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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Idioten und einer schmutzigen Florentiner Hure!«
    Papst Sixtus tobte vor Wut, als er Lorenzos Antwort erhielt. Heftig gestikulierend stieß er eine Obstschale um. Trauben und Kirschen flogen über den Tisch. »Wie kann er es wagen!«
    Girolamo Riario schmollte. Er schnappte sich eine Traube vom Tisch und schleuderte sie wütend gegen die Wand. »Ich will Imola! Ich brauche Imola!«
    »Das weiß ich, du Undankbarer!«, wetterte der Papst. »Siehst du denn nicht, dass ich mich darum kümmere? Die Medici sind nicht die einzigen Bankiers in Italien. Schickt nach den Pazzi. Die sind immer froh, wenn sie Lorenzos Brosamen aufpicken können.«
    Die Pazzi, deren Name sich von einem toskanischen Ausdruck für »verrückt« herleitete, waren eine rivalisierende Bankiersfamilie in Florenz, gelb vor Neid auf das Monopol der Medici. Sie würden sich geradezu auf die Gelegenheit stürzen, sich im päpstlichen Kreis einzuschmeicheln. Sie waren eine schurkische Sippe, durch Neid und Gier verbittert. Genau das, was Sixtus im Moment benötigte.
    »Dann hole ich eben die Pazzi her«, greinte Girolamo mit seiner schrillen Jammerstimme. »Aber das reicht nicht. Ich will, dass Lorenzo bestraft wird für den Tort, den er mir … den er Euch angetan hat. Wie kann ein Medici es wagen, sich über Eure Heiligkeit zu stellen?«
    »Wie kann er es wagen, in der Tat«, wiederholte Sixtus, nachdem Girolamo gegangen war. Der Papst bedachte die Lage sehr gründlich. Auch wenn es viel einfacher gewesen wäre, wenn der Medici schlicht eingewilligt und das Spiel nach den Regeln mitgespielt hätte, waren aus dieser Wendung ebenfalls einige Vorteile zu ziehen. Lorenzo war in Europa viel zu mächtig; er erfreute sich derselben Hochachtung wie sein Großvater vor ihm. Die Expansion des Medici-Bankhauses nach Brügge und Genf und nun möglicherweise auch nach London war Beweis genug, dass der Reichtum dieser Familie allmählich zu einem ernsten Problem wurde. Und das war noch nicht einmal das Schlimmste, denn die Medici waren Träger eines mächtigen Geheimnisses, das sie auf dem ganzen Kontinent beschützte. Ihre königlichen Verbindungen reichten von Paris bis Jerusalem, sogar ins ferne Konstantinopel. Selbst der König von Frankreich nannte Lorenzo »Cousin«. Überdies war es diesen verdammten Florentiner Kaufleuten erlaubt worden, die königlich-französische Lilie in ihrem Familienwappen zu führen. Damit bezeugte die französische Königsfamilie ihre unsterbliche Loyalität zu den Medici. Aber warum nur?
    Papst Sixtus IV. wusste es. Er hatte es zu seiner Angelegenheit gemacht, dies zu wissen. Man errang nicht den mächtigstenThron der Welt, ohne einen überaus fähigen Geheimdienst aufzubauen.
    Sixtus hatte Spione im Orden vom Heiligen Grab.
    In dem großen Morast aus Familienfehden und enttäuschten Eitelkeiten, der die Florentiner Geschichte verdüsterte, war es nicht schwierig gewesen – und auch nicht besonders teuer –, jemanden zu finden, den man auf die Medici ansetzen konnte. Sixtus würde sein Wissen über die Ketzerei der Medici als Waffe gegen diese Familie einsetzen, sobald die Zeit reif war und wenn er am meisten davon profitieren konnte. Er würde Lorenzo stürzen und damit ein noch größeres Ziel erreichen: die hochmütige, unabhängige Republik Florenz in die Knie zu zwingen und dem Kirchenstaat einzuverleiben. In der Geschichte hatte es bislang keinen so großen Gewinn für die Kirche gegeben. Florenz sollte der schimmernde Edelstein in seiner Tiara sein. Er würde Florenz bekommen, die Medici konnten ihn nicht davon abhalten.
    Und Sixtus wusste genau, wo er beginnen musste. Er würde Lorenzo an einer empfindlichen Stelle treffen, nur, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihn daran zu erinnern, wer in Italien die wahre Macht innehatte.
     
    RRRRRRRRRRRRR
     
    Florenz
    1477
     
    Außer Atem riss Angelo Poliziano die Tür des studiolo auf.
    »Lorenzo. Ein Bote. Sixtus … er versucht, Santo Sepolcro einzunehmen.«
    Lorenzo winkte seinen Freund herein, legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und führte ihn zu einem Stuhl. »Setz dich, Angelo. Komm erst einmal zu Atem. Und jetzt erzähl, von Anfang an.«
    Angelo nickte. »Ein Bote ist soeben von Santo Sepolcro gekommen.Der Papst hat ein Heer nach Città di Castello geschickt. Er hat Niccolò Vitelli wegen Ketzerei exkommuniziert und angekündigt, er werde seinen eigenen Mann dort einsetzen. Er erhebt Anspruch auf die Stadt als päpstlichen Besitz.«
    »Er will gar nicht

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