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Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition)

Titel: Das Mädchen, das den Himmel berührte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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nie wieder zu tun, gewann die Neugier in ihm die Oberhand, und er betrachtete sich in dem großen Spiegel, der von irgendeinem Schrank stammte und nun gegen die Wand gelehnt stand. Er fühlte sich sicher in den Sachen. Kein Jude hätte jemals so geschmacklose, auffällige Kleider getragen.
    Während er sich im Spiegel betrachtete, bemerkte er, dass der Verband an seinem Hals sich gelb färbte. Da erst wurde ihm bewusst, dass er dort auch einen Schmerz spürte. Ein tiefes, wütendes Brennen. Er löste den Verband. Die Wunde begann sich zu entzünden. Er roch am Verband und stellte fest, dass er stank. Shimon rieb ihn über die Wunde und entfernte auf diese Weise die gesamte gelbliche Schicht, die sich darauf gebildet hatte. Doch er wusste genau, dass dies nicht genügte. Sie würde sich wieder erneuern. Shimon holte Luft und schrie mit aller Kraft. Daraufhin öffnete sich die Wunde, und mit Blut vermischter Eiter spritzte heraus. Er schrie so lange weiter, bis nur noch leuchtendrotes Blut aus der Wunde, kam. Dann sah er sich um. Er wusste, was er zu tun hatte. Es würde sehr schmerzhaft sein, aber es war die einzige Möglichkeit.
    Shimon öffnete die Schubladen aller Möbelstücke im Raum, doch er fand nichts, was für seine Zwecke geeignet war. Wütend trat er gegen einen Stuhl. In diesem Moment hörte er etwas, das ihm vorher nicht aufgefallen war. Seine Hand ging zu seinem rechten Stiefel, den er Scavamorto ausgezogen hatte. Er tastete das Innere ab, woher das seltsame Geräusch gekommen war, und fand eine an der Seite eingenähte Geheimtasche. Darin waren drei Münzen. Drei Goldflorins. Seine Münzen.
    Shimon sah sie an, und in ihm stiegen Wut und Hass auf. Doch gleichzeitig begriff er, dass er das Gesuchte für seine Wunde gefunden hatte. Eine Ironie des Schicksals. Er lachte, und wieder quoll ein wenig Blut aus der Wunde.
    Er öffnete den Ofen, der in der Mitte der Hütte brannte, und fand eine Zange, die Scavamorto zum Rütteln der Scheite und Kohle gedient hatte.
    Shimon packte die Goldmünze mit den Metallenden der Zange und hielt sie ins Feuer, bis sie rotglühend wurde und beinahe schmolz. Er kniete sich hin, und mit einer ebenso schnellen wie verzweifelten Bewegung presste er sich die Münze mit der flachen Seite auf die Wundöffnung. Hätte er laut schreien können, so wäre sein Schrei in ganz Rom zu hören gewesen. Nahezu bewusstlos fiel er zu Boden. Er atmete tief durch und bemühte sich, den Schmerz auszuhalten, indem er sich auf das konzentrierte, was er sehen würde, wenn er sich später im Spiegel betrachtete. Da lachte er mit Tränen in den Augen, fand die Kraft aufzustehen und zum Spiegel zu gehen. Vorsichtig näherte er eine Öllampe seinem Hals.
    Die Wunde quoll bereits auf und rötete sich. Doch die Verbrennung würde bald abheilen, die Wunde würde sich schließen und vernarben. Er führte die Lampe noch näher heran und lachte zufrieden. Schon jetzt war zu erahnen, was in einigen Wochen deutlich zu sehen sein würde. Eine Lilie, spiegelverkehrt ins Fleisch eingeprägt. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, würde ihn ein Blick auf seinen Hals an seine Aufgabe erinnern. Shimon lachte noch einmal.
    »Du bist ja wahnsinnig«, hörte er hinter sich die Stimme Scavamortos, der das Bewusstsein wiedererlangt hatte und nun nackt in der Kälte erschauerte.
    Shimon drehte sich zu ihm um, die Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dann schwenkte er die drei Goldmünzen vor Scavamortos Augen.
    »Er hat dich gar nicht getötet …«, sagte Scavamorto leise. Erst jetzt begriff er, wen er vor sich hatte. »Du bist dieser Jude!«
    Shimon wandte verlegen den Blick ab. Als wäre für einen Moment wieder der ängstliche Kaufmann zurückgekehrt, der er immer gewesen war.
    Du wirst nie mehr Angst haben, wiederholte er sich stumm. Und du wirst nie mehr ein Jude sein.
    Er sah Scavamorto an. Der Mann war ihm sympathisch. Aber er durfte nicht am Leben bleiben.
    Shimon versetzte dem Ofen einen Fußtritt, sodass er umfiel. Dann verließ er die Hütte, bestieg den Wagen und trieb den Araber mit der Peitsche an, bis er blutete.
    Während er die Armengräber hinter sich ließ, sah er sich um. Aus der Hütte quoll dichter, dunkler Qualm.
    Und Scavamortos Schreie erhoben sich wie ein grauenvolles Gebet zum Himmel.

17
    D ie Nacht in Anna del Mercatos Haus verlief ruhig. Ein Feuer knisterte leise im Ofen, und vor Tagesanbruch fachte Anna die Glut an und wärmte die Reste der Suppe auf.
    Kaum war der Mönch hinaus zur Latrine

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