Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
Vom Netzwerk:
plötzlich inne und sah ihn mißtrauisch von der Seite an. »Wie war das jetzt?«
    »Sie haben geglaubt, daß ich Bernie bin, stimmt's? Sie haben also keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.«
    Sie war für einen Augenblick still. Dann setzte sie sich auf, schniefte noch einmal und nickte ihm schließlich zu. »Ich muß es wahrscheinlich so sehen, wie Sie sagen. Aber mit vierzehn habe ich mir heimlich gelobt, daß ich mich nie mit einem Mann in die Klappe haue, den ich nicht liebe. Auch wenn es nur ein Zufall war, habe ich das Versprechen trotzdem gebrochen. Mir ist ganz komisch, wenn Sie mich anschauen, und bei Männern, die ich liebe, macht es mir nie etwas aus. Aber jetzt ziehe ich mich an, und das ist noch komischer. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll, Mister. Wie heißen Sie?«
    »Kirk Winner.«
    »Ein Freund von Bernie?«
    »Ein Freund einer Freundin.«
    »Sind Sie wegen der Fernseh-Sache da?«
    »Nein.«
    »Verheiratet?«
    »Nein.«
    Sie legte den Kopf schief. »Sie sehen eigentlich gar nicht so übel aus.«
    »Vielen Dank.«
    Sie legte die glatte junge Stirn in nachdenkliche Falten. »Ich verstehe nur nicht, Kirk, wieso es wirklich großartig war. Ich habe mir immer gedacht, daß es ohne Liebe nichts ist. Wenn es aber mit einem Fremden schön ist, komme ich mir wie ein Tier vor.«
    »Sie haben Ihre Liebe für Bernie ausgedrückt. Daher war es so schön, Bonny Lee.«
    Sie grinste. »Sie können einem richtig was einreden. Ich werde noch mit allen möglichen Problemen zu Ihnen kommen, ja?«
    »Wann immer Sie wollen.«
    »Ich muß ständig daran denken, wie Bernie ohne Schnurrbart aussehen würde. Dabei habe ich schon geglaubt, daß ich es endlich zu sehen bekomme.«
    »Wie alt sind Sie, Bonny Lee?«
    »Fast zwanzig.«
    »Du lieber Himmel. Wohnen Sie bei Ihren Eltern?«
    »Meine Eltern! Sind Sie verrückt? Meine Familie hat eine kleine Farm in South Carolina gepachtet. Mit vierzehn habe ich an einem Schönheitswettbewerb teilgenommen, für den man mindestens sechzehn sein sollte, aber ich habe garantiert wie sechzehn oder mehr ausgesehen. Beim Talentwettbewerb war ich nicht gut, aber als Preis hat mich einer der Preisrichter nach New Orleans mitgenommen, und danach bin ich nie mehr zurückgekommen. Einmal war ich verheiratet, das war ein Chaos, und ich war ihn bald wieder los. Der Mann hat Klarinette gespielt und Whisky getrunken. Dann habe ich in Lokalen gesungen. Jetzt arbeite ich im Rio in Nord Miami; ich singe und strippe auch ein bißchen, aber nicht ganz. Außerdem mache ich eine Bongo-Nummer. Jetzt will ich Karriere machen; die eine Ehe hat mir gereicht, das kann ich Ihnen sagen. Bernie ist nett zu mir; das mit ihm hat voriges Jahr angefangen. Ich habe das schönste Leben; in meinen Papieren steht, daß ich zweiundzwanzig bin, ich habe mein eigenes kleines Auto und was ich so brauche und jede Menge Freunde. Mir wäre nie eingefallen, daß ich in so etwas hineingerate. Ich schwöre Ihnen, Kirk, es hat mich vollkommen durcheinandergebracht.«
    Sie drehte sich um und schwang sich aus dem Bett. Mit einem Schritt ihrer langen Beine war sie aus dem hellen Lichtkreis der Lampe getreten. In Dunkeln waren nur ihre hellen Haare und die zwei blassen Streifen, die der Bikini hinterlassen hatte, zu erkennen.
    »Familie!« brummte sie. »Ich habe mich in der heißen Sonne genug abgerackert. Wenn ich geblieben wäre, so hätten mich mittlerweile ein paar nackte Kinder geschafft. Denn wenn du dort mit fünfzehn nicht dein erstes Kind hast, dann mußt du wirklich wie eine Kröte ausschauen. Ich habe aber nicht wie eine Kröte ausgesehen, und sehe nicht so aus.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Die Frau von dem Preisrichter hat sieben Wochen gebraucht, bis sie ihn aufgestöbert hat; dann hat sie ihm alle Teller im Appartement an den Kopf geworfen. Ich bin mit dem bißchen Geld, das er noch übrig hatte, zur Hintertür raus. Bis heute nacht habe ich mich nur deshalb geschämt, weil ich damals das Geld mitgenommen habe.«
    Langsam sammelte sie ihre Kleider vom Boden auf, schüttelte sie aus und legte sie über die Armlehne eines Stuhls. Sie kam zum Bett zurück, hob eine weiße Tasche auf und setzte sich außerhalb des Lichtkegels am Fußende auf die Bettkante und blickte ihn an.
    »Zu grell«, sagte sie, stand auf und schaltete einen niedrigen Leuchter in der Ecke ein; den Deckenstrahler schaltete sie aus und setzte sich wieder auf das Bett. Sie nahm eine kleine Bürste aus der Handtasche und bürstete die weißen

Weitere Kostenlose Bücher