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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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»Ich warne dich, Schatz! Es ist hoffentlich wichtig!«
    »Es ist wichtig.«
    Wieder schüttelte es sie. Sie drehte sich um und tappte zum Bad. Er hörte die Dusche. Er sah ihre Kleider durch: eine limonenfarbene Hose, eine weiße Bluse mit einer gelben aufgedruckten Figur, eine kleine gelbe Jacke, weiße Sandalen, zwei hauchdünne blaugrüne Wäschestücke aus Nylon. Er legte alles auf einen Stuhl vor der Badezimmertür. Die Dusche hörte auf. Die Tür ging einen Spalt auf, und sie streckte einen nassen braunen Arm durch. »Bring mir meine Tasche, Liebling!« rief sie. Er drückte sie ihr in die Hand. Dann inspizierte er Bernies Kleiderschrank und legte ein graues Sporthemd und eine dunkelblaue Hose zurecht.
    Kurz darauf tauchte ihr Kopf im Türspalt auf; sie wollte etwas sagen, als sie ihre Kleider entdeckte, lächelte sie ihn an und verschwand mit den Kleidern wieder im Bad. Das Protokoll war etwas verwirrend. Bis zum morgendlichen Bad konnte man offensichtlich vollkommen unbefangen splitternackt herumlaufen, von da an hatte man züchtig zu sein.
    Sie kam heraus, war gebürstet und geschminkt, rückte die gelbe Hose zurecht, warf Jacke und Tasche auf einen Stuhl und lächelte ihn an. »Wenn man einmal aufgestanden ist, ist es gar nicht mehr so schlimm. Man hat mir gesagt, daß ich schwer wach zu kriegen bin.«
    »Du bist aus dem Bett gesprungen, sobald ich das erste Mal deinen Namen geflüstert habe.«
    »Jetzt bist du im Bad dran. Ich räume ein wenig auf. Wo starrst du hin?«
    Er sah offenbar eigenartig drein. Als er sie betrachtete, war ihm eingefallen, was ein Teamkamerad einmal über Mikey Mantle gesagt hatte. »Je mehr er auszieht, desto größer sieht er aus.«
    Angezogen wirkte Bonny Lee verändert. Sie sah größer und dünner aus. Er hatte noch deutlich die üppigen Brüste und Hüften vor Augen und entsann sich der köstlichen weiblichen Formen, um die sich seine Hände und Arme geschlossen hatten. Vor ihm aber stand eine gepflegte, elegant gekleidete, hübsche Fremde. Wie war das möglich?
    Ihr Lächeln verschwand, und die braunen Augen wurden groß. »Ach Gott, du hast mich ja noch nie angezogen gesehen!« Sie wurde rot, und ihr gebräuntes Gesicht schimmerte feucht. »Am liebsten würde ich im Boden versinken, Schatz.«
    »Schon gut. Wir wissen ja, wie es passiert ist.«
    »Das schon, aber ich stelle mir nur vor, wie es für jemand anderen klingen mag. Wie würdest du es erklären?«
    »Wir brauchen nichts zu erklären.«
    »Ich soll jetzt gehen, weil jemand kommt, ja?«
    »Nein.«
    »Wer ist dieser Freund von Bernie, der auch dein Freund ist?«
    »Eine Schauspielerin.«
    »Na prima!«
    »Äh ... Bernie ist in sie verliebt - glaube ich zumindest.«
    »Bernie ist in alles verliebt, was Röcke trägt. Geh duschen!«
    Das graue Hemd war in den Schultern zu eng und die blaue Hose war zu kurz, sein Kinn war wund von der einzigen Rasierklinge, die er gefunden hatte, aber als er aus dem Bad kam, duftete es nach Kaffee. Sie hatte das Bett gemacht. Mit kampflustig vorgeschobenem Kinn, die Fäuste in die Hüften gestützt und die braunen Augen schmal zusammengekniffen, kam sie auf ihn zu. Hinter ihr lag die farbenfrohe Kellneruniform auf dem Fußende des Betts.
    »Du trägst Bernies Sachen, Kirk. Warst du vielleicht Kellner im Elise? Was, zum Teufel, ist hier los?«
    »Ich kann es dir jetzt nicht erklären, Bonny Lee ...«
    »Das wirst du aber, Mister, sonst erlebst du was, daß dir Hören und Sehen vergeht!«
    Nach zwei hilflosen Versuchen brachte er es endlich heraus:
    »Ich heiße in Wirklichkeit Kirby Winter.«
    Sie legte den Kopf schief. »Du sagst es so, als sollte ich den Namen kennen.«
    »Das habe ich gedacht.«
    »Kirby Winter? Vielleicht habe ich schon von dir gehört. Du sprichst schön, klingst gebildet. Bist du ein Schauspieler oder so etwas Ähnliches?«
    »Ich bin - aus den Nachrichten bekannt. Seit gestern.«
    »Ich gebe nicht besonders acht, wenn ...« Sie brach unvermittelt ab, griff sich an die Kehle und starrte ihn erschrocken und ungläubig an. » Du bist das, Schätzchen? Siebenundzwanzig Millionen Mäuse! Du bist derjenige, der das viele Geld gestohlen und versteckt hat!«
    »Ich habe es nicht gestohlen. Und ich habe es nicht versteckt.«
    Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »Du bist ein Verwandter von diesem Kroops?«
    »Krepps. Onkel Omar.«
    Sie machte einen Schritt zurück, ließ sich matt auf das Bett fallen und starrte ihn an. »Du hast mit einer Frau, die wie eine alte Lehrerin

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