Das Mädchen und der Zauberer
über den Fuß von Bataille, als würden sie sich schon länger kennen.
Bei der Polizei in Martinique lief am Morgen nach der Begegnung im Le Joséphine die Routinearbeit an, obwohl sie jeder im Zusammenhang mit dem Grafen für völlig sinnlos hielt. Es kam auch das dabei heraus, was jeder wußte: de Massenais war rein wie eine weiße Frangipaniblüte. Wer aber eine Frangipani kennt, weiß, daß sie an den Rändern ihrer weißen Blütenblätter gelbe oder rosa Streifen tragen kann.
Und der Comte de Massenais hatte solch einen rosa Streifen: Mit dem Ankauf von drei neuen Schiffen hatte er sich finanziell übernommen. Die Bankkredite und deren Zinsen drückten, die Schiffe waren nicht ausgebucht, die sonst so zahlreichen Amerikaner blieben dieses Jahr aus, weil die Hochzinspolitik der US-Regierung das Geld knapper werden ließ. Gewiß, es war eine nur vorübergehende Flaute, aber sie hatte den Grafen voll getroffen.
Der Leiter der kleinen Sonderkommission auf Martinique schüttelte den Kopf.
»Wir alle kennen den Comte, meine Freunde. Es ist völlig abwegig, auch nur daran zu denken, daß er sich in die Hände eines Bataille begibt, um aus seinen vorübergehenden Schwierigkeiten herauszukommen! Nicht ein de Massenais! Jede Bank würde ihm die Zinsen stunden.«
»Wenn in Amerika sogar Senatoren auf der Gehaltsliste der Mafia stehen, warum sollte ein Comte nicht auch neue Geldquellen erschließen?« Coulbet, der bei der Besprechung als Gast zugegen war, blätterte in seinem schwarzen Notizbuch. »Wir wissen, daß Bataille mit seinem vorzüglichen Funkgerät in regem Sprechverkehr mit unserer Insel steht. Aber wer ist der Partner? Wer verfügt über eine Funkeinrichtung?«
»Auf der Insel gibt es Hunderte von Sprechfunkgeräten. So einen Walkie-Talkie kann sich ja jeder kaufen! Das ist kein Argument gegen de Massenais.«
»Warten wir ab. Ich bin gespannt, ob der Comte in den nächsten Tagen an Bord der Carina II geht! Natürlich als harmloser Gast!« Coulbets Stimme war voll Spott. »Neue Freundschaften muß man pflegen.«
»Er wird sicherlich einen Besuch machen!« Der Leiter der Sonderkommission verzog säuerlich das Gesicht. »Und wenn wir Roberts Sarkasmus richtig verstehen, müßte man dann den wieder an Land kommenden Comte kassieren und visitieren.«
»Es könnte nichts schaden!« Coulbet lächelte mokant.
»Und wer hält dann später bei dem öffentlichen Skandal den Kopf hin? Martiniques angesehener Reeder de Massenais von übereifriger Polizei verhaftet! Können Sie sich die Schlagzeilen in den Zeitungen vorstellen, meine Herren?«
»Und wenn die Schlagzeilen lauten: Heroin im Werte von zig Millionen Francs bei Comte de Massenais gefunden! Hat die Polizei jahrelang geschlafen?! Wer tritt dann vor und sagt: Ich bin der Schläfer?«
»Was, zum Teufel, also sollen wir tun?«
»Die Augen offenhalten.«
»Welch ein unbekannter, ungeheuer nützlicher Rat!« Der Leiter der Sonderkommission schob sich auf seinem Stuhl mit einem Stoß von der Tischkante weg. »Wir müssen an Bataille heran! Wir müssen seine Yacht auseinandernehmen! Aber wie?«
»Durch einen Froschmann«, sagte Coulbet gemütlich.
»Wie bitte?« Die Kollegen von der Sonderkommission starrten Coulbet fassungslos an.
»Es ist schrecklich, wie fantasielos doch die Polizei ist, auf der ganzen Welt.«
»Das hast du schon mal gesagt, Robert.«
»Und man kann es nicht oft genug wiederholen.« Coulbet faltete die Hände vor dem Bauch. Er saß da wie ein gemütlicher, zufriedener Rentner, der alles hat, was er als guter Franzose zum Leben braucht: Ein Weißbrot, einen Käse und einen guten Rotwein. »Batailles Yacht müßte in eine Werft abgeschleppt werden, damit man sie dort gründlich untersuchen könnte. Wie aber kommt eine intakte Yacht auf eine Werft?«
»Die Frage der Woche!« sagte der Chef der Sonderkommission spöttisch.
»Man nehme einen Froschmann, gebe ihm das richtige Werkzeug mit und lasse ihn unter Wasser an der Yacht ein Leck anbringen.« Coulbet lächelte in die erstarrte Runde. »Wer eine noch einfachere Methode kennt, Finger hoch!«
»Wir können doch nicht amtlich ein Schiff versenken!«
»Wir? Wer ist wir?! Ein Froschmann unbekannter Nationalität und unbekannter Motive! Das rechtfertigt einen massiven Einsatz der Ordnungskräfte! Terror unter Wasser vor Martinique. Da können sich die Journalisten die Finger wundschreiben. Und jeder Einsatz der Polizei ist berechtigt!«
»Robert, du bist ein gerissener Hund«, sagte
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