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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Danke für alles, Onkel Omar, dachte er.
    »Wie weit ist es bis zum Bootshafen?«
    »Etwa zehn Minuten.«
    Bevor sie hinausgingen, küßte er sie. Sie hielten einander sekundenlang fest. Betsy blickte zu ihm auf. »War's schön?«
    »Schöner als ich sagen kann.«
    »Du bringst mich noch zum Heulen, Kirby. Gehen wir!«
    Der Sunbeam Sportwagen war etwa drei Jahre alt, schäbig und verdreckt und begann bereits zu rosten. Aber der Motor röhrte sofort auf, und sie riß das Auto wie ein Spielzeug an einer Schnur um eine Ecke. Er faßte gerade noch rechtzeitig nach seinem Hut. Es war fast neun Uhr. Ihre braunen Hände lagen auf dem Lenkrad, sie reckte das Kinn hoch, hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und eine Zigarette im Mundwinkel hängen. Sie schaltete hinauf und schaltete herunter und wechselte im dichten Morgenverkehr behend die Spuren. Zuerst war es beängstigend, aber er erkannte bald, wie gut sie fuhr und fühlte sich in dem lärmenden, kleinen gelben Auto vollkommen sicher.
    Sie fuhr durch das Hafenviertel, bog nach Norden ab und fuhr noch drei Häuserblocks weiter; als sie herunterschaltete, sah er das große Hinweisschild zum Bootshafen und die vielen Motorboote an den breiten Anlegeplätzen. Plötzlich gab sie Gas und fuhr daran vorbei. Er sah die Polizeiautos am Straßenrand und die uniformierten Männer am Dock. Sie bog um die nächste Ecke, bremste und manövrierte das kleine Auto in eine Parklücke.
    »Diese Tür ist zu, da ist nichts zu wollen«, sagte sie.
    »Was, zum Teufel, soll ich denn jetzt tun?«
    »Bleib hier sitzen und Bonny Lee wird sich umsehen. Wie heißt das Schiff?«
    » Glorianna. «
    Sie fand eine Zeitung unter dem Sitz und gab sie ihm. »Versteck dich dahinter, Schatz. Bin gleich wieder da.«
    Sie blieb fünfzehn unerträglich lange Minuten fort. Dann zwängte sie sich ins Auto und fuhr davon. Sie fuhr nach Westen, fand ein Einkaufszentrum und parkte zwischen den anderen Autos.
    »Es hat ein wenig gedauert, bis ich mir einen süßen Bullen ausgesucht und ihn soweit gebracht habe, daß er zu mir gekommen ist und mir gezeigt hat, wie wichtig er ist. Die Glorianna hat vor zwanzig Minuten abgelegt, und die Bullen sind zehn Minuten zu spät gekommen. Soweit ich mitbekommen habe, ist folgendes passiert: Sie haben herausgefunden, daß ein Großteil deiner Sachen aus irgendeinem schäbigen Hotel abgeholt wurde. Nach einer Weile sind sie draufgekommen, daß alles zum Bootshafen und an Bord der Glorianna geschafft wurde. Daher nehmen sie an, daß du auch an Bord bist und damit in der Falle sitzt. Die Küstenwache ist schon alarmiert und wird das Schiff jeden Moment anhalten. Es ist ein richtig großer Fisch, hat mir der Mann am Kai versichert. Sie sind der Meinung, daß siebenundzwanzig Millionen an Bord geschafft wurden. Sie stehen herum und halten es vor Aufregung kaum aus. Ich wüßte für mein Leben gern, was sie auf das Schiff gebracht haben, Schatz.«
    »Persönlicher Kram, alles in allem vielleicht im Wert von zweihundert Kröten. Sogar Schlittschuhe sind dabei.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Du lieber Himmel! Schlittschuhe!«
    »Ich weiß nicht, wohin ich jetzt soll, Bonny Lee.«
    »Ich würde die Geschichte gern von Anfang an hören. Wollen wir zu Bernies Wohnung zurückfahren?«
    »Lieber nicht.«
    »Im Augenblick wollen wir uns nur irgendwo unterhalten. An einem öffentlichen Strand werden sie uns am allerwenigsten suchen. In Ordnung?«
    »In Ordnung, Bonny Lee.«
    Das kleine Auto machte einen solchen Lärm, daß jede weitere Unterhaltung unmöglich war. Sie fuhr zum Strand und dann nach Norden. Gegen zehn Uhr saßen sie auf einer Betonbank in einem kleinen offenen Pavillon; vor ihnen lag der breite Strand, und dahinter kräuselten sich die rollenden, blauen Wogen des Atlantik. Es war ein Dienstag im April, aber es waren Hunderte von Leuten am Strand. Er fühlte sich allmählich niedergeschlagen und hilflos.
    »Erzähl mir alles, Schatz, dann werde ich dir meine Meinung dazu sagen.«
    Er erzählte. Er leierte eine eintönige Litanei von Fakten herunter, ohne etwas zu beschönigen. Dabei ging ihm auch noch der letzte Funken Mut verloren. Er begann bei der Testamentseröffnung nach der Beerdigung und hörte bei Josephs morgendlichem Anruf auf.
    Er starrte sie ausdruckslos an. »Meinst du, daß ich versuchen soll, alles aufzuklären?«
    »Wer würde dir glauben? Sie werden dich für einen Fixer halten.«
    »Glaubst du mir?«
    »Ich liebe dich, vergiß das nicht. Ich glaube dir,

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