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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Leiter der Sonderkommission emphatisch. »Und die Yacht von Bataille schleppt unser Polizeiboot dann in die kleine Reparaturwerft des Comte de Massenais ab.«
    »Der Horizont bei der Polizei wird lichter!« Coulbet nickte erfreut. »Wir haben einen unanfechtbaren Grund, das einem Sabotageakt zum Opfer gefallene Schiff zu beschlagnahmen, um Spuren zu sichern. So schnell kann Bataille gar nichts zur Seite schaffen, wie wir bei der Carina II auftauchen. Und dann zerlegen wir die Yacht!«
    »Das alles ist ungesetzlich.«
    »Es gibt für mich auch kein Gesetz mehr, wenn es gegen die Mafia geht!« sagte Coulbet hart und erhob sich. »Vor meinem Gewissen kann ich verantworten, sie mit ihren Waffen zu bekämpfen. Hunderttausende Heroinopfer fordern mich dazu auf!«
    Er verließ grußlos die Sonderbesprechung, und alle sahen ihm betroffen nach. Sie hatten den freundlichen, witzigen, eleganten Robert Coulbet so noch nicht erlebt.
    Schon früh am Morgen war André Casarette auf den Beinen, stand unter der Tür seiner primitiven Hütte und starrte mißmutig hinüber zu dem Zelt des verrückten Malers und seiner so ungewöhnlich hübschen Begleiterin. Er hatte sich vorgenommen, heute nicht in seinen Stollen zu gehen, sondern den Tag zu nutzen, diesen Jean Aubin von hier wegzuekeln. Außerdem mußte er in der Nähe des Funkgerätes bleiben, falls sein Partner, dieser ungeduldige Idiot, wieder wissen wollte, was eigentlich los sei.
    Jetzt fehlt nur noch Coulbet, dachte Casarette wütend. Ein Jahr lang war Ruhe, hatte nie ein Mensch sich in diese Einsamkeit, in diese Wildnis aus Lavagestein und Urwald verirrt, hatte er arbeiten können und gefahrlos sein großes Ziel näher kommen sehen: Ein Leben vielleicht in Florida, auf einem der Kays vor der Küste, dort, wo Hemingway gelebt hatte, oder auf Hawaii, ein junger Millionär mit einem Schiff und schönen Mädchen, mit glücklichen Tagen, die sich aneinanderreihten wie eine endlose Perlenkette. Ein Leben in völliger Sorglosigkeit, geschenkt von einem Berg, den alle fürchteten und der 1902 zum Mörder an Tausenden von Menschen geworden war. Das große Millionengeheimnis des André Casarette, nur durch Zufall entdeckt …
    Er wusch sich, machte Feuer in der gemauerten Herdstelle und überlegte, während das Kaffeewasser kochte, wie man Aubin und sein Mädchen weggraulen könnte. Am einfachsten und sichersten schien es Casarette Jeanette zu umgarnen: Wenn er Aubin durch Eifersucht bis zur Weißglut reizte, konnte man annehmen, daß er seine Sachen packte und sich eine neue Stelle im Urwald für sein dämliches Gemälde suchte. Vor einer anderen Auseinandersetzung hatte Casarette keine Angst – er war kräftig, sportlich, durch die Arbeit im Stollen mit harten Muskeln bestückt. Wo er hinschlug, stand so schnell niemand wieder auf. Aubin war kein Schwächling, nein, so sah er nicht aus, aber Casarette wußte, daß er bei einem Schlagabtausch ein sicherer Sieger sein würde.
    Auch Jeanette schien eine Frühaufsteherin zu sein. Kaum hatte sich Casarette vor seiner Hütte zum Frühstück hingesetzt, als sich der Zelteingang teilte und sie herauskam. Sie trug einen hellgrauen Trainingsanzug, rannte viermal mit kreisenden Armen um das Zelt und kam dann zu Casarette hinüber.
    »Das tut gut!« sagte sie. »In so einem Zelt ist's doch verdammt eng. Guten Morgen.«
    »Auch so.« Casarette sah sofort einen Anhaltspunkt, um nach Plan aktiv werden zu können. »Da könnte ich Ihnen einen tollen Vorschlag machen: Ziehen Sie um in meine Hütte. Da ist Platz genug. Außerdem könnte eine Hausfrau in diesem Chaos bei mir nicht schaden.«
    »Soll das ein Antrag sein?« fragte sie keck und umrundete in leichtem Dauerlauf den an seinem Knüppeltisch sitzenden Casarette.
    »Nehmen wir es an. Was dann?«
    »Und Jean?«
    »Das ist eine Frage, die nicht ich beantworten kann.«
    »Ich habe nie auf Komfort Wert gelegt.« Jeanette setzte sich Casarette gegenüber auf einen roh gezimmerten Stuhl. »Aber was Sie mir hier zu bieten haben, übersteigt meine Bescheidenheit. Ich könnte auf Dauer hier nicht leben.«
    »Auf Dauer ist es ja auch nicht, Jeanette.«
    »Ein Jahr sind Sie doch schon hier.«
    »Aber kein neues Jahr mehr!« Casarette machte eine weite Handbewegung. »Ich lade Sie ein, daraus ein Paradies zu machen. Nur Frauen können das.«
    Aus dem Zelt kroch jetzt Aubin. Er sah mißmutig aus, reckte sich und blickte hinüber zur Hütte. Jeanette nahm die Gunst des Augenblicks, Aubin zu ärgern,

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