Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
unauslöschlichen Eindruck hinterlassen.
»Außerdem ist Vittoria die Mutter meines Sohnes. Ich will im Leben des Jungen eine Rolle spielen, und das kann ich ambesten, indem ich Vittoria heirate. Ich möchte Dante nämlich vor dem Wahnsinn bewahren und dafür sorgen, dass er ein normales Leben führen kann. Außerdem bin ich in Vittoria vernarrt, auch wenn es verrückt klingt. Mir könnte Schlimmeres passieren, als die schönste Frau der Welt zu heiraten.«
Berenger versuchte noch eine Zeit lang, Alexander dieses Vorhaben auszureden, jedoch vergeblich. Alex hatte sich in Vittorias Netz verheddert und kam nicht mehr daraus frei. Wie oft hatte Berenger es schon erlebt, dass kluge Männer über den äußerlichen Reizen einer Frau den Verstand verloren hatten? Und bei Alexander hatte sicherlich noch anderes zu seiner Entscheidung beigetragen. Vielleicht hatte er, Berenger, nie wirklich verstanden, wie eifersüchtig sein Bruder stets gewesen war. Und mit einem Mal eröffnete sich Alex eine Möglichkeit, ebenfalls ein wenig von der altehrwürdigen Seite der Familie abzubekommen, der mystischen Blutlinie. Sein Sohn würde das blaueste Blut Europas haben. Vittoria zu heiraten und Dante großzuziehen mochte Berenger wie ein Albdruck erscheinen – für Alexander war es ein Traum, der Wirklichkeit wurde.
Berenger verriet Alex Vittorias Adresse und die Stunde des Rendezvous. Um elf würde Alex Vittoria in ihrer Wohnung überraschen.
Berenger Sinclair umarmte seinen Bruder und wünschte ihm Glück. Doch nachdem Alexander fort war, konnte er nicht umhin, sich Sorgen um seinen jüngeren Bruder zu machen.
Maureen hatte Kopfschmerzen und war vom Schlafmangel und dem Wirbel der letzten Tage erschöpft. Sie war zu überdreht, um wirklich Ruhe finden zu können, und wachte zwischen kurzen Schlafphasen immer wieder auf. Außerdem hatte sie lebhafte Träume, wie so oft. Viele Träume Maureens waren prophetischer Natur und hatten zu erstaunlichen Entdeckungen geführt.
Mit einem erschrocken Laut setzte Maureen sich im Bett auf, rieb sich das Gesicht und schaute zur Uhr. Es war noch nicht einmal zehn. Seit einer Stunde lag sie im Bett. Ihr Handy lag auf dem Nachttisch. Sie schnappte es sich und drückte die Schnellwahltaste mit Berengers Nummer.
Er nahm das Gespräch sofort entgegen, sichtlich aufgeregt, dass Maureen ihn anrief. Doch sie hatte keine Zeit für lange Erklärungen.
»Ich hatte wieder einen Albtraum. Berenger, irgendetwas geht da vor sich, und es hat mit Vittoria zu tun.«
»Warum? Was hast du denn gesehen?«
»Eine Explosion … und einen Mann. Zuerst dachte ich, du wärst es, weil ich ihn von hinten gesehen habe, aber dann drehte er sich um, und ich wusste, es war Alexander … und dass er bei Vittoria war.«
»Und du glaubst, es passiert jetzt, in diesem Augenblick? Hier in Florenz?«
Der Traum war so intensiv gewesen, wie Maureen es nie zuvor erlebt hatte. »Ja. Ruf sie an. Sofort. Wir müssen ihn warnen. Ihn und Vittoria. Hast du ihre Nummer?«
Berenger bejahte und wählte sofort Alex’ Nummer. Hoffnungsvoll wartete er, doch nach viermaligem Läuten schaltete sich die Mailbox ein. Er schickte Alex eine SMS , weil er hoffte, ihn auf diese Weise schneller zu erreichen. Die dicken Mauern von Altbauten erschwerten bekanntlich den Handy-Empfang, und der Palazzo Tornabuoni hatte sehr massive Mauern.
Als Nächstes versuchte Berenger, Vittoria zu erreichen. Sie war immer nur schwer ans Telefon zu bekommen, da sie ihr Handy nur dann einschaltete, wenn sie selbst anrufen wollte. Berenger wählte ihre Nummer, doch das Handy schaltete augenblicklich auf eine zweisprachige Nachricht.
»Dante«, flüsterte Berenger, dem voller Entsetzen klar wurde, dass auch der Kleine in Gefahr schwebte.
Rasch wählte er Maureens Nummer. »Ich gehe hin«, sagteer zu ihr. »Es sind nur ein paar Blocks. Ich muss wissen, was los ist.«
Nie stellte Berenger Maureen oder ihre Visionen infrage. Und sie wusste noch gar nichts von Alex und Vittoria. Umso erschreckender war, wie präzise ihr Traum das Treffen der beiden wiedergegeben hatte.
Noch bevor Berenger das Gespräch beendete, war er aus der Tür.
Berenger Sinclair eilte an den Nobelgeschäften der Via Tornabuoni entlang und vorbei an der alten Kirche mit dem gewaltigen Medici-Wappen vorüber. Der Palazzo, einst das Heim von Lorenzo de’ Medicis Mutter, wurde zurzeit in Luxusapartments umgewandelt. Doch die Bauarbeiten zogen sich hin; erst eine Handvoll der exklusiven Wohnungen
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