Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
»Ich!«
Betsy öffnete die Tür und ließ ihn ein. »Du lieber Himmel«, sagte sie leise. »Ist Ihnen jemand hierher gefolgt? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«
Er knöpfte die Jacke der Hoteluniform auf, nahm den Gürtel ab und zog das Kissen aus dem Hotel heraus. Er entfernte die Papierknäuel aus seinen Backen und ließ sich in einen Stuhl fallen. »Sie haben mir einen Dicken geschickt.«
»Einen dicken was?«
»Einen dicken Kellner. Ich rief vom Zimmer der Flitterwöchner aus an.«
»Von wessen Zimmer?«
»Als ich das letzte Mal jemanden geschlagen habe, war ich dreizehn. Er stellte das Tablett ab, drehte sich um und - Patsch. Ich steckte ihm eine Fünfzigdollarnote in die Hand. Dann bin ich einfach an ihnen vorübergegangen.«
»An wem?«
»Warum, um alles in der Welt, haben sie eine solche Uniform - lachsfarben und smaragdgrün?«
»Ich habe in den Sechs-Uhr-Nachrichten im Fernsehen alles über Sie gehört, Kirby. Ich habe vermutet, daß die wilde Jagd hinter Ihnen her ist, aber erzählen Sie vom Anfang an, sonst schreie ich.«
»Sie hat etwas von Schreien gesagt, und das klang widerlich.«
»Kirby!«
»Schon gut! Schon gut!« Er erzählte ihr alles. Diesmal waren keine Korrekturen erforderlich. Sie lauschte aufmerksam und nachdenklich.
»Sie hat also endlich die Zähne gezeigt!«
»Ich möchte um nichts in der Welt auf diese Yacht. Es ist verdammt anstrengend, mit jemandem zu sprechen, ohne genau zu wissen, worüber man eigentlich spricht.«
»Sie sind ein süßes Schäfchen und haben Ihre Sache sehr gut gemacht. Wo stehen wir also? Sie glaubt also, daß Sie wissen, worauf sie es abgesehen hat. Aber Sie haben keine Ahnung, was es ist?«
»Nicht die geringste.«
»Aber sie weiß, daß sie entweder ganz besonders schlau sein muß, um es Ihnen abzuluchsen, oder äußerst grob, oder sie muß Ihnen den vollen Preis zahlen, oder als Ihr Partner einsteigen. Wonach hört es sich an, was immer es sein mag?«
»Ich vermute nur, daß es eine Erfindung ist, mehr kann ich nicht sagen.«
Sie nickte ernst. »Das glaube ich auch. Vor vielen, vielen Jahren hat er wirklich an Erfindungen gearbeitet. Plötzlich war er reich und mächtig. Er ist auf etwas gestoßen, auf irgendeinen Dreh, der funktionierte. Charla und Joseph sind wahrscheinlich zu gewissen Schlußfolgerungen gelangt. Vielleicht wissen sie nicht einmal genau, was es ist. Aber sie vermuten, daß sich in seinen persönlichen Dokumenten Aufzeichnungen darüber befinden.«
»Und sie glauben, daß ich genau weiß, was es ist.«
»Vielleicht würde es helfen, wenn Sie die persönlichen Papiere jetzt bereits in die Hände bekommen könnten, Kirby.«
Er schloß die Augen. »Ich bin am Ende. Die ganze Welt glaubt, daß ich siebenundzwanzig Millionen Dollar vergraben habe, wie ein Eichkätzchen, und alle wollen das Geld. Nur sechs Leute wissen, daß ich alles verschenkt habe. Sie, ich, Wilma, Wintermore, Charla und Joseph. Ich ließ Charla im Glauben, daß ich einen Teil davon behalten habe. Aber sie sind auf etwas anderes aus, und ich weiß nicht, was es ist; Sie wissen es auch nicht und sind der Meinung, daß die beiden es ebenfalls nicht wissen.«
»Dann bleibt nur noch Wilma.«
Er öffnete die Augen. »Könnte sie etwas wissen?«
»Vielleicht; vielleicht weiß sie etwas, ohne sich dessen bewußt zu sein. Vielleicht hat sie etwas, ohne zu wissen, daß sie es hat.«
»Ich rufe sie einmal an.«
Er wählte Wilmas Nummer. Ein Mann hob ab. Er hatte eine klare, hohe Stimme. »Wer möchte mit ihr sprechen, bitte?«
Er zögerte. Betsy hörte mit und nickte. »Kirby Winter.«
»Können Sie mir denn beweisen, daß Sie Mr. Winter sind?«
»Wie soll ich Ihrer Meinung nach ...?«
»Einen Augenblick, bitte. Ich muß die Fragen, die sie aufgeschrieben hat, holen. Wenn Sie die Fragen richtig beantworten, habe ich den Beweis, daß Sie Mr. Winter sind.« Zwanzig Sekunden Stille. »Sind Sie da? Gut. Erstens: Mit wem haben Sie zum Zeitpunkt des Todes Ihres Onkels verhandelt?«
»Äh ... Manuel Hernandez y Gomez.«
»Und den Namen des Mannes in Rangoon im Dezember?«
»Dr. Na Dan Boala.«
»Danke, Mr. Winter. Ich habe meiner Schwester diese Vorsichtsmaßnahme vorgeschlagen. Sie erlitt einen emotionalen Schock und war in einer schrecklichen Verfassung und unfähig, so präzise zu denken wie sonst. Ich bin Roger Farnham. Sie hat gehofft, daß Sie anrufen. Jetzt kann ich Gott sei Dank wieder gehen. Die ständigen Belästigungen sind gräßlich; Ihnen
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