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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die schon wieder auf der Matte lag. Aubin kletterte die Badeleiter hinunter. »Nehmen Sie mein Angebot an, Jeanette? Kommen Sie mit?«
    »Das entscheidet sich morgen, Roger! Morgen sage ich Ihnen Bescheid.« Sie warf Bataille ein paar Kußhände zu, was Aubin für reichlich blöd hielt. Er band sein Boot los, startete es und gab Vollgas. Wie abgeschossen jagte es in die Bucht hinaus. Jeanette klammerte sich irgendwo fest und konnte erst loslassen, als Aubin bei der kleinen Insel Gros Ilet in der Baie de Génipa vor Trois-Ilets das Tempo drosselte.
    »Du Verrückter!« schrie sie. »Wenn ich nun über Bord gefallen wäre?«
    »Abkühlung täte dir gut!« sagte Aubin finster.
    »Gibt es hier keine Haie?!«
    »Ich weiß nicht. Und wenn, würde der dich auch wieder ausspucken!« Er stellte den Motor auf Leerlauf und ließ das Boot treiben. »Warum hältst du Roger bis morgen hin? Du weißt doch, daß du mit ihm übermorgen losfährst! Hast du sein Bett gesehen? Ach nein, du warst ja nicht unter Deck! Ein Riesenbett, und überall Spiegel. An den Wänden, an der Decke …«
    »Toll!«
    »Wenn das so ist, bringe ich dich sofort zurück zu ihm.«
    Jeanette drehte sich wieder auf den Bauch und kroch näher zu Aubin hin. Ihre Gesichter waren nahe voreinander, und Aubin hatte große Lust, ihren Kopf zu packen und sie so lange zu küssen, bis sie erstickte.
    »Was ist eigentlich mit dir los?« fragte sie. »Du bist doch kein Maler.«
    »Wieso?« Aubin schnaufte durch die Nase.
    »Ich habe in Lyon einen Neffen, der ist neun Jahre alt. Der malt besser als du.«
    »Mein eigener Stil, meine eigene Linie … Die muß erst erkannt werden. Das dauert natürlich etwas. Das beste Beispiel bist du: Du hast kein Gefühl für künstlerisches Sehen.«
    »Irgend etwas stimmt mit dir nicht«, sagte sie nachdenklich. »Du redest zwar immer so blöd daher, aber du bist nicht blöd.«
    »Danke. Das tut gut.«
    »Ich fahre nicht mit Bataille nach Barbados. Ich will erst wissen, wer du bist. Wenn du ein Maler bist, bin ich die Wiedergeburt von Marilyn Monroe.«
    »Die Monroe war blond«, sagte Aubin berichtigend. »Insofern stimmt der Vergleich nicht.«
    »Ich kriege es noch raus!« sagte sie, legte ihr Bikinioberteil wieder ab und wälzte sich auf den Rücken. »Die Idee mit dem Maler war schlecht, Jean. Man sollte wenigstens den Pinsel richtig halten können.«
    Es wurde eine fabelhafte Nacht zwischen Jean und Jeanette. Sie verbargen ihre Liebe nicht mehr voreinander, tanzten bis zum Morgen und waren einfach nur glücklich.
    Nur eines änderte sich nicht: Aubin blieb dabei, ein Maler zu sein.
    Alice Anamera, das Mädchen mit den langen schwarzen, seidigen Haaren, den Augen wie glühende Kohlen und mit dem Gang einer Gazelle.
    Wie jeden Tag schleppte sie ihren großen Blumenkorb hin und her. Von den Anlegestellen der Baie des Flamands bis zu den Piers im Hafen von Baie du Carénage, brachte sie die schönsten Blumen, die es hier gab. An diesem Tag kamen zwei Schiffe herein, eines aus Trinidad und eines aus St. Croix. Es waren fröhliche Touristen, die meisten Amerikaner, ein paar Franzosen, Holländer und auch Deutsche, und Alice machte ein gutes Geschäft, mußte aus dem Schuppen Nachschub holen und verkaufte fast drei Körbe voll.
    Von Bord des Schiffes aus Trinidad war auch Pierre Murat gekommen. Er hatte seine dort verheiratete Schwester besucht, war notgedrungen vierzehn Tage solide gewesen, fühlte sich jetzt unbändig ausgeruht und freute sich auf seine alte Insel und auf zwei seiner jungen Landarbeiterinnen.
    Murat war ein Farmer. Seine Zuckerrohrplantage und seine Ananasfelder lagen bei Vert-Pré im Osten der Insel, er war ein erfolgreicher, wohlhabender Mann, der nach dem Krieg Frankreich verlassen hatte und nach Martinique gekommen war. Damals war er zweiundzwanzig Jahre alt gewesen, heute war er zweiundfünfzig. Sein Vater hatte ihm einen großen Teil seines Erbes schon vorzeitig mit auf den Weg gegeben, und dafür hatte Pierre Murat zugunsten seiner Geschwister auf seinen Anteil an der Maschinenfabrik in Orléans verzichtet.
    Das Geld legte er gut an. Er versoff es nicht, er gab es nicht für Frauen aus. Er kaufte auf Martinique die heruntergekommene Plantage bei Vert-Pré, schuftete jahrelang wie ein Kuli, bis sein Land guten Gewinn abwarf. Geheiratet hatte er nie, wozu auch? Die schönsten Mädchen wuchsen ihm zu wie seine Zuckerrohre und Ananas, die Töchter seiner Landarbeiter, Kreolinnen mit der ganzen Glut ihrer Rasse. Er war

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