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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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kleines Wort ging ihm nicht aus dem Sinn. Einfaltspinsel.
    Ein altmodisches Wort, aber er fand kein zeitgemäßes Äquivalent dafür, das exakt dieselbe Bedeutung hatte. Einfaltspinsel - ein sanfter, lächelnder zurückhaltender Mensch, der sich untertänigst entschuldigt, wenn ihm jemand auf den Fuß tritt, von dem man sich Geld borgen kann und dabei mit Sicherheit weiß, daß er es nie zurückfordern wird. Wäre er ein kleiner Hund, würde er ständig nervös mit dem eingezogenen Schwanz wedeln.
    Bis zu welchem Grad war er tatsächlich ein solcher Einfaltspinsel? War er ein schwerer Fall? War er noch zu retten? Konnte sich ein Mann wirklich sein ganzes Leben lang ducken? Waren andererseits die gegenteiligen Eigenschaften nicht ziemlich häßlich? Arroganz Streitlust, Herrschsucht. Aber einem eingebildeten Menschen bereitete ein wichtiger Aspekt des Lebens offenbar wesentlich weniger Probleme.
    »Mädchen«, sagte er laut. Eine dicke Frau, die neben ihm saß, drehte sich zu ihm um und musterte ihn kühl. Kirby spürte, wie er rot wurde und sein Mund sich zu einem schüchternen, entschuldigenden Lächeln verzog. Er wollte sich schon vorbeugen, doch dann straffte er die Schultern, hob das Kinn und sagte: »Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen, Madam, sondern mit mir. Wenn Sie den Eindruck haben, daß Sie sich in Gesellschaft eines gefährlichen Verrückten befinden, dann suchen Sie sich einen anderen Hocker.«
    »Waaas? Ein Neunmalkluger, wie?«
    »Sie haben mich angestarrt, da muß ich doch etwas sagen.«
    »Lauter Verrückte, in Miami«, murmelte sie und beugte sich über ihren Thunfisch.
    Leiser Stolz stieg in Kirby hoch. Vielleicht war er kein kompletter Einfaltspinsel. Man mußte mit kleinen Dingen beginnen und der Einfalt langsam, Schritt für Schritt, einen kleinen Sieg nach dem anderen abringen; mit jedem Sieg nahm das Selbstvertrauen zu.
    Bei der Konferenz hatte er alles andere als einfältig reagiert. Ein Einfaltspinsel hätte einen genauen Bericht über seine Tätigkeit für O.K. Devices erstattet und sie dazu gebracht, ihm zu glauben. Er hatte die Wahrheit gesagt, aber in einer Anwandlung von Auflehnung hatte es wie eine Ausrede geklungen. Im Grunde war es Miss Wilma Farnhams Unnachgiebigkeit gewesen, die seine rebellische Reaktion ausgelöst hatte. Die Direktoren sollten ruhig schwitzen.
    Als er bei einem untersetzten Mädchen zahlte, nahm er sich ein Herz und sagte. »Der Kaffee war scheußlich.«
    »Was?«
    »Der Kaffee war scheußlich.«
    Sie lächelte ihn strahlend an. »Das stimmt!«
    Er ging zu den Telephonzellen und rief Wilma Farnham zu Hause an. Sie meldete sich nach dem zweiten Läuten; ihre Stimme klang kühl und korrekt.
    »Kirby Winter. Ich habe gestern versucht, Sie zu erreichen.« begann er.
    »Ja?«
    »Wir sollten uns unterhalten.«
    »So?«
    »Was ist los mit Ihnen?«
    »Nichts, Mr. Winter. Das Büro wurde geschlossen, ich habe die Bücher den Anwälten übergeben. Ich suche mir eine neue Stelle. Mr. Krepps hat mir ein großzügiges Legat hinterlassen, aber man hat mir gesagt, daß ich es erst in einigen Monaten bekommen werde. Unsere Beziehung ist beendet. Adieu, Mr. Winter.«
    Er rief nochmals an. »Was könnten Sie mir noch zu sagen haben, Mr. Winter?«
    »Hören Sie, Miss Farnham. Wilma. Ich habe erfahren, daß Sie alle Unterlagen verbrannt haben.«
    »Das stimmt.«
    »Allem Anschein nach werden uns die Leute von der Steuer vorladen ...«
    »Ich habe gewußt, daß Sie mich anrufen werden, Mr. Winter. Ich habe gewußt, daß Sie das Ehrenwort, das Sie ihm gegeben haben, vergessen würden, sobald er tot ist. Ich habe die Absicht, mein Wort zu halten, Mr. Winter. Ich würde lieber im Gefängnis verkommen, als das Wort brechen, das ich diesem großartigen Mann gegeben habe. Aber ich habe gewußt, daß Sie sofort versuchen würden, sich bei allen einzuschmeicheln, indem Sie ihnen alles erzählen, was Sie wissen. Glauben Sie mir, es gibt keine Unterlagen mehr, die das, was Sie ihnen erzählt haben oder erzählen werden, beweisen. Sie können mich weder durch Überredung noch durch Einschüchterung zu einem Wortbruch bringen. Sie sind ein elender, kriecherischer Schwächling, Mr. Winter, und Ihr Onkel hat Sie meiner Ansicht nach seit je her überschätzt. Belästigen Sie mich bitte nicht mehr.«
    Die Verbindung war wieder unterbrochen.
    Zwanzig Minuten später drückte er auf die Klingel zu ihrem Appartement. Als Sie sich über die Gegensprechanlage meldete und er seinen Namen nannte,

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