Das Maedchen und der Magier
Flurschrank."
„Eine Decke?"
„Auch dort."
„Deckst du mich zu?"
„Übertreib es nicht", warnte sie.
Sein Lachen folgte ihr ins Schlafzimmer und drang unter der Tür hindurch, als sie sie schloss. Sie starrte auf den Schlüssel. Sie hatte noch nie abgeschlossen. Bis jetzt.
Chase hatte noch nie erlebt, dass eine Frau ihre Schlafzimmertür vor ihm verschloss. Im Gegenteil, einige hatten sogar versucht, ihn einzusperren. Jenna war die erste, die ihn aussperrte. Unter anderen Umständen hätte er sich dadurch herausgefordert gefühlt.
Diese verdammte Frau. Warum begriff sie nicht endlich, dass er an ihrem Körper nicht interessiert war? Mochte er auch noch so erregend sein. Er wollte sie nur heiraten. Fünf Minuten ihrer Zeit brauchte er, mehr nicht. Fünf Minuten, und sie würde ihn nie Wiedersehen.
Das war doch nicht zuviel verlangt, oder? Selbst eine misslungene Verabredung dauerte mindestens zwanzigmal so lange. Wenn es nach ihm ging, konnte sie mit der einen Hand die Heiratsurkunde und mit der anderen den Scheidungsantrag unterschreiben. Gleichzeitig. Ihm war es egal. Er wollte nur diesen verdammten Fluch brechen und sein altes Leben wieder aufnehmen.
Jenna Grey war doch sonst nicht so hartherzig. Er hatte selbst ge sehen, wie sie sich benahm, als wäre sie Las Vegas' Antwort auf Mutter Theresa. Sie kümmerte sich um jede verlorene Seele, die ihr über den Weg lief. Warum nicht auch um ihn? Schließlich begegnete man nicht jeden Tag einem Mann, auf dem ein Fluch lastete. Wo war ihr Mitleid geblieben?
Jenna empfand alles andere als Mitleid mit Chase Quinn. Sie stand hinter der verschlossenen Tür und lauschte angestrengt. Machten Männer denn nicht Lärm, wenn sie ruhelos auf und ab gingen? Aber ihr Gast war nicht nur still, er war auch noch unsichtbar.
Oder war er fort?
„Nein, ist er nicht", flüsterte sie. Und wenn er nicht vor der Tür stand, dann ... O nein!
„Chase, bist du hier?"
Keine Antwort.
„Chase! Bist du bei mir im Schlafzimmer?"
Immer noch keine Antwort.
Sie breitete die Arme aus und ging umher. Falls er hier war, würde sie mit ihm zusammenstoßen. Aber das einzige, womit sie kollidierte, war ein Hausschuh.
Zufrieden holte sie das lange, weiße, hochgeschlossene Nachthemd aus dickem Baumwollstoff aus der Kommode.
Lächelnd legte sie es sich über die Schulter und ging zum Badezimmer. Falls er sie beobachtete, stand ihm eine gewaltige Enttäuschung bevor.
Chase machte es sich auf der Couch so bequem wie möglich und lauschte dem Rauschen des Wassers, das aus dem Badezimmer im hinteren Teil des Hauses drang. Es lief seit mindestens zwanzig Minuten, und er vermutete, dass Jenna ein Bad nahm.
Was bedeutete, dass sie nackt war.
So, wie sie angezogen aussah, musste sie unbekleidet geradezu atemberaubend sein. Als er noch im Paradise Hotel aufgetreten war, hatte er jede Menge Showgirls halbnackt gesehen.
Nach einer Weile hatte ihn der Anblick von perfekt geformten Brüsten, endlosen Beinen und titelbildschönen Gesichtern nur noch gelangweilt.
Jenna Grey besaß mehr als das. Langes seidiges Haar. Strahlend blaue Augen. Eine Pfirsichhaut, die vermutlich überall so makellos war wie im Gesicht.
Die Frau war eine einzige Versuchung.
Und Versuchung war genau das, was er jetzt nicht brauchte. Versuchung war das, was ihm diese Probleme überhaupt erst eingebrockt hatte. Hätte er damals der Versuchung widerstanden, die diese verdammte Tucker Mine auf ihn ausgeübt hatte, würde er jetzt auf der Bühne im Paradise Hotel stehen, im Applaus der begeisterten Zuschauer baden ... und sich fragen, warum er noch immer unzufrieden war.
Verärgert setzte er sich auf. Woher kam dieser störende Gedanke? Er hatte nie mehr gebraucht als die Bewunderung seiner Fans. Und falls doch, so war es ihm nie bewusst gewesen.
Nein, diese Frau hatte etwas an sich, das ihm unter die Haut ging. Vom ersten Moment an.
Zum Teil war es Verlangen. Das war in Ordnung. Mit Verlangen kannte er sich aus. Was ihn jedoch verunsicherte, war der andere Teil ihrer Wirkung. Sie ging ihm nicht nur unter die Haut, sondern darüber hinaus auch ans Herz. Und damit an etwas, für das sich noch keine andere Frau interessiert hatte.
Vielleicht lag es an dem Anflug von Traurigkeit, der ihr Gesicht zu einem unvergesslichen Anblick machte. Oder an dem Wissen, dass sie die einzige Frau auf der Welt war, die die Dämonen vertreiben konnte.
Er wusste nicht, was es war. Verdammt, er wollte es nicht wissen. Alles, was er wollte, war
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