Das Maerchen der 1001. Nacht
fiel irgendwann auf, wie schön sie war. Na ja, und dann fing ich an, mich für sie zu interessieren.“
Obwohl dein Vater eine andere Frau für dich ausgesucht hatte, die du heiraten solltest?, lag es Beth auf der Zunge zu fragen.
„Hat sie dich ermutigt?“
„Ja. Wir haben uns unterhalten, und sie hat sich als aufmerksame Zuhörerin erwiesen, was ich bewundernswert fand. Ich konnte nicht ahnen, dass sie Reporterin war und das gute Zuhören zu ihrem Beruf gehörte. In Wahrheit merkte sie sich alles nur deshalb so genau, weil sie eine Reportage schreiben wollte unter dem Titel: ‚Der zukünftige König und ich – ich hatte Sex mit dem Kronprinzen‘.“
„Dann ist es sicher zu einem Skandal gekommen, oder?“, mutmaßte Beth.
„Nein, glücklicherweise nicht. Ich konnte es gerade noch verhindern, indem ich meinen Einfluss geltend machte. Der Artikel wurde nie veröffentlicht. Trotzdem hatte die ganze Sache schlimme Folgen, mein Vater hat getobt.“
Aus eigener Erfahrung wusste Beth, was es bedeutete, den eigenen Vater zu enttäuschen. „Damit konntest du nicht rechnen.“
„Doch, ich hätte mir denken können, wie er reagieren würde. Immerhin bin ich mit anderen Wertvorstellungen aufgewachsen, sodass so etwas gar nicht hätte passieren dürfen. Diese Frau hat sich nur ihrer Karriere zuliebe an mich herangemacht.“
„Ich finde es erschreckend, dass sie dich auf diese Weise und zu diesem Zweck benutzt hat.“
„Es ist schlimm, dass sie mich überhaupt benutzt hat.“ Seine Stimme klang gefährlich ruhig.
Wieder geriet Beth in Panik. „Ich wollte damit nur sagen, manchmal ist es gerechtfertigt, wenn jemand nicht ganz korrekt handelt.“
„Nein, da bin ich anderer Meinung. Auch wenn man aus guten Gründen etwas Falsches tut, ist es zu verurteilen. Alle Erklärungsversuche sind Haarspalterei. Jemanden zu belügen und zu betrügen ist durch nichts zu beschönigen. Gerade du solltest das wissen, denn du bist ja auch auf jemanden hereingefallen, der es nicht ehrlich mit dir meinte.“
„Das stimmt“, gab sie nun zu. „War die Sache damit erledigt, Malik?“ In seinem Kinn zuckte ein Nerv, und er blickte Beth mit finsterer Miene an. „Was ist sonst noch passiert?“ Sie hätte ihn am liebsten in die Arme genommen und getröstet, denn sie konnte nachempfinden, wie verletzt er gewesen war. Stattdessen legte sie ihm nur die Hand auf den Arm.
„Nichts, das war alles“, behauptete er.
Beth neigte den Kopf leicht zur Seite und sah Malik aufmerksam an. „Hast du dich nicht gerade noch vehement für die Wahrheit eingesetzt? Also, was verheimlichst du mir?“
Er atmete tief aus, ehe er ihre Hand nahm. „Ich hatte diese Frau so gern, dass ich den Gedanken, eine andere Frau heiraten zu müssen, unerträglich fand. Deshalb habe ich mit meinem Vater geredet und ihm erklärt, ich könne das Versprechen nicht einlösen. Er hat Erkundigungen über die Dame eingezogen und die Wahrheit über sie herausgefunden.“
„Du warst wirklich bereit, ihretwegen mit der Tradition zu brechen?“ Beth konnte es kaum glauben.
„Ja, leider“, erwiderte er und presste die Lippen zusammen.
„Dann hast du sie sehr geliebt.“
„Ja. Das macht mich ja so wütend, und ich komme mir entsetzlich dumm vor.“
„Eigentlich brauchst du dir doch keine Vorwürfe zu machen, denn du konntest doch nicht ahnen, wie hinterhältig sie war, und hast in gutem Glauben gehandelt“, gab sie zu bedenken.
„Ich war dumm genug, auf ihre raffinierten Tricks hereinzufallen, und dafür bin ich ganz allein verantwortlich. Es war eine schmerzliche Lektion, die mir da erteilt wurde. Erst danach habe ich begriffen, wie gut und sinnvoll es ist, sich auf das Urteil unserer Väter zu verlassen. Mein Vater hat wesentlich mehr Lebenserfahrung als ich, und ich kann mich darauf verlassen, dass er die richtige Frau für mich ausgesucht hat.“
Kein Wunder, dass er meine Schwester jetzt unbedingt heiraten will, dachte Beth und verspürte plötzlich Übelkeit. Natürlich hatte sie Verständnis für seine Situation, denn auch sie war belogen und benutzt worden. Doch sie war nicht anders als diese Frau, sie täuschte ihn, und das konnte sie nicht länger mit ihrem Gewissen vereinbaren. Es war Zeit, reinen Tisch zu machen.
Das Spiel musste beendet werden, und sie wollte ihm endlich die Wahrheit sagen. Wahrscheinlich würde er sie dann hassen und verachten, was sich leider nicht ändern ließ. Einen Vorteil hatte die Sache auf jeden Fall: Ihre Gefühle
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