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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht danach. Auch den Wagentyp konnte niemand nennen, und Alice erinnerte sich nur daran, daß das Auto blau gewesen war.
    Am fünften Tag überwand sich Mamissi Wata, der Nichte zuliebe, und schickte einen Boten zu ihrem Erzfeind Jules Tsologou Totagan.
    Jules kam sofort mit seinem Wagen, begrüßte Mamissi Wata mit größter Höflichkeit und sagte: »Gratuliere, Danielle. Seit dem letzten Mal hast du sicherlich hundert Gramm abgenommen.«
    »Und du siehst jetzt aus wie ein faltiger Affe!« antwortete sie. »Nein, welch häßliche Menschen es doch gibt!«
    Dann lächelten sie sich an und freuten sich über den guten Kontakt, den sie wieder zueinander gefunden hatten. Man muß nur die richtigen Beleidigungen finden.
    »Ich weiß, worum es geht«, sagte Jules mit ernster Miene und gab Alice einen Kuß auf die Stirn. »Der Bote hat es genau erzählt. Was soll geschehen? Ich habe alles bei mir.«
    Er öffnete den Kofferraum. Er war voll mit Geräten und Voodoo-Puppen, mit Fetischen und Ketten und bemalten Steinen. Auf dem Rücksitz des Wagens stand ein Käfig mit einem dicken Hahn, daneben lag, die Beine zusammengebunden, ein Zicklein.
    »Den Namen will ich wissen, wo er wohnt.«
    »Und dann?«
    »Was dann?!« Mamissi Wata hatte ein fast versteinertes Gesicht. »Sterben soll er.«
    »Wir werden ihn finden, Danielle«, sagte Jules und blickte über das Meer. »Aber ich habe eine Bedingung.«
    »Wieviel Geld willst du, du Gauner?«
    »Kein Geld, im Gegenteil: Ich will dir den Mann abkaufen. Wieviel verlangst du?«
    »Ich schenke ihn dir!« Mamissi Wata atmete so schwer, daß ihr ganzer unförmiger Körper eine einzige Bewegung war. »Aber nur, wenn du ihn tötest.«
    Jules nickte mehrmals, hob seinen Voodoo-Stab an die Lippen und küßte ihn. »Ich habe da eine große Aufgabe«, sagte er fast feierlich. »Ich brauche ein Menschenopfer.«

7
    Die Carina II lag auch nach fünf Tagen noch immer in der weiten Bucht von Fort de France.
    Bataille hatte einige sehr unangenehme Stunden hinter sich, nicht nur mit Marie, die fast hysterisch wurde, weil Jean Aubin nicht mehr an Bord gekommen war, wofür sie Bataille verantwortlich machte – auch die Funkgespräche, die er von Land aus entgegengenommen hatte, waren alles andere als erfreulich. Sie zwangen ihn einfach, seine Pläne zu ändern und die Weiterfahrt nach Barbados zu verschieben.
    Marie gegenüber gab er lahme Erklärungen ab. Daß Aubin nicht wiederkam, wunderte selbst ihn. »Vielleicht ist er krank geworden?« sagte er. »Das ungewohnte Klima. Kommt aus Marseille hier in die Tropen und setzt sich sofort vor die Staffelei in die Sonne. Da nutzt auch so eine dumme Schirmmütze nichts. Er ist bestimmt krank. Sonnenstich. Er ist ein Typ dafür.«
    Daß Aubin nicht krank war, erfuhr Bataille erst am vierten Tag, und da wunderte er sich schon maßlos über einige unerklärliche Dinge.
    Kommissar Coulbet hatte nach dem abendlichen Besuch bei Josephine und ihrem unglaubwürdigen Unfall mit den Gesichtsverletzungen das Bedürfnis, noch einmal mit Jules Totagan zu sprechen und ihm eine Zigarre aus dem Kistchen anzubieten, das er aus der Bar des Schiffes von San Juan geholt hatte. Jules damit zu überführen, sah auch Coulbet als unmöglich an. Seine Zeugen fielen nie um, sein Alibi war nicht zu brechen, aber es sollte für ihn eine Warnung sein, Petra und die Rache seiner Nichte aufzugeben. Ich bin dir auf den Fersen, sollte es heißen. Hinter deinem Rücken stehe ich und blicke dir über die Schulter.
    Schon am nächsten Morgen fuhr Coulbet in die Wildnis von Montagne Sainte Croix, aber Jules war nicht in seiner Hütte. Von einem alten Weib, das ab und zu die Hütte säuberte, erfuhr er, daß Totagan nach Grand'Rivière gefahren sei, oder nach Macouba, auf jeden Fall war er nicht da.
    Coulbet mißachtete das Gesetz, betrat die Hütte und stand eine Weile sinnend im heiligen Raum, der durch eine schwarz gestrichene Tür von dem großen Alltagszimmer getrennt war. An den Wänden hockten die geschnitzten Puppen der Totenseelen, die grotesk bemalten Fetische der Wächter gegen die bösen Geister, die Legbas-Fetische, staken die handgeschmiedeten Ritualeisen für die Opfergaben an die Götter im Lehmboden, standen die Tongefäße mit den Breien, Wurzeln und gebleichten Tierknochen, hingen die halbfertig geschnitzten Fetische an den Wänden, die erst ihre wirkliche Form erhielten, wenn man wußte, wen sie darstellen sollten.
    Coulbet nahm eine der Puppen von der Wand und betrachtete

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