Das Maerchen der 1001. Nacht
und zusammen geweint.“
„Was das damit zu tun hat, dass du mich absichtlich getäuscht hast, ist mir rätselhaft.“
„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich meiner Schwester helfen wollte. Ich würde dasselbe noch einmal machen, wenn es sein müsste.“ Beth hob kämpferisch das Kinn. „Wenn mich das zu einem schlechten Menschen macht, kann ich es nicht ändern. Du hast übrigens großes Glück gehabt.“
„Wieso?“
„Wenn ich vor Addie zur Welt gekommen wäre, müsstest du jetzt mich heiraten.“ Dann verließ sie das Büro. Doch kaum hatte sie die Tür hinter sich zugemacht, war es um ihre Beherrschung geschehen. Tränenüberströmt eilte sie aus dem Palast.
Er hat mich auf Anhieb erkannt, ohne das Muttermal gesehen zu haben, dachte Beth schließlich. Hatte das etwas mit Liebe zu tun? Ihr fielen die Worte ihrer Mutter ein. Wenn man jemanden wirklich liebt, sieht man mit dem Herzen und nimmt einen Menschen ganz anders wahr, hatte sie gesagt.
Tiefer Schmerz erfüllte sie und raubte ihr sekundenlang den Atem. Sie hatte den Mann gefunden, dem sie ihr Herz schenken konnte, doch sie würde nie zu ihm gehören können, weil das Schicksal es anders bestimmt hatte, und das war tragisch und unfair.
Sie musste den Preis für ihre eigene Dummheit bezahlen. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, wiederholte sich die Geschichte. Zum zweiten Mal in ihrem Leben heiratete ein Mann, den sie gern hatte, eine andere Frau. Es war jedoch alles noch viel schlimmer als beim ersten Mal, denn sie liebte den Mann, der ihr niemals verzeihen würde, heiß und innig und von ganzem Herzen. Er war ihre große Liebe, und sie würde ihn nie vergessen.
11. KAPITEL
„Willkommen zu Hause, Exzellenz.“ Der König hob sein Champagnerglas, und alle schlossen sich ihm an.
Man hatte sich im Esszimmer der königlichen Familie versammelt. Außer dem Königspaar waren nur Malik, der Botschafter und seine beiden Töchter anwesend. Malik hatte mit seinen Eltern nicht über die Täuschung geredet. Er bezweifelte keine Sekunde, dass Beth ihn nur deshalb in seinem Büro aufgesucht hatte, um sicherzustellen, dass ihr Vater nichts von dem Rollentausch erfuhr.
Malik wusste selbst nicht genau, warum er die Sache geheim hielt. Natürlich wollte er seinem Vater die Enttäuschung ersparen, dass die Frau, die er für seinen Sohn ausgesucht hatte, zu so einem falschen Spiel fähig war. Wichtiger aber war wohl, über die Demütigung, denn als solche empfand er es, nicht reden zu müssen. Niemand brauchte zu erfahren, wie sehr er hereingelegt worden war. Am schlimmsten fand er, dass er die warnende innere Stimme nicht beachtet und zugelassen hatte, zärtliche Gefühle für Beth zu empfinden.
Über Letzteres würde er hinwegkommen, dafür würde er sorgen, egal, wie viel Mühe und Anstrengung es kostete.
Er würdigte Beth keines Blickes, sondern musterte ihren Vater sehr genau. Der ältere Mann sah mit dem dunklen, an den Schläfen leicht ergrauten Haar und den fast schwarzen Augen sehr würdevoll aus. Sein wacher Blick wirkte lebhaft und sprach von einem scharfen Verstand. Malik kannte den Botschafter natürlich schon lange, denn er war ihm bei zahlreichen Gelegenheiten begegnet. Doch seit er seine Töchter kennengelernt hatte, wollte er mehr über ihn wissen.
Dass Beth an dem Essen im Familienkreis teilnahm, hätte er gern verhindert, und er hatte versucht, es seiner Mutter auszureden. Sie hatte jedoch darauf bestanden, auch Beth einzuladen, nachdem sie gehört hatte, dass beide Töchter des Botschafters in Bha’Khar waren.
Rafi Farrah hob das Glas und sagte: „Auf meine Tochter Adina, die zukünftige Frau des Kronprinzen.“
Alle außer Malik schlossen sich ihm an. Ehe er erfahren hatte, dass er getäuscht worden war, hatte er so schnell wie möglich heiraten wollen. Was für eine Dummheit!
„Malik?“ Seine Mutter blickte ihn fragend an.
Plötzlich merkte er, dass alle ihn erwartungsvoll ansahen, nur Beth nicht.
„Auf Adina“, sagte er. „Möge mir deine Offenheit und Ehrlichkeit immer erhalten bleiben.“ Jetzt schaute er Beth an und registrierte mit Befriedigung, dass sie zusammenzuckte.
„Keine Sorge, Königliche Hoheit, sie ist nicht nur schön, sondern auch sehr gefügig“, antwortete der Botschafter.
„Alle beide sind außergewöhnlich schön“, wandte Maliks Mutter ein.
„Sicher, aber Adina ist etwas ganz Besonderes“, meinte er und tätschelte Beth die Hand.
Malik fragte sich, ob die beiden immer
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