Das Mädchen.
über dem Hügelrückenjenseits des Moorgebiets. Es war wieder Nachmittag.
Sagen Sie, Johnny, was haben wir für unsere Mitspieler? Nun, Bob, wir haben einen weiteren Nachmittag. Kein sehr toller Preis, aber das Beste, was eine Bande beschissener Arschlöcher wie wir zu bieten hat, schätze ich.
Trisha fühlte sich schwindlig, als sie sich aufsetzte. Ein Schwärm großer schwarzer Falter breitete seine Flügel aus und flatterte gemächlich quer durch ihr Gesichtsfeld. Einen Augenblick lang war sie sich sicher, daß sie in Ohnmacht fallen würde. Dieses Gefühl ging vorbei, aber ihr Hals tat immer noch weh, wenn sie schluckte, und sie hatte einen heißen Kopf. Du hättest nicht in der Sonne schlafen sollen, sagte sie sich, aber daß sie sich schlecht fühlte, hatte nichts mit ihrem Schlaf in der Sonne zu tun. Der Grund dafür war, daß sie krank wurde.
Trisha zog den Turnschuh wieder an, den sie bei ihrem dummen Wutanfall weggeschleudert hatte, aß eine Handvoll Beeren und trank dann etwas Bachwasser aus ihrer Flasche. Sie erspähte ein Büschel Jungfarne, die am Rand des Moors wuchsen, und aß sie ebenfalls. Sie verblaßten bereits und waren weit zäher als wohlschmeckend, aber sie zwang sich, sie hinunterzuwürgen. Nach dieser Zwischenmahlzeit stand sie auf und sah wieder übers Moor, wobei sie diesmal eine Hand über die Augen legte, weil die Sonne blendete. Im nächsten Moment schüttelte sie langsam und müde den Kopf - die Geste einer Frau, nicht die eines Kindes, und noch dazu einer alten Frau. Sie konnte den Hügelrücken deutlich sehen und war sich sicher, daß der Boden dort drüben trocken war, aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, wieder mit um den Hals gehängten Reeboks durch Morast stapfen zu müssen. Nicht einmal, wenn dieser weniger tief als der andere war und sich unter den Füßen nicht so widerlich anfühlte; nicht für alle im Spätfrühling noch wachsenden Jungfarne der Welt. Wozu auch, wenn es hier keinen Bach mehr gab, dem sie folgen konnte? Hilfe - oder einen anderen Bach - konnte sie genausogut in einer anderen Richtung finden, in der das Gelände leichter war.
Mit dieser Überlegung wandte Trisha sich genau nach Norden und wanderte am Ostrand des Moors entlang, das den größten Teil des Talbodens bedeckte. Seit sie sich verlaufen hatte, hatte sie sehr viele Dinge richtig gemacht -mehr als sie je hätte ahnen können -, aber dies war eine schlechte Entscheidung, die schlechteste, die sie getroffen hatte, seit sie den Weg ursprünglich verlassen hatte. Hätte sie das Moor durchquert und den Hügelrücken erstiegen, hätte sie auf den Devlin Pond außerhalb von Green Mount, New Hampshire, heruntergeblickt. Dieser See war nicht groß, aber an seinem Südufer standen Ferienhäuser, von denen eine schmale, unbefestigte Straße zur New Hampshire Route 52 führte.
An einem Samstag oder Sonntag hätte Trisha fast sicher das Brummen von Motorbooten gehört, mit dem Wochenendbesucher ihre Sprößlinge auf Wasserskiern über den Devlin zogen. Nach dem Unabhängigkeitstag wären dort an jedem Wochentag Motorboote unterwegs gewesen - manchmal so viele, daß sie Zickzackkurse fahren mußten, um nicht zusammenzustoßen. Aber an diesem Tag mitten in der Woche Anfang Juni waren auf dem See nur ein paar Angler mit kleinen 20-PS-Töfftöffs unterwegs, so daß Trisha nichts als die Vögel und die Frösche und die Insekten hörte. Statt den Devlin Pond zu finden, bog sie zur kanadischen Grenze hin ab und geriet noch tiefer in die Wälder. Ungefähr vierhundert Meilen vor ihr lag Montreal. Und nicht viel dazwischen.
SIEBTER DURCHGANG, AUF DEN RÄNGEN
Im Jahr vor der Scheidung waren die McFarlands im Februar, als Pete und Trisha Ferien hatten, eine Woche lang in Florida gewesen. Das war keine schöne Reise gewesen, denn die Kinder hatten allzu oft trübselig miteinander am Strand Muscheln gesucht, während ihre Eltern sich in dem gemieteten kleinen Strandhaus stritten (er trank zuviel, sie gab zuviel aus, du hast mir versprochen, daß du, warum tust du nie, was jatata-jatata-jatata, dada-dada-dada). Auf dem Rückflug durfte Trisha aus irgendeinem Grund statt Pete am Fenster sitzen. Beim Landeanflug auf den Logan Airport war ihr Flugzeug durch mehrere Wolkenschichten gestoßen mit den vorsichtig schwerfälligen Bewegungen einer übergewichtigen alten Dame auf einem vereisten Gehsteig mit Eisplatten. Trisha, die ihre Stirn an die Fensterscheibe drückte, hatte fasziniert hinausgesehen. Manchmal
Weitere Kostenlose Bücher