Das Magdalena-Vermächtnis: Roman
habe dir ja gesagt, es wird ein Mädchen!«, sagte er.
»Es ist ein goldenes Mädchen«, flüsterte Petra. »Eine Himmlische. Sie gehört zu den Seraphim, den leuchtenden Engeln, die um den himmlischen Thron unserer Mutter und unseres Vatersstehen. Seraphim bedeutet ›die Feurigen‹. Im Libro Rosso steht geschrieben, dass es der ursprüngliche Name der Königin von Saba gewesen sei: Makeda, die Feurige. Denn sie war eine der Seraphim, die in einem irdischen Leib geboren wurden, um die Welt gemeinsam mit ihrem Seelenzwilling zu verändern. Genau so, wie Ihr Kind es tun wird.«
»Wollen Sie damit sagen, mein Kind ist die Reinkarnation der Königin von Saba?«
Petra lächelte. »Etwas in der Art. Zumindest wird das Kind eine ähnliche Energie besitzen. In Italien nennen wir einen weiblichen Engel dieser Art ›Serafina‹. Er ist ein gesegnetes, ein beinahe heiliges Wesen.«
»Serafina …« Tammy erwiderte Petras Lächeln und tastete nun selbst ihren Leib ab, wobei ihr Tränen der Freude über die Wangen liefen.
Als Petra die anderen zur Tür begleitete, hielt sie Peter zurück.
»Für die anderen war das Gespräch über Seelengefährten zwar unterhaltsam, aber nicht nützlich. Sie haben einander ja gefunden. Für Sie aber ist es ein sehr wichtiges Thema. Wenn Sie dieses Gespräch fortsetzen wollen, sollten wir noch eine Flasche Wein öffnen.«
Peter lächelte. »Wie könnte ich einem solchen Angebot widerstehen?«
»Ich hatte gehofft, dass Sie es nicht können«, sagte Petra schlicht.
Maureen betrat die Dachterrasse und nahm die Schönheit des nächtlichen Panoramas in sich auf. Plötzlich verharrte sie mitten in der Bewegung, als sie einen Mann auf der anderen Seite der Terrasse entdeckte. Er hatte Maureen den Rücken zugekehrt,da er die Domkuppel betrachtete. Doch sie brauchte sein Gesicht gar nicht zu sehen, sie hatte ihn bereits erkannt. Der warme Abendwind spielte in seinen dunklen Locken.
»Hi.« Etwas anderes wollte Maureen nicht einfallen, als sie von hinten an ihn herantrat und ihre Hand seinen Rücken hinaufgleiten ließ.
»Mein Gott!«, rief der Besucher überrascht aus, als er die plötzliche Berührung fühlte. Maureen war verwirrt, als er vor ihr zurückwich. Sie schaute ihn an, blinzelte ungläubig und schüttelte den Kopf, weil sie ihren Augen nicht traute. Der Mann, der vor ihr stand, war ein nahezu identisches Abbild Berengers, aber …
»Sie sind gar nicht Berenger!«, stieß sie verlegen hervor. »Oh, tut mir leid, aber ich …«
Der Mann lachte. »Dazu besteht kein Grund. Außerdem bin ich es gewöhnt, mit Berenger verwechselt zu werden. Ich bin Alexander Sinclair, Berengers Bruder. Sie müssen Maureen sein.«
Maureen konnte es noch immer nicht fassen. »Sie könnten Zwillinge sein!«
»Berenger ist zwei Jahre älter als ich, aber wir wurden schon unser Leben lang verwechselt. Als Kinder haben wir das ausgenutzt, bis es Berenger zu viel wurde, denn ich gehörte zu den Jungs, die immer in irgendwelche Schwierigkeiten gerieten.«
»Weiß er, dass Sie hier sind?«
»Das weiß er«, sagte eine Stimme, die ganz ähnlich klang.
Und dann kam Berenger auf die Terrasse.
»Jemand hat sich die Anklage aus den Fingern gesogen, sie war frei erfunden«, sagte Alexander zu seinem Bruder. Nach Alex’ überraschendem Erscheinen hatte Maureen die beiden auf der Dachterrasse allein gelassen, damit sie in Ruhe reden konnten. Nachdem sie Berenger versprochen hatte, am Morgen mit ihm zu frühstücken, ging sie erschöpft zu Bett. Sie musste versuchen,ein wenig Schlaf zu bekommen, bevor sie wichtige Entscheidungen für ihre Zukunft traf.
»Es war klar, dass sie nicht an der Anklage festhalten würden«, fuhr Alex fort. »Deshalb haben sie mich so schnell wieder freigelassen. Ich hätte gar nicht verhaftet werden dürfen, und das wussten sie. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wer für dieses Durcheinander verantwortlich war und die Macht besaß, mich festnehmen zu lassen.«
Berenger hörte aufmerksam zu und versuchte, die Teile zu einem Ganzen zusammenzufügen. Alexander, der Direktor von Sinclair Oil, war zwar eine Macht in der Welt der Großindustrie und in der Gesellschaft, stand aber nicht in dem Ruf, sich Feinde zu schaffen. Doch eine führende Persönlichkeit des britischen Wirtschaftslebens zu verhaften, war keine Bagatelle; dazu brauchte es wasserdichte Beweise, die in Alex’ Fall nicht vorgelegen hatten.
»Hast du eine Ahnung, welches Motiv dahinterstecken könnte, Alex?
Weitere Kostenlose Bücher