Das Maedchen mit dem Stahlkorsett
zog eine Augenbraue hoch. »Was für eine geistreiche Antwort, Euer Durchlaucht. Ja, das Leben wird langweilig, wenn es allzu glatt verläuft.«
Griffin seufzte. »In der Tat. Und nur zu deiner Information, es gefällt mir nicht, wenn sich die Leute überschlagen, um mir einen Gefallen zu erweisen. Normalerweise erwarten sie nämlich sehr wohl eine Gegenleistung. Das macht es schwierig zu erkennen, wer meine wahren Freunde sind.«
»Du lebst mit ihnen unter einem Dach«, erinnerte Jasper ihn.
Das entsprach der Wahrheit, doch er hätte es nicht aussprechen müssen, weil Griffin es sowieso wusste. Der junge Herzog bückte sich unter der Samtkordel hindurch und hockte sich neben die Stelle, an der die Königin zuvor gestanden hatte.
Wer beging einen solchen Diebstahl? Und aus welchem Grund? Er sah sich um und entdeckte rein gar nichts. Kein Haar, keinen Faden von einem Kleidungsstück, kein …
Doch, da war etwas. Er zog zwei Glasplättchen und eine kleine Klinge aus der Innentasche seiner Jacke. »Jas, schau dir das mal an.«
Sein Freund kam näher. »Was denn?«
»Öl.« Er führte die Klinge durch das Tröpfchen und achtete darauf, nicht den Boden zu verkratzen. Dann roch er daran. »Die gleiche Beschaffenheit und der gleiche Geruch wie bei den Tatorten, wo die Automaten die Täter waren.«
Jasper beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Der Maschinist?«
Griffin lächelte. Es gab keinen Grund, sich zu freuen oder irgendeine Art von Zufriedenheit zu empfinden, doch er konnte die Gefühle nicht unterdrücken. Es kam ihm vor, als seien sie dem Verbrecher auf den Fersen, auch wenn sie immer noch keine Ahnung hatten, wer er war und wo er sich versteckt hielt. »Unser verschlagener Freund war in letzter Zeit sehr fleißig.«
»Warum zum Teufel stiehlt er eine Wachspuppe, obwohl er offensichtlich Metall bevorzugt?«
»Keine Ahnung.« Griffin sicherte das Öl zwischen den Glasplättchen. Emily sollte es später genauer analysieren.
Jasper starrte ihn finster an. »Worüber freust du dich dann so, obwohl du es nicht weißt?«
Griffin grinste schief. »Weil wir es bald herausfinden werden.«
In diesem Moment brachte Mr. White ihnen die Adresse des Nachtwächters. Griffin bedankte sich bei dem Kurator, verabschiedete sich und kehrte mit Jasper zu den Velos zurück. Sie machten sich sofort auf den Weg zu dem verletzten Wachmann.
Mit höchster Geschwindigkeit, aber umsichtig genug, um Fußgängern und Pferden auszuweichen, sausten sie durch den Verkehr und klopften bald darauf an die Tür eines kleinen, aber sauberen und gemütlichen Hauses in Shoreditch.
»Ein langer Weg zur Arbeit«, meinte Jasper, während sie warteten.
Griffin zuckte mit den Achseln. »Dank der Untergrundbahn ist es heutzutage für die Einwohner viel einfacher, weit entfernt vom Arbeitsplatz zu leben.«
Jasper schnitt eine Grimasse, als sein Freund die unterirdische Eisenbahn erwähnte. Der Cowboy konnte beengte Räumlichkeiten nicht ausstehen.
»Nein«, gab Griff lächelnd zu. »Ich mag sie auch nicht.«
Ein korpulenter Mann, kleiner als Griff, aber gut doppelt so breit, öffnete ihnen die Tür. Griffin blickte noch einmal auf die Karte, die Mr. White ihnen ausgehändigt hatte. »Mister Angus MacFarlane?«
»Aye«, bestätigte der Mann, während er Griffins feine Kleidung und die Pistole beäugte, die nur teilweise unter Jaspers Mantel verborgen war. Die roten Brauen zogen sich über den klaren blauen Augen zusammen. »Wie kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«
Griffin gab ihm die Hand. »Griffin King, Duke of Grey thorne. Das hier ist mein Freund Jasper Rale. Wir würden Sie gern zum Raub bei Madame Tussauds befragen.«
MacFarlane war nicht beeindruckt. Er wirkte sogar ausgesprochen misstrauisch. »Dürfte ich vielleicht irgendeine Art von Ausweis sehen, Durchlaucht?«
Es gelang Jasper nicht, das Kichern zu unterdrücken. Griffin lächelte etwas unglücklich und zückte eine Visitenkarte.
Der dicke Schotte betrachtete die auf feinstem Papier gedruckte Karte und beschloss offenbar, dass Griff der war, für den er sich ausgab. Er machte Platz. »Kommen Sie herein.«
»Danke.« Griff trat als Erster ein, Jasper folgte ihm auf dem Fuße.
»Ich würde Ihnen ja etwas zu trinken anbieten, aber ich habe leider nichts da, was Ihresgleichen zu trinken pflegt.« Es klang keineswegs bescheiden, sondern eher, als wäre Griff derjenige, der ein Problem hatte. Das war nichts Neues. Mit dem Wissen, dass ihm seine Stellung als Herzog viele
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