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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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wenn sie jetzt etwas sagte. Doch sie musste vollkommen ruhig wirken, fast schon unverschämt, wenn ihr Plan gelingen sollte. Und weil sie eine gute Betrügerin war, wusste sie, dass Angriff die beste Verteidigung war. »So wie sonst auch«, antwortete sie und verbarg die Ehrfurcht, die ihr diese so mächtige und reiche Frau aus hohem Hause einflößte. »Man greift in die Börse und bezahlt.«
    Die Adlige erstarrte, empört über diese Antwort. Ihre Gesellschaftsdame musste leise auflachen, drückte sich allerdings schnell ein besticktes Seidentuch vor den Mund, um es zu ersticken.
    »Ihr seid geistreich«, sagte die vornehme Dame.
    »Ihr seid sehr großzügig, Euer Gnaden.«
    »Gut. Und jetzt beantwortet meine Frage, wie es sich gehört.« Ihre Stimme klang eisig.
    Benedetta spürte, wie ihr tatsächlich kalt wurde. Die ganze Macht ihrer Vorfahren stand hinter dieser Frau, eine jahrhundertelange glorreiche Vergangenheit und ein riesiges Vermögen. Benedetta wusste, dass sie in ihren Augen ein Nichts war. Ohne dieses neuartige Gewand, das sie trug, hätte die Aristokratin sie keines Blickes gewürdigt. Deshalb musste sie jetzt mit ihrem Spiel fortfahren, obwohl sie sich ihr so unterlegen fühlte und am liebsten davongelaufen wäre. »Gefällt es Euch?«, fragte sie so vornehm, wie es ihr möglich war.
    »Hat man Euch nicht beigebracht, dass man auf eine Frage nicht mit einer Gegenfrage antwortet?«
    »So wie Ihr gerade, meint Ihr?« Diese Antwort war ihr ganz leicht über die Lippen gekommen. Benedetta fühlte sich wie beflügelt. Ja, sie würde es schaffen. Sie war dieser Frau gewachsen.
    »Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt von einer geistreichen zu einer unhöflichen Bemerkung«, sagte die Dame pikiert, während sich um sie herum allmählich ein Grüppchen neugieriger Frauen scharte, darunter auch die Kurtisane, die sich als erste neben Benedetta gesetzt hatte und ihr nun offen zulächelte.
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden«, sagte Benedetta mit einer angedeuteten Verneigung. »Aber meine Frage enthielt bereits eine Antwort. Ich habe Euch gefragt, ob es Euch gefällt, und wenn Ihr mir mit Ja geantwortet hättet, wie ich in aller Anmaßung einmal annehme, hätte ich Euch gesagt, dass ich genau deshalb ein Kleid bei einer Jüdin gekauft habe. Denn trotz ihrer Herkunft muss ich doch anerkennen, dass sie Talent hat. Und so wenig mir an ihr liegt, so viel liegt mir doch an mir selbst. Und dieses Kleid, verzeiht mir die Unbescheidenheit, steht mir ausgezeichnet. Findet Ihr nicht?«
    Die Adlige musterte Benedetta längere Zeit, ohne ihre Frage zu beantworten. »Manchmal denke ich, dass es ein Vorteil ist, wenn man keine angemessene Erziehung genossen hat, denn Euresgleichen haben sich von einer ganzen Reihe Regeln gelöst, die abzuschütteln wir uns schwertun. Was man gewissermaßen als ein Lob auf die Unwissenheit ansehen könnte«, sagte sie schließlich und sah zu den Damen ihres Standes hinüber, die zufrieden lächelten, weil die ältere Adlige Benedetta in ihre Schranken gewiesen hatte. Nachdem nun die Rangordnung wiederhergestellt war, wandte sich die Dame deutlich freundlicher an Benedetta: »Ja, gutes Kind. Dieses Kleid steht Euch wirklich vorzüglich. Ich glaube jedoch, das ist nicht nur das Verdienst dieser Jüdin, die es entworfen hat, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Vielmehr seid Ihr selbst … sehr anmutig.«
    Die Kurtisane verzog schmollend das Gesicht und flüsterte Benedetta in einem Moment, als die ältere Aristokratin sich anderen Edeldamen zuwandte und sich mit ihnen unterhielt, ins Ohr: »Ich bin beeindruckt, meine Liebe. So hat sie mit mir noch nie geredet. Und ich glaube, auch mit niemandem sonst hier.«
    Ich habe es geschafft, dachte Benedetta, der ein Stein vom Herzen fiel. Sie sah zu der Adligen hinüber, die sich ihr nun wieder zugewandt hatte. Der Fisch hat den Köder geschluckt.
    »Verschwindet, Bohnenstange«, sagte die Aristokratin und schob die Kurtisane beiseite. Dann wandte sie sich an Benedetta. »Ich kann es mir nicht erlauben, in einen jämmerlichen Laden mitten im Serail der Juden zu gehen. Aber vielleicht, so habe ich gerade mit meinen Freundinnen besprochen«, sagte sie und zeigte auf die Frauen, die den kostbarsten Schmuck von allen trugen, »könnte diese Jüdin ja ohne größeres Aufsehen in eines unserer Häuser kommen und uns die Gewänder zeigen.«
    Benedetta nickte. Und erbebte innerlich vor Freude.
    »Was meint Ihr?«, fragte die Aristokratin und sah ihr in

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