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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Oberen seiner Bruderschaft lieferte, war erschreckend. Offenbar gab es eine Verschwörung zwischen verschiedenen Adelshäusern Europas, sich zum Wohle dieses Kindes zu vereinigen, das der neue Messias, vielleicht sogar die Wiederkunft Christi sei, wie sie behaupteten. Diese Verschwörung stellte eine Bedrohung für die Kirche dar. Immerhin hatten die fraglichen Familien Zugang zu vielen Geheimnissen über die Ursprünge des Christentums. Außerdem befanden sich unschätzbare heilige Reliquien in ihrem Besitz. Kräfte innerhalb der Bruderschaft versuchten seit Jahrhunderten, das Libro Rosso und die Schicksalslanze in die Hände zu bekommen. Sie versuchten zu verhindern, dass die Existenz dieser Reliquien außerhalb der Geheimgesellschaften bekannt wurden, damit ihre Echtheit nie geprüft werden konnte. Das Libro Rosso war das einzige wirklich schädliche Beweisstück gegen die Herrschaft der römischen Kirche, und die Schicksalslanze besaß die Macht, ihrem Besitzer in jeder Schlacht den Sieg zu sichern. Beides waren unschätzbare Reliquien, um die zu kämpfen sich lohnte.
    Die Bedrohung durch die Buondelmonti war real; deshalb wurde entschieden, dass Vittoria und ihr Kind vom Spielbrett genommen werden mussten. Seit Vittoria in den Medien zum ersten Mal über ihren Sohn gesprochen hatte, war sie von der Bruderschaft verfolgt und beobachtet worden. Als deren Geheimdienst meldete, Vittoria habe vor, sich später am Abend mit Berenger Sinclair in Florenz zu treffen, wurde ein Plan entworfen.
    So konnte man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
    Girolamo de Pazzi würde keinen Befehl erteilen, der Berenger, Vittoria und das Kind zu Schaden kommen ließe. Diese Zeiten waren für ihn vorbei. Aber er wusste, dass es in der Führerriege der Bruderschaft immer jemanden geben würde, der vor nichts zurückschreckte, um den Status quo aufrechtzuerhalten und jede Gefahr auszuschalten. Deshalb zog die Bruderschaft Fanatiker an – selbst ernannte Soldaten Christi, die alles tun würden, um ihre Kirche zu schützen.
    Vittoria Buondelmonti war zu weit gegangen und würde deshalb zum Tode verurteilt werden, ebenso wie ihr Sohn und dessen Vater. De Pazzi zweifelte nicht daran, dass es so kommen würde. Und er konnte es nicht aufhalten.
    Vittoria, ihr Kind und dessen Vater galten als unheilige Dreifaltigkeit, die die Kirche bedrohte. Deshalb mussten sie sterben.

Kapitel sechsundzwanzig
    Florenz
    1477
     
    L o renzo seufzte tief und nahm einen weiteren großen Schluck aus dem kostbaren Kelch, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass kein Tropfen auf das amtliche Dokument fiel, das derzeit seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Dieses Pergament stellte ihn vor eine der schwierigsten diplomatischen Entscheidungen seines Lebens.
    Als Leiter der Medici-Bank, mittlerweile das reichste und mächtigste Bankhaus der Welt, wurde Lorenzo oft um Darlehen gebeten, die riskant oder unüblich waren. Diese Anfragen kamen zumeist von mächtigen Persönlichkeiten: von Königen, Kardinälen und einflussreichen Kaufleuten, die genau wussten, wie sie ihrer Bitte Nachdruck verleihen konnten. Lorenzo hatte eine gute Lehre durchgemacht, indem er einerseits seinem Großvater zugeschaut hatte, der mit solch schwierigen Kunden meisterhaft umzugehen verstand, und andererseits seinem Vater, der solche Geschäfte verpfuscht und sich damit viele Feinde gemacht hatte. Lorenzo hatte begriffen, dass Ausgewogenheit in solchen Verhandlungen das Wichtigste war. Doch nun war kein Geringerer als Francesco della Rovere mit einem Darlehensersuchen an ihn herangetreten. Noch nie hatte Lorenzo eine so schwierige geschäftliche Entscheidung treffen müssen.
    An Francesco della Rovere war überhaupt nichts Königliches. Er war ein ungeschlachter und flegelhafter Mann, hässlich, fast zahnlos und fett, weil er bei Tisch weder Maß noch Ziel kannte. Obwohl er gebildet war, drückte er sich stets derb aus. Doch erwar klug in der Art der della Rovere: mit allen Wassern gewaschen, übermäßig ehrgeizig und nur auf das eigene Wohl bedacht. Diese Gerissenheit hatte die Familie della Rovere aus einem armen Fischerdorf nach Rom geführt – und bis hinauf in die erlauchte Position, die sie derzeit in der römischen Gesellschaft behauptete. Und keiner aus dem Rovere-Clan hatte es so weit gebracht wie der ruppige, widerliche und selbstverliebte Francesco. Nur war er jetzt nicht mehr Francesco della Rovere.
    Seit 1471 war er Papst Sixtus IV.
    Während seines Aufstiegs bis auf den

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