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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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Leere und versuchte sich daran zu erinnern, was der Polizist gesagt hatte.
    »Ich hab meinen Vater mit einem Stein geschlagen, und er ist gestorben.«
    Leroy riss die Augen auf. Er war verblüfft. Seine neue Freundin sollte so etwas getan haben?

    »Warum hast du das gemacht?«, fragte er entgeistert. Hatte er sie so falsch eingeschätzt?
    »Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Aber warum hast du dann gesagt, dass du es getan hast?«
    »Weil sie es mir gesagt haben.«
    Leroy fehlten die Worte. Er musterte Tess’ ausdruckslose Miene und wollte nicht glauben, dass sie zu so etwas fähig war.
    »Vielleicht stimmt das ja gar nicht? Vielleicht hat dir nur jemand die Schuld in die Schuhe geschoben?«
    Tess starrte auf den Boden, unfähig, die Bedeutung seiner Worte zu begreifen, die sie sich genau einprägte, um später noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken. Es klingelte,und die Kinder stellten sich in Reih und Glied auf, gedankenverloren reihten sich Tess und Leroy als Letzte ein, bevor sie wieder zum Unterricht gingen.

Kapitel 25
    1981
    S am Moran fand sich beim Nachlassgericht in Dublin wieder, um den letzen Willen von Michael Byrne einzusehen. Die Testamente Verstorbener waren in Irland öffentlich zugänglich, man benötigte dazu nur den Todestag der betreffenden Person und ihre letzte offizielle Anschrift. So etwas hatte er schon öfter gemacht, vor allem in seinen ersten Jahren in London, wo er für eine kleine Zeitung eine kurze Kolumne über den Nachlass Verstorbener verfassen musste. Die Arbeit war langweilig, aber die Leser steckten eben gerne ihre Nase in die Vermögensverhältnisse anderer Leute. Nach fast zwei Jahren wechselte er zu einer Kolumne, die sich mit laufenden Gerichtsverfahren beschäftigte, was entschieden mehr nach seinem Geschmack war.
    Seine Begeisterung heute Vormittag hielt sich allerdings in Grenzen. Die Recherchen wurden immer mühsamer, und er hatte mehr lose Enden in der Hand als je zuvor. Daher ging er auch nicht davon aus, dass in Byrnes Testament irgendetwas Ungewöhnliches zu entdecken war.
    Als das gesuchte Schriftstück schließlich vor ihm lag, schnappte er nach Luft. Die Gerüchte stimmten also doch. Byrne war nicht Seán Byrnes Vater. Noch verblüffender war die Tatsache, dass er auch nicht der Vater der älteren Tochter war und dass er den Hof Tess vermacht hatte. Ihm war klar,
dass Teresa Byrne das gar nicht begriffen hätte, und selbst wenn … Er hatte ihr ja alles hinterlassen, warum sollte sie ihn also umbringen? Falls sie es doch getan hatte, dann musste es einen anderen Grund dafür geben. Wenn allerdings Seán Byrne gewusst hatte, dass er enterbt worden war, dann hätte er ein Mordmotiv gehabt. Er sollte den Hof ja nur so lange verwalten, bis seine Schwester volljährig war. Ob sich die Polizei seinerzeit um diesen Aspekt gekümmert hatte? Kate Byrne hatte aller Wahrscheinlichkeit nichts damit zu tun, sie hätte den Hof schließlich sowieso nicht bekommen. Vielleicht war es auch gar nicht um den Hof gegangen? Vielleicht hatte jemand mit Michael Byrne noch eine Rechnung offen gehabt? Er war ratlos. Hastig notierte er sich Namen und Adresse der Rechtsanwaltskanzlei, die das Testament aufbewahrte. Es war ja denkbar, dass ein Besuch im Aaran Quay noch ein paar zusätzliche Informationen zu Tage förderte.
     
    Seit dem Kursbeginn vor zwei Wochen saß Tess immer am gleichen Platz. Mittlerweile wussten die anderen, dass sie sich weder auf diesen Platz noch auf ihren bestimmten Stuhl in der Kantine setzen durften. Die überwiegend älteren Frauen in Tess’ Kurs hatten sie unter ihre Fittiche genommen und bemutterten sie, obwohl Schwester O’Connell sie ausdrücklich gebeten hatte, das zu unterlassen. Im Großen und Ganzen hatte sie sich in ihrer neuen Umgebung gut eingewöhnt und lernte die Grundlagen des Sekretärinnenberufs wie Schreibmaschineschreiben und Stenographie.
    Tess nahm ihre Arbeit sehr ernst, und schon bald fragten die anderen Kursteilnehmerinnen sie um Rat, ohne sich von ihrer Ermahnung, im Unterricht besser aufzupassen, irritieren zu lassen. Tess genoss das Gefühl, gebraucht zu werden. Sie erinnerte sich kaum an ihre Mutter, aber sie wusste noch,
wie sie ausgesehen hatte und dass sie immer darauf bestanden hatte, dass ihre kleine Tochter ein kluges Kind war. Auch Kate hatte das oft gesagt, was Tess ihr aber nie geglaubt hatte.
    Die morgendliche Busfahrt nach Knockbeg versetzte sie nach wie vor in große Aufregeung, da sie in

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