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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Orden her.
    Und nun gestattete er sich, einen Moment lang über die günstige Wendung seines Schicksals nachzudenken. War es denn möglich? Bot man ihm tatsächlich eine anständige Summe, damit er Lorenzo und den Orden vernichtete?
    »Was hat der Papst vor?«, wollte er von de Pazzi wissen. »Wird er sie zu Ketzern erklären?«
    Wie köstlich das sein würde! Vielleicht würde der Papst Lorenzo auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen wie diese verrückte Französin, über die im Orden immer so gejammert wurde. Vielleicht würde auch Lorenzos Dirne brennen, und er, Jacopo, könnte dabei zuschauen. Vielleicht würde er sie dem Papst besonders anempfehlen. Auf jeden Fall würde er Colombinas Rolleals Ketzerin und Ehebrecherin herausstreichen, während er gleichzeitig Seine Heiligkeit in Kenntnis setzen würde von den scheußlichen Verbrechen, die der Orden regelmäßig gegen die Kirche verübte.
    »Es kommt mir nicht zu, zu sagen, was der Heilige Vater mit der Information anfängt«, antwortete de Pazzi. »Aber ich nehme an, dass es sein größter Wunsch ist, die Ketzerei in allen ihren Formen zu vernichten.«
    »Das ist auch mein Bestreben, Franceschino. Betrachtet mich also als Euren Verbündeten. Und richtet dem Papst aus, wenn er für eine gute Unterkunft sorgt, werde ich ihm sämtliche Beweise liefern, die er wünscht. Und vielleicht noch viel mehr!«

    Kurz nach seinem Geheimtreffen mit Franceschino de Pazzi machte Jacopo Bracciolini einen unerwarteten Besuch in der Via Larga.
    Lorenzo wusste zwar um den zweifelhaften Ruf des jüngeren Bracciolini und würde nie vergessen, was er Colombina angetan hatte, doch um der alten Familienfreundschaft willen erklärte er sich bereit, den Freund aus Kindertagen in seinem studiolo zu empfangen. Dennoch fragte er sich, wie lange es wohl dauern würde, bis Bracciolini ihn um ein kleines Darlehen anging.
    »Lorenzo, alter Freund.« Bracciolini schloss ihn in die Arme und küsste ihn auf beide Wangen. »Ich bin gekommen, um die Vergangenheit wiedergutzumachen. Es ist nun viele Jahre her, seit ich deine Colombina auf so unverzeihliche Weise behandelt habe. Ich würde mich auch bei ihr entschuldigen, denn die Ereignisse jener Nacht quälen mich noch immer, auch nach all den Jahren, aber ich weiß, dass Columbina nicht mit mir sprechen will. Da dachte ich, du könntest ihr von mir ausrichten, wie leid es mir tut. Ich versichere dir, ich bin ein anderer Mensch geworden.«
    Lorenzo nickte freundlich. Jacopos Entschuldigung schien ehrlich gemeint. Er beschloss abzuwarten, worauf dieser Besuch hinauslief. Deshalb schwieg er einstweilen und ließ Bracciolini reden.
    »Du fragst dich sicher, warum ich gekommen bin. Wahrscheinlich wartest du jetzt darauf, dass ich dich um ein Darlehen angehe? Nun, da irrst du. Ich bin nur gekommen, dich um Vergebung zu bitten. Und um dir etwas zu schenken.«
    Bracciolini zog ein kostbar gebundenes Buch aus seinem Beutel und reichte es Lorenzo mit feierlicher Geste.
    »Die Geschichte der Stadt Florenz, verfasst von meinem Vater Poggio Bracciolini. Wie du weißt, hat er sie in Latein geschrieben. Doch von deiner Liebe zur toskanischen Volkssprache inspiriert, habe ich das Buch in unsere Mundart übersetzt. Ich habe Jahre daran gearbeitet. Und ich habe die toskanische Fassung dir gewidmet, weil du unsere Sprache stets in Ehren gehalten hast und nun ebenso zur Geschichte der Stadt gehörst wie dein Großvater.«
    Lorenzo war bass erstaunt. Das Letzte, was er von diesem berüchtigten Adelsspross erwartet hatte, war ein Geschenk dieser Größenordnung. Vorsichtig blätterte er in dem prachtvollen Buch, einem Meisterwerk der Übersetzerkunst und der Geschichte. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung für Bracciolini. Er war immer noch zu bravourösen akademischen Leistungen fähig, trotz seiner Genusssucht, und er hatte freundlicherweise viele Hinweise auf Lorenzos Errungenschaften in den Text einfließen lassen.
    Lorenzo dankte seinem alten Freund Jacopo und ließ mehrere Flaschen seines besten Weins bringen. Die beiden Männer tranken bis tief in die Nacht und sprachen über die schöne Zeit, als sie beide jung gewesen waren. Als sie auf Platon und den längst vergangenen Unterricht bei Ficino zu sprechen kamen, entspannte Lorenzo sich zusehends. Er lachte sogar über die Streiche, die sie als Knaben gespielt hatten. Er war so überzeugtdavon, dass Bracciolini ehrlich versuchte, sein Leben zu ändern, dass er den alten Freund sogar über die neuesten

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