Das Maerchen der 1001. Nacht
fasziniert, und damit hatte sie nicht gerechnet. Wenn sie überhaupt noch eine Chance haben wollte, aus der Sache herauszukommen, ohne allzu sehr verletzt zu werden, musste sie das Spiel so schnell wie möglich beenden, am besten heute noch.
„Ich bin der Meinung, wir sollten sofort die Rollen tauschen“, sagte Beth. „Ich würde nämlich auch gern noch mehr Zeit mit unserer Mutter verbringen.“
„Das kannst du später immer noch“, protestierte Addie. „Ich bitte dich nur um ein paar Tage, höchstens eine Woche. Bitte, Beth. So eine gute Gelegenheit habe ich vielleicht nie wieder, und wir haben so viel nachzuholen.“
Beth hasste sich dafür, dass sie die alten Verhaltensmuster nicht ablegen konnte und immer noch bereit war nachzugeben, wenn ihre Schwester sie so flehentlich bat. Es war falsch, das wusste Beth genau. Doch sie musste sich auch eingestehen, dass sie unendlich froh und erleichtert war, noch etwas mehr Zeit mit Malik verbringen zu können – und zugleich fürchtete sie sich davor.
Sie seufzte. „Gut, Addie, eine Woche, dann ist endgültig Schluss.“
9. KAPITEL
Der Privatjet gewann rasch immer mehr Geschwindigkeit und hob schließlich von der Rollbahn des Flughafens von Bha’Khar ab. Malik sah Beth unverwandt an. Sie saß auf dem Ledersitz neben ihm, blickte zum Fenster hinaus und war ungewöhnlich blass.
„Hast du Angst vor dem Fliegen?“, fragte er.
Sie drehte sich langsam zu ihm um. „Die Frage hättest du mir früher stellen müssen. Jetzt sind wir in der Luft, und ich müsste sehen, wie ich zurechtkomme, wenn ich wirklich Flugangst hätte“, erwiderte sie spöttisch.
„Mit anderen Worten, du hast keine Angst“, stellte er fest.
„Richtig.“ Sie sah wieder zum Fenster hinaus.
Malik hoffte immer noch, ihre Laune würde sich bessern. In den letzten Tagen war sie sehr schweigsam und seltsam bedrückt gewesen. Sie so zu sehen beunruhigte ihn genauso wie die Tatsache, dass er sich ihretwegen so viele Gedanken machte. Er hatte sogar seine Termine verschoben, um ihr eine Freude zu machen und mit ihr nach Europa zu fliegen. Irgendwie störte es ihn, dass er ihre Lebendigkeit, ihr Temperament und ihre bissigen Bemerkungen vermisste.
„Du hast noch gar nicht gefragt, wohin die Reise geht“, stellte er fest.
„Da du mich gern überraschst, wollte ich dir die Freude nicht verderben.“
„Bist du kein bisschen neugierig?“
„Doch. Wenn ich es nicht wäre, würde etwas mit mir nicht stimmen.“
„Möchtest du raten? Soll ich dir einige Hinweise geben?“
„Willst du?“
„Beantwortest du eine Frage immer mit einer Gegenfrage?“
„Tust du das etwa nicht?“
Er lächelte. Vielleicht konnte er sie doch aufheitern. „Wir fliegen zu einer europäischen Großstadt.“
„Ah ja.“ Sie rückte etwas näher an ihn heran.
„Das Land, in dem die Großstadt liegt, ist berühmt für sein gutes Essen und seine Weine, Museen und Landschaften. Man nennt sie auch …“
„Paris?“, unterbrach sie ihn und zog überrascht die Augenbrauen hoch.
„Ja, richtig.“
„Oh Malik!“ Sekundenlang leuchtete es in ihren Augen auf, während ein Lächeln ihre Lippen umspielte. Doch ihre Begeisterung ebbte rasch wieder ab. „Es wäre mir lieber, du hättest das nicht gemacht. Warum tust du das für mich?“
„Weil ich dir gern eine Freude mache.“
In dem Moment erlosch die Anzeige, sich anzuschnallen, und sie lösten die Sicherheitsgurte. Dann stand Malik auf und reichte Beth die Hand. „Komm, ich zeige dir alles.“
Sie legte ihre Hand in seine und ließ sich hochziehen. Plötzlich geriet der Flieger in leichte Turbulenzen. Beth drohte das Gleichgewicht zu verlieren, suchte einen festen Halt und stieß prompt mit Malik zusammen. Als er die Arme um sie legte, um sie festzuhalten, war sie sich seiner Nähe allzu sehr bewusst und trat einen Schritt zurück.
„Das ist nicht der Flieger, in dem ich nach Bha’Khar geflogen bin. Wie viele Flugzeuge besitzt du eigentlich?“
„Mehrere. Dieser hier ist etwas kleiner als der, mit dem du gekommen bist, aber dafür intimer, wie ich finde.“
Interessiert ließ sie den Blick über die beiden Polstergar nituren aus hellbraunem Leder gleiten und den Konferenztisch mit den Drehsesseln. Dann führte Malik sie weiter in die im hinteren Teil untergebrachte Schlafkabine mit dem breiten Bett und dem angrenzenden, luxuriös ausgestatteten Bad. Der Fußboden war mit dicken Berberteppichen bedeckt.
„Es ist erstaunlich, was man auf so engem
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