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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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vorher von Josephine erzählt hättest.«
    »Ich hatte Angst, Petra, einfach Angst.« Er legte den Kopf gegen ihre Schulter und umfaßte ihre Hüfte. »Angst, daß du dann sagen würdest: Nein, dahin komme ich nicht! Ich komme nicht nach Martinique!«
    »So wenig Vertrauen hast du zu mir? Wenn etwas Vergangenheit geworden ist, wirkliche Vergangenheit, ist die Gegenwart um so freier. Aber ist es Vergangenheit?«
    »Was hat dir Josephine erzählt?«
    »Nichts von dir. Wie konnte sie es auch? Sie ist doch Josephines Freundin Mariette.«
    »Mein Gott, du weißt gar nicht, in welcher Gefahr du warst!«
    Petra schüttelte den Kopf. Sie zog sich aus, duschte sich kalt, und als sie zurückkam ins Schlafzimmer hatte René die Flasche Champagner geholt und wartete auf sie im Bett.
    »Was willst du tun?« fragte er, nachdem sie das erste Glas getrunken hatten.
    »Ich werde Josephine in dem Glauben lassen, daß ich sie für Mariette halte.«
    »Und dann?«
    »Sie hat versprochen, mit ihrer Freundin Josephine zu sprechen. Sie wird mir mitteilen, was Josephine gesagt hat. Darauf bin ich gespannt.«
    »Das kann ich dir auch jetzt schon sagen.« René schüttete die Gläser wieder voll. »Drohungen! Verwünschungen! Sie sollen dich so in Angst versetzen, daß du mit dem nächsten Flugzeug nach Deutschland zurückfliegst.«
    »Sie wird sehen, daß ich es nicht tue! Glaubst du, daß sie dann die Mariette-Maske fallen läßt?«
    »Nein.« René atmete ein paarmal tief durch. »Sie werden dich durch den Voodoo-Zauber vernichten!« Er sah, daß sie ihn verständnislos anstarrte und stellte das Glas zur Seite. »Es … es ist so viel zu sagen und zu erklären, Liebling. Ich bitte dich zunächst um Verzeihung.«
    »Wofür?«
    »Daß dir so manches, was in den letzten Tagen hier geschehen ist, verschwiegen worden ist. Daß Robert Coulbet gleich am ersten Abend bei uns erschien, war kein Zufall. Ich hatte ihn angerufen. Wegen der Puppe, die du in deiner Schiffskabine gefunden hast.«
    »Diese lustige Schnitzerei?«
    »Lustig!« Renés Stimme wurde hart und bitter. »Sie war die erste Drohung des Voodoo. Eine … eine sehr ernste Drohung.« Er vermied das Wort tödlich, weil er ihr fassungsloses Gesicht sah. »Die Puppe sollte dich darstellen …«
    Sie begriff plötzlich, lehnte sich zurück und preßte die Hände gegen ihre Brüste. »Das Beil im Herzen, René …« stammelte sie entsetzt.
    »Ja.«
    »Sie … sie wollen mich wirklich umbringen?«
    »Nicht direkt. Das Geheimnis der Rachegötter soll es tun. Beim Voodoo-Zauber rufen sie die Götter an, opfern ihnen, weihen ihnen einen Fetisch und geben ihm Namen und Gesicht dessen, der bestraft werden soll. Sie stechen eine lange Nadel in das linke Bein und der Verfluchte wird sein linkes Bein verlieren. Sie stechen ins Herz, und der Verdammte wird elend sterben, ganz gleich, wo er ist, und wenn er hundert Kilometer weit entfernt ist.«
    »Und das glaubt ihr?! Das glaubst selbst du, René?«
    »Ich bin aufgewachsen mit diesem schrecklichen Zauberkult. Ich habe zuviel Unerklärliches gesehen und gehört. Als ich die Voodoo-Puppe sah, die du vom Schiff mitbrachtest, blieb mir fast das Herz stehen! Ich habe sofort Coulbet gerufen, und nun ist er dabei, den zu überführen, der dir diesen Fetisch ins Bett gelegt hat.« Er streichelte ihr über das starre Gesicht und dachte unwillkürlich an die Zeitungsausschnitte, die für Petra eine ganz klare Warnung sein sollten: Deine Vorgängerin hat man mit aufgeschlitztem Leib gefunden. »Du hast auf dem Schiff nichts bemerkt?«
    »Gar nichts, René!«
    »Und wie soll das weitergehen mit Josephine?«
    »Wir werden uns über ihre ›Freundin Mariette‹ einmal verständigen, früher oder später.«
    »Du kennst die Kreolinnen nicht. Sie sind menschliche Vulkane! Wenn sie aufbrechen, ist das ein Naturereignis, unaufhaltsam wie der Ausbruch des Mont Pelée.«
    »Ihr … ihr habt euch sehr geliebt?« Ihre Stimme war ganz klein, wie bei einem unsicheren Kind.
    »Warum darüber sprechen? Gerade jetzt?«
    »Ich kann besser mit ihr sprechen, wenn du mir die Wahrheit sagst.«
    »Es war eine … eine stürmische Liebe, ohne Ziel und für Josephine hoffnungslos. Sie wußte es von Anfang an. Und sie mußte damit rechnen, daß einmal eine Madame Birot ins Haus kommen würde.«
    »Wenn ich es nicht gewesen wäre, hätte sie jede andere auch gehaßt und verfolgt?«
    »Jetzt weiß ich das. Ich hätte das nie geglaubt. Petra«, er hielt ihre beiden Hände fest und

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