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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Sie jetzt ein bißchen kooperativ sind, ist alles vergeben. Sie haben jede Menge Probleme am Hals, das wissen Sie ja. Der tückische Angriff auf den armen Kellner war ein dummer Fehler. Aber offensichtlich mangelt es Ihnen nicht an Einfällen, daher wird es Ihnen hoffentlich gelingen, ohne Zwischenfall von diesem Appartement zur Glorianna zu kommen. Hören Sie mir gut zu, mein Junge. Sie liegt am Dock E im Biscayne Marina. Seien Sie bitte um spätestens zehn Uhr an Bord.«
    »Wie spät ist es?«
    »Zwanzig nach sieben. Sie haben genügend Zeit.«
    »Aber ich will nicht ...«
    »Filiatr ... besser gesagt Betsy ist ein dummes, starrköpfiges, emotionales Kind. Sie versuchte schlau zu sein. Sagen wir es so, es ist nicht klug, gegen ein Damengambit ein Schäfermatt zu versuchen. Vielleicht zählte sie auf ein Gefühl, das es gar nicht gibt. Vielleicht wollte sie uns gegen Sie ausspielen. Das läßt sich momentan schwer sagen. Sie spricht mittlerweile völlig zusammenhanglos. Ich muß Ihnen dazu gratulieren, daß Sie ihr nicht reinen Wein eingeschenkt haben. Sie wollte uns nämlich unbedingt alles beichten. Sie erzählte uns, daß ihr zwei jungen Leute schon sehr bald Gefallen aneinander gefunden habt. Und natürlich hat sie uns verraten, wo wir Sie und auch Miss Farnham erreichen können. Charla kann es kaum erwarten, auch mit Miss Farnham zu sprechen. Sie müssen jeden Augenblick eintreffen. Aber wir werden mit den anstrengenden Fragen warten - sagen wir, bis zehn Uhr.«
    »Was wollen Sie damit ...«
    »Ich möchte Sie damit nur dringend auffordern zu kommen, alter Junge. Ich zähle auf Ihr Verantwortungsbewußtsein Betsy gegenüber und auf Ihre Gefühle. Sie ist dieser Behandlung wirklich nicht gewachsen. Wenn Sie nicht plötzlich jede Vernunft verloren haben, werden Sie begreifen, daß Sie uns bei dem Stand der Dinge dringend brauchen. Wir erwarten Sie, Kirby.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Er legte auf. Seine Finger zitterten. Er stand auf, zog Shorts an und ging zur anderen Seite des Betts. Er hockte sich hin und betrachtete Bonny Lees liebes, schlafendes Gesicht. Er glaubte, sein Herz müsse bei dem Anblick zerspringen.
    Es hob sich dunkel vom Kissen ab. Die Lippen waren leicht geöffnet; ein Gesicht von absoluter Unschuld. Eine Hand ruhte neben dem Gesicht. Eine schlanke, braune, muskulöse Hand, wie die Hand eines Teenagerjungen. Beim schwachen Schein der frühen Morgensonne entdeckte er auf ihrem Handrücken eine I-förmige haarfeine Narbe. Wie sie wohl dazu gekommen war?
    Er legte die Hand auf ihre warme, nackte Schulter und schüttelte sie sanft. »Bonny Lee, Liebling! He! Bonny Lee!« Sie runzelte kurz die Stirn, sonst geschah nichts.
    Er schüttelte sie heftiger und sprach energischer.
    Sie gab einen leisen, unwilligen Laut von sich und warf sich auf die andere Seite. Er rollte sie zurück und schüttelte sie.
    Schließlich öffnete sie die Augen und sah ihn finster an. »Mitten in der Nacht«, murmelte sie. »Mitten in der Nacht. Laß mich in Ruh'!« Und schon schlief sie wieder. Er nahm ihr das Laken weg, zog ihre Beine aus dem Bett, faßte sie an den Schultern und setzte sie auf. Das Kinn sank ihr auf die Brust, die Schultern fielen nach vorn, und sie murmelte und knurrte ihn an. Als er ihre Schultern losließ, kippte sie auf die Seite und begann leise schnurrend zu schnarchen. Er setzte sie wieder auf, nahm sie an den Handgelenken und wollte sie hochziehen. Als er begriff, daß er sie nur vom Bett zog und sie gleich sie auf dem Gesicht landen würde, umfaßte er ihre Taille und stellte sie einen Meter vom Bett entfernt auf die Beine. Beinahe wäre sie wieder zusammengesackt, dann gab sie sich aber einen Ruck und schielte nach ihm. Sobald er sie losließ, drehte sie sich um, machte einen Schritt und warf sich mit dem Gesicht nach unten quer über das Bett. Er stellte sie wieder auf die Beine und ging mit ihr auf und ab. Sie stützte sich schwer auf ihn, taumelte, fluchte und stöhnte. Er ließ sie plötzlich los, hielt sich aber bereit, sie aufzufangen, falls sie fiel. Sie schwankte, gewann aber ihr Gleichgewicht; es schüttelte sie heftig, sie fuhr sich mit den Fingern durch die Locken und sah ihn scharf an.
    »Was, zum Teufel, willst du, Kirk?«
    »Bitte wach auf, Bonny Lee.«
    Sie blinzelte und blickte zum Balkon. »Morgengrauen«, stellte sie verzweifelt fest. »Du Scheißkerl!«
    »Ich hätte dich schlafen lassen, aber ich brauche deine Hilfe.«
    Gehässiges Mißtrauen sprach aus ihren Augen.

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