Das Mädchen.
überhaupt? Gute Frage, nicht wahr?«
»Eine dämliche Frage, El Dopo«, sagte Trisha verdrießlich. »Wärst du ein so guter Batter wie Mo, würdest du auch 'ne Menge Geld verlangen.«
»Möchten Sie über den Klassemann Pedro Martinez reden? Über Darren Lewis? Die neueste Überraschung bei den Werfern der Sox? Eine nette Überraschung von den Sox, wer hätte das gedacht? Rufen Sie mich an, erzählen Sie mir, was Sie denken. Bin gleich wieder da.« Eine fröhliche Stimme begann den vertrauten Jingle zu singen: »Wen rufen Sie an, wenn Ihre Windschutzscheibe kaputt ist?«
»1-800-54-GIANT«, sagte Trisha und verließ WEE1. Vielleicht konnte sie ein anderes Spiel finden. Sie wäre selbst mit den verhaßten Yankees zufrieden gewesen. Aber bevor sie irgendwo Baseball fand, erstarrte sie bei der Nennung ihres eigenen Namens.
»... kaum noch Hoffnung für die neunjährige Patricia McFarland, die seit Samstag morgen vermißt wird.« Die Stimme der Nachrichtensprecherin war leise, schwankend, von atmosphärischen Störungen unterbrochen. Tri-sha beugte sich nach vorn und drückte die kleinen Ohrhörer mit den Fingern tiefer in ihre Ohren. »Aufgrund eines bei der State Police in Maine telefonisch eingegangenen Hinweises haben die Strafverfolgungsbehörden in Connecticut heute Francis Raymond Mazzerole aus Weymouth, Massachusetts, im Zusammenhang mit dem Verschwinden der kleinen McFarland verhaftet und sechs Stunden lang verhört. Mazzerole, ein gegenwärtig beim Bau einer Brücke in Hartford beschäftigter Bauarbeiter, ist wegen Belästigung von Kindern zweimal vorbestraft und bleibt in Auslieferungshaft, weil er sich in Maine wegen Belästigung und sexuellen Mißbrauchs von Kindern verantworten muß. Er scheint jedoch offenbar keine Kenntnis von Patricia McFarlands Aufenthaltsort zu haben. Wie aus Ermittlerkreisen verlautet, hat Mazzerole ausgesagt, er habe das vergangene Wochenende in Hartford verbracht, und kann zahlreiche Zeugen benennen, die ... « Der leise Ton begann noch mehr zu schwinden. Trisha drückte den Ausschaltknopf und zog die Kopfhörerstöpsel aus ihren Ohren. Suchten sie weiter nach ihr? Vermutlich schon, aber Trisha hatte sie in Verdacht, den größten Teil des heutigen Tages statt dessen damit zugebracht zu haben, diesen Kerl, diesen Mazzerole auszuquetschen. »Was für eine Bande von El Dopos«, sagte sie trübselig und verstaute ihren Walkman wieder im Rucksack. Sie streckte sich auf den Kiefernzweigen aus, deckte sich mit dem Poncho zu und rutschte dann mit Schultern und Hinterteil herum, bis sie fast bequem lag. Ein Windstoß fegte über sie hinweg, und sie war froh, daß sie ihr Lager in einer der Mulden zwischen den Felsen hatte. Die Nacht war frisch und würde vermutlich kurz vor Sonnenaufgang richtig kalt werden.
Im Schwarz über ihr standen eine Zillion Sterne - genau wie vorausgesagt. Exakt eine Zillion. Sobald der Mond aufginge, würden sie etwas verblassen, aber vorerst waren sie hell genug, um einen frostigen Hauch über ihre schmutzigen Wangen zu gießen. Wie jedesmal fragte Trisha sich, ob irgendeiner dieser funkelnden Lichtpunkte andere Lebewesen wärmte. Gab es dort draußen Dschungel, die mit fremdartigen Fabelwesen bevölkert waren? Pyramiden? Könige und Riesen? Vielleicht sogar irgendeine Form von Baseball?
»Wen rufen Sie an, wenn Ihre Windschutzscheibe kaputt ist?« sang Trisha halblaut. »1-800-54...« Ihre Stimme brach ab, und Trisha sog hörbar Luft über ihre Unterlippe ein, als habe sie sich weh getan. Weißes Feuer zerkratzte das Firmament, als eine Sternschnuppe verglühte. Die Leuchtspur raste halb über das Schwarz des Himmels und erlosch dann. Natürlich war das kein Stern gewesen, kein richtiger Stern, sondern ein Meteorit. Dann folgte noch einer und wenig später noch einer. Trisha setzte sich auf, so daß ihr zerfetzter Poncho auf ihren Schoß fiel, und machte große Augen. Hier kamen Nummer vier und fünf, die eine etwas andere Richtung nahmen. Nicht bloß ein Meteorit, sondern ein Meteoriten schauer.
Als ob etwas nur daraufgewartet hätte, daß sie das begriff, erhellte ein lautloser Sturm aus hellen Leuchtspuren den nächtlichen Himmel. Trisha starrte mit zurückgelegtem Kopf und großen Augen zum Firmament auf, hielt die Arme vor ihrer flachen Brust gekreuzt und umklammerte ihre Schultern mit nervösen Fingern, deren Nägel abgekaut waren. Sie hatte so etwas noch nie gesehen, hätte sich nie träumen lassen, daß es so etwas geben könnte. »Oh, Tom«,
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