Das Maedchen und der Magier
davonging, um John Olin zu holen, der als Trauzeuge fungieren sollte. „Ich zähle die Minuten, bis du verschwindest."
„Warum sollte es nicht funktionieren? Sie traut uns. Der Fluch ist ge brochen. Wir lassen uns scheiden. Ganz einfach."
Er hatte recht. „Ich werde gleich morgen früh Frank anrufen. Er wird die Scheidung in die Wege leiten."
„Klingt gut", erwiderte Chase. „Vielleicht kann er mir helfen, ein Dach über dem Kopf zu finden."
,,Frank ist Anwalt, kein Makler."
Mavis kehrte mit einer Vase voller Gänseblümchen und Nelken zurück. „John war mächtig überrascht, aber er springt gern ein. Er ruft seine Nachbarin an, diese eingebildete Witwe mit dem lächerlichen Pudel. Sie wird der zweite Trauzeuge sein." Mavis rümpfte die Nase. „Sie hat graues Haar. Als ob es keine Tönungen gäbe."
Chase lachte. „Gut, dass ich schon vergeben bin, Mavis, sonst hätte John in mir einen Rivalen."
Mavis lächelte geschmeichelt. „Sie Süßholzraspler. Ich fürchte, mit einer Frau wie mir wären Sie überfordert."
Chase und Mavis plauderten angeregt, und Jenna hörte fasziniert zu. Sie hätte nie gedacht, dass er so warmherzig, locker und amüsant sein konnte. Was er sagte und wie er es sagte, verriet eine tiefe Sympathie für Mavis. Ihre Freundin erwiderte diese Sympathie, und Jenna verspürte einen Anflug von Eifersucht.
Mavis ist zweiundachtzig Jahre alt, du Dummkopf! rief sie sich zur Ordnung. Aber selbst wenn Mavis zweiundzwanzig gewesen wäre, hätte das nichts geändert. Zwischen Jenna und Chase gab es nichts, dem eine Heirat mit anschließender Scheidung nicht abhelfen würde.
„Bist du ganz sicher, dass alles nach Recht und Gesetz abläuft?" fragte Jenna, als sie und Chase ihre Position hinter dem seidenen Wandschirm in Mavis' Wohnzimmer einnahmen.
„Müssen die Zeugen denn nicht zusehen, wenn wir getraut werden?"
„Erinnerst du dich an die Fallschirmspringer, die in der Luft getraut wurden?" erwiderte Mavis. „Nur der Prediger ist mit ihnen gesprungen, die Zeugen sind am Boden geblieben."
„Sie klingt hübsch, Mavis", rief John. „Ich wette, sie hat rote Haare. Ich fand Rothaarige schon immer toll."
Gloria, die Witwe mit dem Pudel, kicherte. „Ich hatte auch mal rote Haare, Johnny."
„Blöde Kuh", murmelte Mavis. „Die soll die Finger von meinem Mann lassen."
„Fangen wir an", meinte Chase. „Desto schneller haben wir es hinter uns."
„Sie haben ganz recht, mein Freund", sagte Johnny. „Ein Bräutigam sollte seine Hochzeitsnacht nicht abwarten können."
„Seid ihr etwa nackt?" fragte Gloria. „Meine beste Freundin war FKK-Anhängerin und hat unter Wasser geheiratet, um ihre Schwiegermutter nicht zu erschrecken."
„Ich träume", flüsterte Jenna. „Das kann alles nicht wahr sein."
Aber sie träumte keineswegs, und fünf Minuten später waren sie und Chase verheiratet.
9. KAPITEL
„Worauf warten Sie?" fragte Mavis, als sie das Gebetbuch zuklappte. „Küssen Sie die Braut, mein Junge!"
„Du hast sie gehört", sagte Chase und zog eine nicht gerade strahlende Jenna an sich.
„Wenn wir uns nicht küssen, ist die Trauung ungültig."
Es war nicht zu übersehen, dass seine frischgebackene Ehefrau keinerlei romantische Gefühle hegte.
„Fällt dir etwas auf?" fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen, als sein Mund ihren berührte.
„Gestern abend hast du viel besser geküsst."
Er fühlte ihre Schuhspitze am Schienbein. „Du weißt genau, was ich meine. Bist du noch unsichtbar?"
„Sag du es mir", erwiderte er, die Lippen an ihren. „Kannst du mich sehen?"
„Ich möchte wissen, ob die anderen dich sehen können."
„Was geht da vor?" rief John. „Habt ihr etwa schon mit den Flitterwo chen begonnen?"
Chase nahm Jennas Hand. „Finden wir heraus, ob sie mich sehen können."
Mavis zog den Wandschirm zur Seite.
John und Gloria und Glorias Pudel drängten sich um Jenna.
„Wo steckt denn der glückliche Bräutigam?" rief Gloria.
„Hier." Chase trat vor die Frau.
Sie nahm ihn nicht wahr.
„Ich wollte ihm die Hand schütteln. Na ja, dann küsse ich die Braut." John beugte sich vor, um Jenna auf die Wange zu küssen, stieß dabei jedoch gegen Chase' linken Arm und verlor das Gleichgewicht.
Jenna stützte ihn. John erholte sich von dem Schrecken und küsste sie geräuschvoll.
„Vielleicht brauche ich eine stärkere Brille, aber noch kann ich sehen, wie hübsch Sie sind, Jenna." Er sah sich suchend um. ,,Wo haben Sie denn Ihren Mann gelassen?"
„Die
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