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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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welcher Sprache die Original-Evangelien geschrieben waren.«
    Tammy wirkte betroffen. »Ich habe immer gedacht, in Griechisch.«
    Peter schüttelte den Kopf. »Die frühesten Fassungen waren griechisch, aber selbst womöglich Übersetzungen aus einer noch früheren Version. Wir wissen es einfach nicht mit Sicherheit.«
    »Warum spielt die Originalsprache eine so große Rolle?«, fragte Maureen. »Ich meine, abgesehen von Übersetzungsfehlern.«
    »Weil die Originalsprache der erste Hinweis auf die Identität und Herkunft des Autors ist«, erklärte Peter. »Wenn zum Beispiel die Original-Evangelien auf Griechisch geschrieben waren, würde das auf hellenisierte Verfasser hinweisen, auf einen griechischen Einfluss, der nur für die Elite, für die Gebildeten und Weltgewandten, angenommen werden darf. Dafür halten wir die Apostel jedoch nicht, also nehmen wir eine andere Sprache an, eine Volkssprache etwa wie Hebräisch oder Aramäisch. Wenn wir sicher wären, dass die Originale in Griechisch geschrieben wurden, dann könnten wir daraus schon Schlüsse ableiten, wer die ersten Anhänger Jesu waren.«
    »Die gnostischen Evangelien, die man in Ägypten gefunden hat, waren in koptischer Sprache«, warf Tammy ein.
    Peter berichtigte sie sanft: »Es sind koptische Texte, doch viele wurden ursprünglich von griechischen Originalen ins Koptische übertragen.«
    »Und was sagt uns das?«, fragte Maureen.
    »Nun, wir wissen, dass keiner der ersten Anhänger Jesu Ägypterwar, und können daher schließen, dass einige der Jünger ihr geistliches Wirken in Ägypten begonnen und dort ein frühes Christentum zum Erblühen gebracht haben. Von ihnen stammen die koptischen Christen.«
    »Aber was wissen wir dann überhaupt mit Sicherheit über die vier Evangelien?« Maureen war neugierig, worauf diese Diskussion hinauslaufen würde. Sie hatte während ihrer Recherchen nicht genug Zeit gehabt, um sich in die Widersprüche um die Entstehung des Neuen Testaments zu vertiefen. Ihr Hauptanliegen waren die Textstellen gewesen, die sich mit Maria Magdalena beschäftigten.
    Peter gab ihr Antwort. »Wir wissen Folgendes: Zuerst kommt Markus, dann Matthäus – eine fast genaue Abschrift von Markus mit nahezu sechshundert identischen Passagen. Auch Lukas ist sehr ähnlich, doch dieser Verfasser gibt uns ein paar neue Einblicke, die bei Markus und Matthäus nicht zu finden sind. Und das Johannesevangelium ist das größte Rätsel der vier, da es politisch und sozial einen ganz anderen Standpunkt einnimmt.«
    »Es gibt sogar Leute, die glauben, dass Maria Magdalena die Verfasserin des vierten Evangeliums ist, welches Johannes zugeschrieben wird«, setzte Maureen hinzu. »Während meiner Recherchen habe ich einen wirklich klugen Gelehrten interviewt, der das behauptete. Ich stimme ihm nicht unbedingt zu, aber die Vorstellung ist schon faszinierend.«
    Sinclair schüttelte den Kopf und widersprach heftig. »Nein, das glaube ich nicht. Marias Version ist immer noch irgendwo da draußen versteckt und harrt ihrer Entdeckung.«
    »Das vierte Evangelium ist das große Rätsel des Neuen Testaments«, fuhr Peter fort. »Es gibt viele Theorien darüber, zum Beispiel die Gemeinschaftstheorie: dass es von mehreren Autoren über einen längeren Zeitraum hinweg geschrieben wurde, als Versuch, die Ereignisse im Leben Jesu in einer besonderen Weise zu übermitteln.«
    Tammy lauschte gespannt Peters Ausführungen. »Aber mir kommt es vor, als würden viele traditionelle Christen sich am liebsten die Ohren zuhalten und davon nichts hören wollen«, klagte sie. Es war ein Thema, für das sie sich leidenschaftlich engagierte und das sie in den vergangenen Jahren oft diskutiert hatte. »Sie wollen von Geschichte nichts wissen, sie wollen nur blind an die Worte der Kirche glauben. Oder an das, was ihre Geistlichen ihnen erzählen.«
    Peter antwortete ebenfalls mit Leidenschaft. »Nein, nein. Das ist nicht der Punkt. Es ist nicht Blindheit, es ist Glaube. Für einen gläubigen Menschen spielen Fakten einfach keine Rolle. Aber mach nicht den üblichen Fehler, Glauben mit Unwissenheit zu verwechseln.«
    Sinclair lachte; es klang höhnisch.
    »Ich meine es ernst«, betonte Peter. »Gläubige Christen sind der Überzeugung, dass das Neue Testament auf göttlicher Eingebung beruht, und deshalb spielt es für sie nur eine untergeordnete Rolle, wer der tatsächliche Verfasser der Evangelien ist oder in welcher Sprache sie geschrieben wurden. Denn die Verfasser waren von Gott

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