »Oh, nichts leichter als das. Du musst lediglich eine Botschaft schreiben.«
    »Was für eine Botschaft?«, fragte sie, obwohl es leicht zu erraten war.
    »Du übermittelst ihm Chiaras Wunsch, ihn zu treffen. Ich weiß, dass du erst neulich auf recht originelle Weise auf seinen Wunsch hin, aber ohne ihr Wissen, ein Stelldichein zwischen den beiden arrangiert hast. Dass daraus ein Reinfall wurde, ist mir ebenfalls nicht entgangen.«
    »Du hast gelauscht!«
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Mein liebes Mädchen, ich stand zufällig auf der Treppe, als Chiara dir ihre Vorwürfe wegen deines Intrigenspiels entgegenschleuderte. Es war unmöglich, das zu überhören.«
    »Und wenn sie ihn nicht sehen will?«
    »Sie will, glaub mir. Ich werde mit ihr sprechen. Und du schreibst ihm. Weil du genau weißt, dass es für alle das Beste ist.«

Tags darauf
    Sie verfasste die gewünschte Nachricht und übergab sie einem Botenjungen, aber sie hasste sich dafür. Von den anderen unguten Gefühlen ganz zu schweigen. Böse Vorahnungen sagten ihr, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde. Doch sie konnte nicht umhin, die Sache auch aus dem Blickwinkel der Vernunft zu betrachten. Danach sprach alles dafür, Gentiles Plan zu unterstützen. Wie angekündigt, hatte er mit Chiara geredet und ihr ein bestimmtes Verhalten eingebläut, und nun sah es ganz so aus, als wolle sie sich fügen. Sie würde Timoteo sagen, dass sie, falls er ihr einen Antrag machen wolle, diesen freudig annehmen werde.
    Jedenfalls hatte Gentile es Celestina so erklärt. Das und noch mehr. Sobald das Paar sich einig sei, werde er Marta und Lodovico vor vollendete Tatsachen stellen. Dasselbe werde zweifelsohne auch Timoteo Caliari bei den Seinen erledigen, wonach einer baldigen Hochzeit nichts mehr im Wege stehe. Vorsorglich, so Gentile, sei es vielleicht auch sinnvoll, bei Gradenigo vorzusprechen und ihm die neue Entwicklung zu schildern, nur für den Fall, dass Alberto Caliari sich einer Heirat seines Sohnes, aller Dringlichkeit zum Trotz, zunächst widersetzen sollte.
    Nach dem Absenden der Botschaft marschierte Celestina unruhig in ihrer Schlafkammer auf und ab. Unablässig sann sie darüber nach, ob sie das Treffen aus einem Versteck heraus beobachten sollte. Doch sie fand keinen einzigen vernünftigen Grund, warum sie das hätte tun sollen. Es gab nur unvernünftige Gründe, etwa den, dass sie sein Gesicht sehen wollte, wenn er mit Chiara sprach. Oder dass sie in Erfahrung bringen wollte, ob ihn Chiaras Vorschlag wirklich glücklich machte. Oder schließlich, dass sie ganz einfach schrecklich neugierig war, wie alles weiterging.
    Da alle diese Beweggründe in höchstem Maße fragwürdig waren, entschied sie nach kurzem, aber heftigem inneren

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