Das Maedchen und der Magier
du das nicht endlich?"
„Ich möchte nicht darüber reden. Du verstehst es ja doch nicht."
„Hör zu." Sie nahm Rosalias Hände in ihre und zwang die junge Frau, ihr in die Augen zu sehen. „Ich bin immer für dich da. Wenn du etwas in deinem Leben ändern möchtest, komm zu mir. Ich kann dir helfen."
Als Rosalia sich abwandte, bemerkte Jenna die rötliche Schwellung unter dem Kragen ihrer Bluse. „Lass uns Mike helfen, die anderen Statuen aufzustellen, ja?"
Darüber reden wir noch, Rosie, dachte Jenna, während sie dem Mädchen über den Parkplatz folgte. Die Männer, die sie zu retten versucht hatte, hatten ihr wenigstens nur das Herz gebrochen. Rosalias Gil richtete wesentlich mehr Schaden an, und Jenna wagte nicht daran zu denken, was er ihrer Freundin noch alles antun konnte.
Rosalia hielt Jenna die Ateliertür auf.
"Ich kann kaum glauben, dass du hier übernachtet hast", sagte sie. „Ich finde es unheimlich."
Jenna sah zu den drei Statuen hinüber, die auf ihren Transport in die Kapelle warteten. Die schöne Helena, Indiana Jones, Chase Quinn.
Sie schlenderte zur Figur des verschwundenen Zauberers. „Kommt diese Statue dir irgendwie ... anders vor?" fragte sie Rosalia so beiläufig wie möglich.
„Er sollte sich mal wieder rasieren", erwiderte Rosalia lachend. „Nein, im Ernst, Jenna. Er ist eine Statue, was sollte an ihm anders sein?"
Genau das sagte Jenna sich immer wieder, während sie Mike Locaro, ihrem Hausmeister, halfen, die Statuen in die Empfangshalle zu tragen. Statuen stiegen nicht von ihrem Sockel herab und versuchten nicht, die Frau zu verführen, die sie erschaffen hatte. Vergiss das nicht, Jenna, dachte sie.
Quinns Ebenbild war als letztes dran.
„Verdammt", knurrte Mike und legte die Arme um die Taille der Statue. „Der Typ rührt sich nicht von der Stelle."
Rosalia packte die Fußgelenke. „Und jetzt?"
Es ging nicht.
„Was haben Sie getan, Miss Grey, ihm Blei in die Füße gegossen?" Mikes Gesicht war vor Anstrengung gerötet.
„Ihr Schwächlinge!" Jenna stellte sich vor die Statue. „Liz und ich haben diesen Burschen eigenhändig ..." Sie hielt den Atem an. „Habt ihr das gesehen?"
Mike und Rosalia wechselten einen verwirrten Blick. „Was sollen wir gesehen haben?"
fragte Rosalia.
„Er hat gezwinkert."
„Natürlich", sagte Mike lächelnd.
„Ich dachte, du hast den Champagner gestern abend schon ausgetrunken", meinte Rosalia.
„Ich scherze nicht und ich bin nicht beschwipst. Ich weiß, was ich gesehon habe. Er hat gezwinkert."
Die drei starrten die Statue an. Die Statue starrte zurück.
,,Er bewegt sich nicht, Jenna", sagte Rosalia behutsam.
„Kein Stück", stellte Mike fest.
„Hört auf, mich wie eine Geisteskranke zu behandeln", fauchte Jenna. „Ich bilde mir nichts ein."
„Du musst zugeben, es klingt etwas ... seltsam", meinte Rosalia beschwichtigend.
Jenna starrte noch immer auf die reglose Statue. Reiß dich zusammen, bevor sie dich von den Männern in den weißen Kitteln abholen lassen. „Vielleicht war es nur das Licht", gab sie nach. „Ich habe nicht sehr gut geschlafen. Es kann alles mögliche gewesen sein." Sie glaubte zwar nicht daran, wollte sich jedoch nicht mit den beiden streiten. Vielleicht verlierst du langsam den Verstand, Jenna. Hast du daran schon mal ge dacht?
Bis Mitternacht waren bei „Traumhochzeit" sechsunddreißig Paare getraut worden. Mavis hatte sich wenigstens ein paar Trauungen ansehen wollen, aber ihrem Freund ging es nicht gut, und sie pflegte ihn mit Hühnersuppe und viel Zärtlichkeit.
Jenna rief Mavis an, um ihr zu berichten, wie gut die neue Kapelle bei den Heiratswilligen angekommen war.
Erschöpft, aber überglücklich winkte sie der Nachtschicht zu und trat in die kühle Nacht hinaus. Sie hatte zwei Schachteln Papiertaschentücher verbraucht. Das überraschte sie, denn sie hätte nicht gedacht, dass Nie so sentimental war.
Oder so nervös.
Die Eröffnung hätte nicht besser verlaufen können, doch anstatt den Erfolg zu genießen, verspürte sie eine quälende Unruhe und blickte immer wieder über die Schulter, als fühlte sie sich beobachtet.
Wie jetzt, zum Beispiel.
Kurz vor ihrem VW-Käfer blieb sie stehen und drehte sich um. Kein Mensch war in Sicht, und es war still. Das einzige Geräusch, das sie in der letzten Stunde gehört hatte, war eine Wagentür gewesen. Warum kam es ihr dennoch so vor, als wäre sie nicht allein? Es war dieses seltsame, nicht abzuschüttelnde Gefühl, das sie seit
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