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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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etwas anderem umsehen könnte, nagte an ihr. Sie brauchte Gewissheit, und so konnte auch das fröhliche Gelächter über ihre hoffnungslosen Fahrkünste die Sorge nicht aus der Welt schaffen.
    Wieder zu Hause, bot Kate ihm eine Tasse Tee an, und sie saßen schweigend in der Küche, futterten den übrig gebliebenen Obstkuchen und legten Torf auf die verbliebene Glut im Ofen. Der Winter schien bereits den Herbst zu verdrängen, und seit Tagen fegte ein eisiger Wind über den Hof.
    Als Dermot aufstand, um sich wieder an die Arbeit zu machen, begleitete Kate ihn bis zur Tür. Er spürte, dass sie ihm etwas sagen wollte, und drehte sich um.
    »Dermot, was ich vorhin gesagt habe … meine ich ernst. Es ist schön, dass du hier bist. Ich möchte nicht, dass du weggehst. Ich … ich brauch dich hier …«
    Dermot lächelte betreten. Am liebsten hätte er Kate in den Arm genommen, ihr einen Kuss gegeben, aber er blieb linkisch
in der Türöffnung stehen, wurde rot und senkte den Kopf, um sein Unbehagen zu verbergen.
    »Ich gehe nirgendwo hin, Kate, versprochen. Es gefällt mir hier. Ich bin gerne bei dir«, brachte er stockend heraus und wunderte sich selbst über seine Offenheit. »Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.«
    Er sah auf, Kate schien genau so nervös zu sein wie er. Mit klopfendem Herzen beugte er sich vor, Kate kam ihm entgegen, und sie tauschten in der offenen Tür einen unbeholfenen, hastigen Kuss. Dann wichen sie zurück, den Blick verlegen zur Seite gewandt. Dermot machte wieder einen Schritt nach vorn und umschlang sie mit seinen kräftigen Armen. Er spürte, wie sie am ganzen Körper zitterte, als er sie an sich drückte und noch einmal küsste. Ihre Scheu war verschwunden, ihre Küsse wurden ungestümer, und Dermot schob ihre widerspenstigen Locken beiseite, küsste sie auf den Hals, die Wangen, die Lippen. Kate stellte sich auf die Zehenspitzen, presste sich fest an seine breite Brust und fuhr ihm zärtlich durch die dichten, schwarzen Haare, während seine Hände ihren Rücken streichelten. Sie ließen erneut voneinander ab und blickten sich in die Augen, suchend, fragend. Es war genau so, wie sie es sich in den vielen einsamen Nächten in ihrem Zimmer vorgestellt hatte. Es wirkte so selbstverständlich, fast schon vertraut, als hätten sie schon immer zusammengehört. Dermot lächelte und ließ seine Finger zärtlich über ihre Wangen gleiten. Dann gab er ihr noch einen letzten Kuss, verließ die Küche, machte sich wieder an die Arbeit und ließ Kate mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen hinter der geschlossenen Tür zurück.

Kapitel 29
    1974
    D rei Monate, zwei Wochen und fünf Tage, nachdem Leroy die Anstalt verlassen hatte, war er wieder da, plötzlich und ohne Vorankündigung. Zwei Polizisten führten ihn durch die sprachlose Kinderschar im Gemeinschaftsbereich des ersten Stockwerks, wo gerade ein neues Theaterstück geprobt wurde. Tess, die am Rand saß und sich beim Lärm der Blechpfeifen und Blockflöten die Ohren zuhielt, ließ die Arme sinken und starrte ihren Freund erschrocken an. Sein Gesicht war mit Platzwunden und Prellungen übersät. Er lächelte, sodass die Lücke, die die beiden fehlenden Schneidezähne hinterlassen hatten, sichtbar wurde, hob langsam den Arm und winkte ihr unter Schmerzen zu. Tess sah ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie hatte ein seltsames, unbekanntes Gefühl in der Magengrube, fast so wie auf einer Schaukel. Sie sah, wie die Krankenschwester kopfschüttelnd an die Seite der Lehrerin trat, die den Tränen nahe war.
    »Schon wieder!«, flüsterte die Schwester. »Nicht mal einen Hund würde ich der anvertrauen, geschweige denn diesen armen Jungen!«
    Die Lehrerin nickte traurig, aber Tess konnte nicht mehr verstehen, was die Schwester ihr zuflüsterte.
    An diesem Abend versteckte Tess sich in der Nähe des Stationszimmers und belauschte die Schwestern beim Schichtwechsel.
Sie konnte besser zuhören, wenn sie den Leuten nicht in die Augen sehen musste, und es war ihr unbegreiflich, warum die anderen immer darauf bestanden. Warum verstand niemand, dass sie nicht gleichzeitig zuhören und jemand ansehen konnte und deshalb auch keine Ahnung hatte, was man von ihr wollte? Geduldig wartete sie bis der Name ihres Freundes fiel.
    »Seit heute ist Leroy Brennan wieder da. Die Polizei hat ihn abgeholt und ins Krankenhaus gebracht. Er hatte eine Platzwunde über dem rechten Auge, die mit vier Stichen genäht werden musste. Das ganze

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