Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
Vom Netzwerk:
Florenz eingeladen, weiler sie in die Geschichte des Ordens in dieser Stadt einführen wollte. Und er drängte sie, bald zu kommen.
    Berenger hob das Medaillon an die Lippen und küsste es, wobei er betete, Gott möge Maureen während seiner Abwesenheit beschützen.

Kapitel vier
    Florenz
    Frühling 1458
     
    D o natello steckte schon wieder in Schwierigkeiten.
    Der geniale und überaus produktive florentinische Bildhauer, geboren als Donato di Niccolò di Betto Bardi und bekannt unter dem Namen Donatello, war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Kein Künstler in Florenz oder gar Italien konnte ihm das Wasser reichen, was Begabung und Können betraf. Die Vielzahl von Aufträgen, die er erhielt, verdankte er seinem Genie. Als Mensch jedoch war Donatello launisch und schwierig im Umgang. Cosimo de’ Medici förderte und schützte ihn und warnte im Interesse des Friedens der Republik Florenz potenzielle Auftraggeber schon im Voraus vor dem extremen Naturell des Künstlers. Oft wurde der Medici-Patriarch gerufen, um zwischen seinem Lieblingsbildhauer und dessen neuestem Auftraggeber zu vermitteln, wenn der sich durch einen von Donatellos berüchtigten Ausbrüchen gekränkt fühlte.
    Cosimo erzählte Donatellos neueste Eskapaden stets dem jungen Lorenzo, der den Geschichten mit weit aufgerissenen Augen gelauscht hatte, seit er denken konnte. Ebenjene Stunden waren es, in denen Lorenzo von seinem Großvater die wichtigsten Lektionen für seine künftige Herrschaft lernte.
    »Verstehst du, Lorenzo, je begabter der Künstler ist, desto näher ist er Gott. Zugleich aber fällt es ihm schwer, sich in unsere irdische Umgebung einzufügen. Deshalb musst du unsere Künstler vor den Philistern beschützen, die sie ausnutzen würden. Reiche Florentiner möchten von Donatello Skulpturen haben,weil es ihr Ansehen hebt, wenn eines seiner Originale in ihren Palazzi steht. Es ist unter seiner Würde, solche Aufträge anzunehmen, und doch muss er es tun, um sich die einflussreichen Familien nicht zu Feinden zu machen. Solche Menschen verstehen nicht, was ein Künstler ist – du und ich dagegen schon. Diese Künstler sind unsere Armee, unsere Engel. Sie geben in ihrem Werk die reinste Lehre des Göttlichen wieder. Sie sind die Priester und Schriftgelehrten unseres Ordens und sorgen für die neueste Übersetzung des ältesten und wichtigsten Evangeliums. Unseres Evangeliums. Wenn sie also angegriffen werden von jenen, die weder Ohren haben zu hören noch Augen, um zu sehen, ist es unsere vornehmste Aufgabe, sie zu verteidigen und zu beschützen.«
    »Stimmt es, dass Donatello eine Büste vom Balkon des Palazzo della Signoria geworfen hat?«
    Cosimo lachte. »Ja. Letzte Woche erst. Das ist einer der Gründe, warum er jetzt in Schwierigkeiten steckt. Die Büste ist auf der Piazza in tausend Teile zersprungen. Hat die Bürger fast zu Tode erschreckt. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen!«
    Auch Lorenzo lachte, doch der fragende Ausdruck in seinen Augen blieb. Dem rastlosen Geist des Neunjährigen genügte es nicht zu wissen, dass Donatello zu solchen Kapriolen fähig war, er wollte auch die Motive des Künstlers verstehen. Von Kindesbeinen an war Lorenzo von menschlichem Verhalten fasziniert gewesen. Ein Mann wie Donatello war da äußerst lehrreich.
    »Warum hat er das getan, Großvater? Was meinst du?«
    »Der Auftraggeber war ein aufgeblasener Dummkopf und ein Geizhals«, erwiderte Cosimo. »Er bestand darauf, dass Donatello die Skulptur in die Signoria bringen und sie die Treppe hinaufschleppen sollte. Nachdem die Büste enthüllt war und alle sich einig waren, dass es sich um ein neues Meisterwerk handele, nimmt dieser Banause unseren Donatello beiseite und beschwert sich: Es seien Fehler in der Skulptur! Das war eine dreiste Lüge, und alle wussten es. Der Dummkopf hatte geglaubt, er könnesich auf diese Weise um das restliche Honorar drücken. Mit anderen Worten: Er wollte den Künstler um seinen sauer verdienten Lohn betrügen.«
    »Wie gemein!« Lorenzo war entsetzt.
    »Das ist nicht nur gemein, es ist Diebstahl. Wie bei einem Straßenraub, wenn einem Mann mit Gewalt genommen wird, was ihm rechtmäßig gehört. Und das soll deine nächste Lektion als Verteidiger der Künste sein, mein Junge. Viele Leute versuchen, Künstler zu übervorteilen, weil sie nicht wissen, wie viel Herzblut und Seele des Künstlers in sein Werk einfließt. Jedes Kunstwerk ist im Grunde unbezahlbar, Lorenzo, und wenn wir es an einem Geldwert messen,

Weitere Kostenlose Bücher