Das Magdalena-Evangelium: Roman
näher.‹«
Am Ende des Frühstücks hatte Tammy sie davon überzeugt, aus dem Hotel auszuchecken. Beim Mittagessen beobachtete Peter sie aufmerksam und beschloss, sich zu merken, was für eine überzeugende Frau sie war.
Rennes-le-Château, Frankreich
23. Juni 2005
»Beim ersten Mal würdet ihr diesen Ort nie finden, es sei denn, jemand zeigt euch den Weg.« Tammy gab vom Rücksitz entsprechende Anweisungen. »Fahr da hoch. Siehst du die kleine Straße? Sie führt den Hügel hinauf nach Rennes-le-Château.«
Die schmale Straße war schlecht gepflastert und ein wenig primitiv. In scharfen Kurven wand sie sich bergauf. Oben auf dem Hügel verkündete ein teilweise zugewuchertes Schild den Namen des kleinen Ortes.
»Du kannst da drüben parken.« Tammy führte sie zu einer kleinen, staubigen Lichtung am Ortseingang.
Als sie aus dem Wagen stiegen, blickte Maureen auf ihre Uhr.Sie schaute zweimal hin, bevor sie bemerkte: »Komisch. Meine Uhr ist stehen geblieben; dabei habe ich vor meiner Abreise noch eine neue Batterie einsetzen lassen.«
Tammy lachte. »Siehst du? Der Spaß fängt schon an. Hier auf dem magischen Berg bekommt Zeit eine ganz neue Bedeutung. Ich garantiere dir, dass deine Uhr wieder ganz normal funktionieren wird, sobald wir diese Gegend verlassen.«
Peter und Maureen schauten einander an und folgten Tammy dann die Straße hinunter. Tammy verzichtete auf weitere Erklärungen. Sie ging einfach weiter und witzelte nur: »Meine Damen und Herren, Sie betreten jetzt die Twilight Zone.«
Das Dorf vermittelte tatsächlich den unheimlichen Eindruck, als sei es von der Zeit vergessen worden. Es war überraschend klein und wirkte seltsam verlassen.
Peter fragte: »Wohnt hier überhaupt jemand?«
»O ja. Es ist ein richtiges Dorf. Die Einwohnerzahl liegt zwar unter zweihundert, aber es gibt noch echte Dorfbewohner.«
»Es ist geradezu unheimlich still hier«, bemerkte Maureen.
»Das ist hier immer so«, erklärte Tammy, »jedenfalls bis ein Touristenbus seine Ladung ausspuckt.« Als sie das Dorf betraten, sahen sie zu ihrer Rechten die Überreste eines Châteaus, die Ruine des Gebäudes, das dem Ort seinen Namen gegeben hatte.
»Das ist das Château Hautpoul. Während der Kreuzzüge war es eine Templerfestung. Seht ihr den Turm da?« Sie deutete auf das altersschwache Gebäude. »Lasst euch nicht von der Abgelegenheit des Ortes und dem verwahrlosten Zustand täuschen. Diesen Turm nennt man den ›Turm der Alchemie‹. Er ist einer der wichtigsten esoterischen Landmarken Frankreichs, vielleicht sogar der Welt.«
»Ich nehme an, du wirst uns gleich sagen, warum.« Peter ärgerte das Ganze mehr und mehr. Er war diese Geheimniskrämereien leid; er wollte einfach, dass ihm jemand mal eine Antwort gab, mit der er auch etwas anfangen konnte.
»Ja, ich werde es euch erzählen, aber noch nicht. Das würdeeuch ohnehin nichts sagen, solange ihr die Geschichte des Ortes nicht kennt. Den Turm sparen wir uns bis zum Schluss; ich werde es euch erzählen, wenn wir wieder gehen.«
Sie kamen an einer kleinen Buchhandlung auf der linken Straßenseite vorbei. Sie war geschlossen, aber das Schaufenster war voller Bände mit okkultistischer Symbolik.
»Das scheint mir kein durchschnittliches katholisches Bauerndorf zu sein«, flüsterte Maureen zu Peter, während Tammy weiter vorausging.
»Offensichtlich nicht«, pflichtete Peter ihr bei und schaute sich die Bücher und den Pentagrammschmuck im Schaufenster an.
Eine weitere Merkwürdigkeit auf der gegenüberliegenden Seite der schmalen Straße erregte Maureens Aufmerksamkeit. Ungefähr auf Augenhöhe hatte man dort etwas in den Stein gemeißelt, was eine Sonnenuhr zu sein schien. Bei näherem Hinsehen stellte sich jedoch heraus, dass die Zeichen alles andere als gewöhnlich waren. Sie begannen mit der Nummer neun und gingen bis siebzehn weiter; dazwischen waren die halben Stunden markiert. Doch über den Zahlen befand sich noch eine Reihe geheimnisvoll aussehender Symbole.
Peter schaute über Maureens Schulter, als diese auf die seltsamen Glyphen deutete. »Was, denkst du, haben die zu bedeuten?«, fragte sie ihn.
Tammy kam wieder zu ihnen zurück und grinste wie eine Katze, die gerade von der Sahne genascht hatte. »Wie ich sehe, habt ihr die erste Merkwürdigkeit von Bedeutung hier in RLC gefunden«, sagte sie.
» RLC ?«
»Rennes-le-Château. Jeder nennt den Ort so; der eigentliche Name ist schlicht zu lang. Ihr solltet langsam anfangen, die hiesige
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