Das Maerchen der 1001. Nacht
zumindest nicht am Anfang. Was für ein Mensch er wirklich war, würde sie wahrscheinlich erst später herausfinden.
Hoffentlich kommt Addie bald, sonst habe ich ein ernstes Problem mit meinen Gefühlen für diesen Mann, überlegte Beth.
4. KAPITEL
„Du hast doch sicher etwas Besseres zu tun“, sagte Beth, als Malik sie zu der bereitstehenden Limousine führte.
Während des Essens hatten sein Vater und seine Mutter, die von ihrer zukünftigen Schwiegertochter begeistert waren, vorgeschlagen, ihr Sohn solle Beth die Umgebung zeigen.
Er hatte ihr Zögern bemerkt. Seit er vor einigen Tagen den Wunsch geäußert hatte, sie zu küssen, war sie auf Distanz bedacht, wie er deutlich spürte. Er wurde immer ungeduldiger und konnte es kaum erwarten, sie endlich in den Armen zu halten. Dass sie in seiner Gegenwart so angespannt war, erfüllte ihn mit tiefer Zufriedenheit, bewies es ihm doch, dass sie sich genauso sehr zu ihm hingezogen fühlte wie er sich zu ihr.
Natürlich hatte er andere und wichtigere Dinge zu tun, das wusste er selbst. Doch als sein Vater den Vorschlag gemacht hatte, er solle Beth das Land zeigen, war er sogleich einverstanden gewesen.
„Etwas Besseres als was?“, fragte er.
„Als mit mir durch die Gegend zu fahren.“
„Es ist meine Pflicht, meiner zukünftigen Frau zu zeigen, wie die Menschen in Bha’Khar leben“, antwortete er und hielt ihr die Wagentür auf.
Beth stieg ein und rutschte bis ans andere Ende des Rücksitzes. „Deine Familie ist sehr nett, deine Eltern, deinen Bruder und seine Frau mag ich sehr. Aber du hättest einen deiner Mitarbeiter beauftragen können, mit mir eine Rundfahrt zu machen.“
„Ich bin gern in deiner Nähe und möchte so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen“, erklärte er.
Beth warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Du hast mich doch schon durch den Palast geführt. Den königlichen Fuhrpark finde ich beeindruckend. Die vielen Luxuslimousinen sind ja gar nicht zu zählen.“
„Es ist auch nicht wichtig, wie viele Autos wir haben. Wichtiger ist, dass dir jederzeit ein Wagen zur Verfügung steht, wenn du einen brauchst“, stellte er fest.
„Vorausgesetzt, ich finde den Weg in die Garagen.“
„Ich zeige ihn dir gern noch einmal.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig.“
Offenbar ist sie immer noch auf Distanz bedacht, schoss es ihm durch den Kopf. Man hatte ihm schon oft vorgeworfen, einen zwiespältigen Charakter zu haben. Daran konnte etwas Wahres sein, denn je zurückhaltender Beth sich verhielt, desto entschlossener war er, um sie zu werben und sie für sich zu gewinnen.
„Hat es dir gefallen, einen Eindruck von deinem zukünftigen Zuhause zu bekommen?“
„Ja, sehr. Falls du mir wieder einmal eine Freude machen willst, habe ich eine Idee: Statt eines Pferdes könntest du mir das nächste Mal ein Navigationssystem schenken, damit ich mich im Palast leichter zurechtfinde.“
„Eines Tages kennst du alles in- und auswendig“, prophezeite er.
Sie ignorierte die Bemerkung und fuhr fort: „Oder noch besser, du lässt einen Peilsender oder so etwas in der Art installieren, sodass ich mühelos aufzuspüren bin, falls ich mich verlaufe und nicht dort ankomme, wohin ich wollte.“
Malik lachte, während sich die Limousine in Bewegung setzte und durch das Palasttor in Richtung Stadt fuhr. Die Sonne schien auf die mit beige- und pinkfarbenem Stuck verzierten weißen Häuser mit den roten Dächern, und in der Ferne über der Wüste lag sengende Hitze. Dank der Klimaanlage war es im Auto angenehm kühl. Nachdem Beth sich mehrfach negativ über ihn geäußert hatte, wollte er ihr heute beweisen, wie vorteilhaft es für sie sein würde, die Frau des zukünftigen Königs von Bha’Khar zu sein.
„So groß ist der Palast wirklich nicht“, entgegnete er schließlich.
Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. „Doch, auf mich wirkt er geradezu riesig und sehr unübersichtlich.“
„Es gibt größere Paläste. Der Palast des Sultans von Brunei ist ungefähr zehnmal so groß und hat mehr als hundertfünfzig Badezimmer, um nur ein Beispiel zu nennen.“
„Okay, für dich ist der Palast übersichtlich, weil du darin aufgewachsen bist und dich auskennst. Ich finde ihn jedoch überwältigend groß mit all den vielen Ballsälen, Salons, Suiten und dergleichen.“
Über die Größe des Palastes, der sich seit mehreren Hundert Jahren im Besitz seiner Familie befand, hatte Malik noch nie nachgedacht. Er war daran gewöhnt. Es war
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