Das Maerchen der 1001. Nacht
Internat abgeschoben und versucht hat, unser Leben zu kontrollieren und uns Vorschriften zu machen. Glaub mir, ich muss wissen, warum sie es getan hat. Es lässt mir keine Ruhe. Außerdem will ich ihr ins Gesicht sagen, dass ich sie für egoistisch und oberflächlich halte.“ Beth atmete tief durch, weil es ihr plötzlich die Kehle zuschnürte.
„Unser Vater meint es nur gut“, verteidigte Addie ihn. „Auf seine Art liebt er uns sehr.“
„Dich, aber nicht mich.“
Addie seufzte. „Ich verdanke dir so viel, Bethie. Du hast immer zu mir gehalten und dich für mich eingesetzt. Was hätte ich ohne dich machen sollen?“
Beth erinnerte sich gut an die Schläge, die sie anstelle ihrer Schwester eingesteckt hatte. „Ich habe dich lieb, Addie.“
„Ja, ich weiß. Deshalb bitte ich dich auch nur ungern, noch nicht aufzugeben und noch etwas länger mitzuspielen.“
„Malik wird dir bestimmt gefallen, Addie.“ Beth wünschte, er wäre ein Scheusal, dann hätte ihre Schwester einen guten Grund, ihn nicht zu heiraten, und ihr Vater müsste sich damit abfinden. Doch dass Malik so überaus charmant und geistreich war, machte alles viel zu schwierig.
„Ich brauche noch etwas mehr Zeit, um Tony besser kennenzulernen. Er scheint ein ganz besonderer Mensch zu sein. Ich war noch nie verliebt und möchte wissen, wie es ist.“
„Es ist nicht so wunderbar und einmalig, wie immer behauptet wird“, entgegnete Beth. Darin war sie sich mit Malik einig, auch er hielt nichts von Liebe und ähnlichen Regungen.
„Bitte, lass mir noch etwas Zeit.“
„Selbst wenn du jahrelang Zeit hättest, absolut sicher kannst du dir sowieso nie sein“, wandte Beth ein. Wie sie auf einen Mann hatte hereinfallen können, der eine andere Frau geheiratet und ihr, Beth, kurz darauf allen Ernstes vorgeschlagen hatte, seine Geliebte zu sein, war ihr rätselhaft. Ob Malik auch glaubte, er brauche auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen, konnte sie noch nicht beurteilen.
„Es war einfach Pech, dass Malik mich plötzlich und wie aus heiterem Himmel gebeten hat, nach Bha’Khar zu kommen“, beklagte sich Addie. „Alles lief so gut, bis er auf die Idee kam, das Versprechen, das sich unsere Väter gegeben haben, einlösen zu müssen.“
„Sein Vater will sich zurückziehen, und man erwartet von Malik, dass er vor Übernahme der Staatsgeschäfte heiratet“, erklärte Beth. „Aber du hast recht, der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig. Sprich doch mit unserem Vater, und mach ihm klar, dass du mit der arrangierten Heirat nicht einverstanden bist.“
„Vorher muss ich mir sicher sein, dass Tony es wert ist, mir das Wohlwollen unseres Vaters zu verscherzen“, entgegnete Addie.
„Das ist nicht der Punkt, Addie. Du solltest es für dich selbst entscheiden und es nicht von einem Mann abhängig machen. Biete unserem Vater endlich die Stirn.“
„Ich bin nicht so stark wie du, Bethie. Unser Vater ist oft anmaßend und herrschsüchtig, und er zeigt keine Gefühle. Aber trotzdem hat er uns gern.“
„Dich, Addie, weil du seine älteste Tochter bist, die er dem Kronprinzen versprochen hat. Für ihn spielt es keine Rolle, dass du nur zwei Minuten älter bist als ich. Allerdings hat er uns beide nie auseinanderhalten können. Er hat sich auch nie darum bemüht, denn mich hat er sowieso nicht beachtet.“
„Du hast ja recht, er hat Fehler und Schwächen, trotzdem ist er unser Vater. Ich bin noch nicht bereit, mich gegen ihn aufzulehnen und zu riskieren, auch ihn noch zu verlieren. Immerhin haben wir vor langer Zeit schon unsere Mutter verloren. Lass mir noch etwas Zeit, mir alles zu überlegen und mir selbst Mut zuzusprechen“, bat Addie noch einmal. „Ich komme bald nach und bringe alles in Ordnung“, versprach sie.
Sekundenlang schloss Beth die Augen. „Okay, ich werde Malik vorerst noch nichts verraten und bis zu deiner Ankunft mitspielen.“
„Danke, Beth.“
Als Beth eingewilligt hatte, ihrer Schwester zu helfen und an ihrer Stelle nach Bha’Khar zu fliegen, hatte sie sich eingeredet, es sei für einen guten Zweck. Doch die Sache war viel schwieriger, als sie geahnt hatte. Je besser sie Malik kennenlernte, desto heftiger sträubte sich alles in ihr dagegen, ihn weiterhin zu belügen.
Dass sie derart von ihm fasziniert sein würde, hätte sie sich nie vorstellen können. Sie hatte damit gerechnet, ihn abzulehnen und nicht zu mögen. Andererseits durfte sie nicht vergessen, dass Männer wie er nie ihr wahres Gesicht zeigten,
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