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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Der tiefe, schwingende Ton vibrierte durch Maureens Körper. Es war entweder der heiligste Klang, den sie je erlebt hatte, oder der unheiligste. Aber das unpassende Läuten zu dieser nächtlichen Stunde hatte etwas Monumentales.
    Der Klang erschütterte die Finsternis, die Maureen umgab, aber einen Atemzug später wurde er gefolgt von einem scharfen Knacken. Es war ein lautes und vernehmliches Geräusch unmittelbar hinter ihr, an der Stelle, von der die Tauben aufgeflogen waren. Scharf fiel das Mondlicht auf die Stelle. Wo sich ein Wall aus Gestrüpp und festem Gestein erhoben hatte, hatte sich nun ein Spalt aufgetan, eine Öffnung im Berg, die wie eine Einladung wirkte.
    Langsam näherte sich Maureen der neu geschaffenen Höhle. Ein unkontrolliertes Zittern hatte sie befallen, doch sie zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Als sie die Öffnung erreichte, die hoch genug war, um darin stehen zu können, sah sie ein schwaches Licht aus dem Inneren dringen. Maureen schluckte ihre Angst hinunter, duckte sich und drang in den Berg ein.
    Als sie in der Höhle stand, hielt sie den Atem an. Was sie vor sich sah, war eine alte lädierte Holztruhe. Die Truhe aus dem Traum, den sie in Paris gehabt hatte. Die alte Frau hatte ihr diese Truhe gezeigt, hatte sie herangewinkt. Maureen war sicher, dass es dieselbe Truhe war. Sie war von einem seltsamen, unirdischen Glühen umgeben.
    Maureen kniete nieder und legte ihre Hände ehrfürchtig auf den Deckel. Ein Schloss gab es nicht. Als sie ihre Finger unter den Deckel schob, war sie so in ihr Tun versunken, dass sie die Schritte hinter sich nicht hörte.
    Dann spürte sie einen stechenden Schmerz im Hinterkopf, und die Welt versank in Dunkelheit.

    Rom
26. Juni 2005
     
    Falls Bischof Magnus O’Connor erwartet hatte, vom Vatikanischen Rat wie ein Held empfangen zu werden, sollte er zutiefst enttäuscht werden. Die Gesichter der stoischen Männer, die sich um den glänzenden antiken Tisch versammelt hatten, waren schmallippig und regungslos. Kardinal DeCaro war zu O’Connors Hauptinquisitor geworden.
    »Würden Sie dem Rat bitte erklären, warum der erste Mensch, der seit dem heiligen Franz von Assisi sämtliche fünf Wundmale aufweist, von Ihnen nicht ernst genommen worden ist?«
    Bischof O’Connor war mittlerweile in Schweiß gebadet. In seinem Schoß zerknüllte er ein Taschentuch, mit dem er sich unablässig den Schweiß von der Stirn wischte. Er räusperte sich und antwortete – mit zitternder Stimme, wie er leider feststellen musste.
    »Euer Gnaden, dieser Edouard Paschal fiel in beunruhigende Trancezustände. Er stieß Schreie aus, weinte haltlos und behauptete, Visionen zu haben. Der Beschluss lautete, dass es nichts anderes sei als das Delirium eines Geistesgestörten.«
    »Und wer hat diesen offiziellen Beschluss gefasst?«
    »Das habe ich getan, Euer Gnaden. Aber Sie müssen verstehen, dass er ein ganz einfacher Mensch war, ein Cajun aus dem Bayou …«
    DeCaro schaffte es nicht länger, seine Ungehaltenheit zu verbergen. Die Erklärung des Bischofs war unwichtig. Zu viel stand auf dem Spiel, und sie mussten schnell handeln. Seine Fragen wurden zunehmend knapper, sein Ton barsch. »Beschreiben Sie seine Visionen für diejenigen unter uns, die keine Gelegenheit hatten, seine Akte zu studieren.«
    »Er hatte Visionen von Unserem Herrn und Maria Magdalena– sehr beunruhigende Visionen. Er redete wirres Zeug über ihre … Verbindung, und er erwähnte auch Kinder. Diese verworrenen Reden wurden schlimmer nach der … Stigmatisierung.«
    Die versammelten Ratsmitglieder wurden zunehmend unruhig. Sie rutschten auf ihren Stühlen herum und beratschlagten im Flüsterton. DeCaro setzte sein unerbittliches Verhör fort.
    »Und was wurde aus diesem Mann, aus diesem Edouard Paschal?«
    O’Connor holte tief Atem, bevor er antwortete. »Er litt derart unter seinen Wahnvorstellungen, dass er … seinem Leben mit einem Kopfschuss ein Ende setzte.«
    »Und was geschah nach seinem Tod?«
    »Als Selbstmörder durfte er natürlich nicht in geweihter Erde begraben werden. Wir haben seine Berichte versiegelt – und vergessen. Bis … bis unsere Aufmerksamkeit auf seine Tochter gelenkt wurde.«
    Kardinal DeCaro nickte und nahm eine weitere rote Akte vom Schreibtisch. Er wandte sich den übrigen Ratsmitgliedern zu. »Das bringt uns nun zu dem Fall seiner Tochter. Maureen Paschal.«

V iele werden es empörend finden, dass ich die Römerin Claudia Procula, Enkelin des Augustus und

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