Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)
mehr seinen eigenen Schwanz«, sagte der Kerl lachend zu zwei weiteren Wachen.
Als Lanzafame am Ende des Ganges angekommen war, sah er, dass die Türe offen stand, und trat ein.
»Ciao, mein Schatz«, sagte eine magere Prostituierte mit dunkler Haut.
Lanzafame schloss die Tür. »Wo hat der Doktor seine Instrumente?«, fragte er, während er die Flasche auf dem Boden abstellte.
»Was für Instrumente? Wer bist du?«, fragte die Hure und wollte zur Tür.
Lanzafame hielt sie auf. »Die von dem Doktor, der den Huren hilft.«
»Lass mich los. Ich weiß nichts«, sagte die Prostituierte erschrocken.
»Wenn ich die Instrumente des Doktors nicht finde, wird eine von Euch Huren sterben. Ist dir das völlig gleichgültig?«
»Ich weiß nichts über die Instrumente des Doktors«, beharrte die Prostituierte.
Lanzafame stieß sie zurück, damit sie nicht mehr so nah an der Tür stand. »Rühr dich ja nicht von der Stelle«, drohte er ihr. Dann entdeckte er in einer Ecke eine große, flache Ledertasche. Er zog die Jacke aus, wickelte das Seil ab und machte ein Ende davon mit einem Knoten am Griff fest. Damit trat er ans Fenster.
Im Stockwerk darunter wartete Serravalle bereits am Fenster.
Die Prostituierte nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Sobald sie im Gang war, rief sie laut um Hilfe.
»Verdammt!«, fluchte Lanzafame laut.
»Was ist los, Hauptmann?«, fragte Serravalle.
»Nimm die Instrumente und bring sie dem Doktor.« Lanzafame ließ die Tasche ab.
»Hauptmann …«
»Verflucht noch eins, Serravalle! Das ist ein Befehl!«
Serravalle nahm die Tasche und verschwand.
Lanzafame drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um zu sehen, wie ein Mann mit einem Messer in der Hand in das Zimmer stürzte. Lanzafame schickte ihn mit einem Schlag in den Magen zu Boden. Dann entwaffnete er ihn, schlug den Hals der Flasche gegen die Wand und lief hinaus auf den Gang, in der einen Hand das Messer und in der anderen die abgebrochene Flasche.
Zwei Männer standen schon an der Tür. Und vier weitere folgten ihnen.
Lanzafame trat nach dem ersten, der ihm entgegenkam, während er dem anderen die abgebrochene Flasche mitten ins Gesicht stieß. Die beiden Männer schrien auf, konnten aber nicht zurückweichen, weil hinter ihnen schon die anderen vier folgten.
»Du bist tot!«, schrie einer von ihnen drohend und stieß mit seinem Dolch nach ihm.
Lanzafame wich ihm aus und traf ihn mit dem Messer in die linke Seite. Er spürte, wie die Klinge sich zwischen die Rippen bohrte. Der Mann riss die Augen auf und erstarrte. Lanzafame zog das Messer wieder heraus und parierte schnell den Hieb eines anderen. Aber er wusste, dass er das nicht lange durchhalten würde. Kurz schoss ihm durch den Kopf, wie er dem Tod auf so vielen Schlachtfeldern von der Schippe gesprungen war, nur um jetzt bei den Huren von Venedig zu sterben. Er wich zurück und verteidigte sich, so gut er konnte. Dann spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Messerarm. Er war getroffen. Kraftlos öffnete sich seine Hand, und die Waffe fiel zu Boden. Lanzafame packte den Flaschenhals umso fester und wirbelte damit durch die Luft. Er sah, wie sich die Jacke des Mannes vor ihm rötlich verfärbte. Er traf einen anderen an der Kehle, doch die Folge war nur eine oberflächliche Verletzung. Inzwischen erhielt er einen weiteren Hieb gegen die Schulter, und sein Griff um den Flaschenhals lockerte sich. Lanzafame biss die Zähne zusammen und dachte, wenn er an Gott glauben würde, wäre dies jetzt der rechte Moment für ein Gebet. Dann versank alles um ihn herum in Nebel, doch wie in einem Traum sah er auf einmal ein wildes Durcheinander von Fäusten und Schwertern: Scarabellos Männer hatten unverhofft die Beine in die Hand genommen.
»Hauptmann! Hauptmann!«, rief Serravalle an der Spitze einer Schar Soldaten, die zu seiner Rettung herbeigeeilt waren.
»Serravalle!«, lachte Lanzafame. »Wie lange brauchst du denn für die paar Stockwerke?«
Serravalle packte ihn genau in dem Moment, als der Hauptmann zu Boden fallen drohte.
»Verflucht noch mal … wie lange hast du denn gebraucht?«, wiederholte Lanzafame. Er fühlte seine Kräfte schwinden und stöhnte laut auf vor Schmerz. »Leck mich am Arsch, Serravalle. Du weißt doch, dass ich nicht … Danke sagen kann.«
»Dann seid einfach still«, erwiderte Serravalle. »Gehen wir zum Doktor. Sieht aus, als müsste er heute wieder tüchtig nähen.«
»Der fünfte Stock … ist unser?«
»Stellung
Weitere Kostenlose Bücher