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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das, was man aus alter Kolonialzeit kannte: Der Herr, der unanfechtbare Patron, der Alleinherrscher in seinem Reich. Und so benahm sich Pierre Murat auch.
    Nun stand er auf der Pier, sah sich zufrieden um und wollte zu dem Schuppen gehen, in dem er seinen Wagen untergestellt hatte, als sein Blick Alice Anamera erfaßte. Er sah sie, obgleich er oft im Hafen zu tun hatte, zum erstenmal bewußt und war hingerissen von ihrer jungen Schönheit. Er winkte ihr, sie kam mit dem halbleeren, letzten Blumenkorb zu ihm und strahlte ihn an. Murat spürte ein unbändiges Begehren.
    »Sie möchten Blumen, Monsieur?« fragte sie. »Die schönsten Blumen von Martinique.«
    »Das kann man wohl sagen.« Murats Stimme war rauh. Er starrte auf Alices Brüste und bekam einen trockenen Hals. »Ich nehme alles.«
    »Den halben Korb, Monsieur?«
    »Hast du noch mehr?«
    »Nein, das sind für heute die letzten.«
    »Gekauft!« Murat machte eine weite Handbewegung. »Da hinten steht mein Wagen. Bring mir die Blumen hin. Ich gehe schon voraus.«
    Mit festen Schritten eilte er auf seinen stämmigen Beinen zum Schuppen, stieß die Tür auf, ließ Alice eintreten und warf die Tür hinter ihr sofort wieder zu. Es war dämmrig in dem kahlen Raum, muffig roch es, und Murat atmete schwer.
    »Wo sollen die Blumen hin, Monsieur?« fragte Alice mit kleiner Stimme. »Am besten auf den Hintersitz.«
    »Die Blumen!« Murat griff zu. Er riß Alice den Blumenkorb aus den Händen, knallte ihn auf den Kofferraumdeckel und zog den Kopf in die Schultern. Wie Eisenklammern schlossen sich seine Finger um Alices Brüste, mit einem Ruck riß er das leichte Kleid herunter, zerfetzte den dünnen Stoff und drängte gleichzeitig mit seinem starken Leib Alice gegen das Auto.
    Sie wehrte sich verzweifelt, stieß mit dem Kopf nach ihm, aber Murat ließ nur ein tiefes Knurren hören. Gegen seine Kraft kam sie nicht an, und als er sie packte und mit seinem Leib über die flache Kühlerhaube drängen wollte, begann sie hell zu schreien.
    »Was ist denn?« sagte Murat stoßweise atmend. »Du kleine kreolische Hure wehrst dich? Als ob ihr es nicht alle lieber hättet als süße Schlagsahne! Zier dich nicht, du wildes Aas. Das bist du doch gewöhnt, das machen sie doch alle mit dir.«
    Als Alice weiterschrie und sich wehrte, schlug Murat zu. Er brauchte nur zwei Schläge, bis Alice halb betäubt war und wehrlos über dem Wagenkühler hing.
    »Na also«, keuchte Murat. »Warum nicht gleich so? Das ist die Sprache, die ihr versteht.«
    Nach einer halben Stunde fuhr Murat aus dem Schuppen und entfernte sich schnell nach Norden. Alice lag ohnmächtig an der Wand auf dem festgestampften Boden, den Körper übersät mit Bißwunden, als habe ein wilder Hund sie angefallen. Auf ihre Stirn hatte Murat, mit ihrem eigenen Blut, hundert Francs geklebt, und die Blumen hatte er genommen und über ihren geschändeten Leib gestreut.
    Ein Hafenarbeiter brachte sie später auf dem Rücksitz seines Motorrades nach Le Diamant, zur Drogerie ihrer Tante Danielle Paquier.
    Es gab wenig auf dieser Welt, was Mamissi Wata Danielle Paquier erschüttern konnte. Das aber, was man mit ihrer Nichte Alice getan hatte, zog wie ein Brand durch ihren massigen Körper.
    Sie wusch die Bißwunden aus, strich eine ihrer geweihten Salben darüber, deckte alles mit frischen Blättern eines Strauches ab, den nur Mamissi kannte, und ließ Alice sich erst einmal ausweinen. Dann schlief das Mädchen voll Erschöpfung ein, und Mamissi Wata ging in der Nacht noch hinunter zum Meer und opferte der Meeresgöttin geweihte Muschelketten und lief, den magischen Dreizack in den Händen, am Strand entlang und rief nach Mami, der helfenden Nixe. Aber es kam keine Antwort von der Wassergöttin. Schwankend kam Mamissi Wata Danielle Paquier zurück ins Haus, setzte sich zu Alice ans Bett, starrte sie unentwegt an und wußte, daß sie von jetzt nur mit dem Ziel leben würde, den Schänder ihrer Nichte zu bestrafen.
    Vier Tage lang beschwor sie die Voodoo-Götter, bestrich ihren massigen Körper mit Kaolin, warf sich in die Wellen des Meeres, opferte der Nixe Mami, die als sehr eitel gilt, teure Parfums, duftenden Puder und süßen Likör, aber auch in Trance erfuhr sie nicht, wer Alice so Grausames angetan hatte.
    Erkundigungen ergaben nichts. Der Schuppen war für vierzehn Tage an einen Weißen vermietet worden, der seinen Namen nicht genannt hatte, und weil er im voraus bar bezahlte, fragte der Besitzer des Schuppens, ein Neger, auch

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