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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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hatte Peter den Kragen ohnehin nicht mehr getragen und verspürte auch nicht den Wunsch dazu. Im Moment war er auch nicht an einer Lehrtätigkeit interessiert, schon gar nicht an einer Tätigkeit als Lehrer in einer katholischen Bildungsstätte. Peter war jetzt ein Mann ohne Berufung. Er war Maureen und den anderen nach Florenz gefolgt, weil sie seine bluts- und geistesverwandte Familie waren – und seine Brüder und Schwestern in einem göttlichen Auftrag.
    Peter versuchte immer noch, sich über seine eigene Rolle bei der Mission klar zu werden, von der Destino gesprochen hatte und der Petra offenbar voller Begeisterung entgegensah. Natürlich wusste Peter, dass er Gott ein Versprechen gegeben hatteund auf Erden weilte, um dieses Versprechen zu erfüllen – aber worin genau bestand es?
    Er beschloss, weiter in den Passagen zu lesen, die Petra ihm aufgetragen hatte, fasziniert, welche Richtung sein Leben zurzeit nahm.
    Peter las:

    Makeda, die Königin von Saba, traf mit Geschenken für König Salomon in Zion ein. Sie kam ohne Falschheit, denn sie war eine reine und wahrheitsliebende Frau. Lug und Trug kannte sie nicht. So kam es, dass Makeda dem König Salomon alles erzählte, was ihr in den Sinn kam. Kaum dass sie Salomon sah und ihm in die Augen schaute, wusste Makeda, dass er ein Teil von ihr war, von Anbeginn der Zeit bis zu ihrem Ende.
    Salomon war betört von Makedas Schönheit und entwaffnet von ihrer Ehrlichkeit. Die Klugheit und das Wissen, die er in ihren Augen sah, spiegelten seine eigene Weisheit wider, und er wusste, dass die Propheten recht gehabt hatten: Hier war eine Frau, die ihm ebenbürtig war.
    Wie hätte es anders sein können, wenn sie die andere Hälfte seiner Seele verkörperte?
    So kamen die Königin von Saba und König Salomon im Hieros gamos zusammen, der fleischlichen Vereinigung von Mann und Frau nach göttlichem Gesetz. Makedas Göttin verschmolz mit Salomons Gott zu einer heiligen Einheit, und das Männliche und das Weibliche wurden eins. Durch Salomon und Makeda kamen El und Ashera erneut im Fleisch zusammen.
    Einen ganzen Mondzyklus lang blieben sie im Brautgemach und ließen nichts zwischen sich kommen. Es hieß, dass ihnen in jener Zeit die Geheimnisse des Universums enthüllt wurden. Gemeinsam entdeckten sie jene Mysterien, die Gott mit der Welt teilen wollte.
    Wer Ohren hat zu hören, der höre.
    Makeda zufolge schrieb Salomon mehr als tausend Lieder, doch keines war ihrer Verbindung so würdig wie das Hohelied Salomons, das die Geheimnisse des Hieros gamos in sich trägt und erzählt, wie Gott in dieser Vereinigung gefunden wurde. Es heißt, Salomon habe viele Frauen gehabt, doch nur eine sei Teil seiner Seele gewesen. Auch wenn Makeda nie sein Weib nach den Gesetzen der Menschen war, so war sie doch sein einziges Weib nach den Gesetzen Gottes und der Natur und somit nach dem Gesetz der Liebe.
    Als Makeda vom heiligen Berg Zion aufbrach, war ihr Herz schwer, denn sie musste den geliebten Mann verlassen. Es war das Schicksal vieler Zwillingsseelen in der Geschichte, dass sie zusammenkamen und gemeinsam die tiefsten Geheimnisse der Liebe erkundeten, um dann vom Schicksal wieder getrennt zu werden.
    Dies ist vielleicht die größte Prüfung der Liebe und das größte aller Mysterien: zu begreifen, dass zwei Menschen, die einander wahrhaft lieben, nie getrennt werden können, nicht durch Zeit und Raum, nicht einmal durch den Tod.
    Ist der Hieros gamos erst zwischen zwei Seelen vollzogen, so sie vom Schicksal dazu bestimmt sind, sind die Liebenden nie wieder getrennt.
    Wer Ohren hat zu hören, der höre.
     
    Die Legende von Salomon und der Königin von Saba,
    zweiter Teil, wie sie im Libro Rosso bewahrt worden ist
     
    Peter klappte das Buch zu und stand auf. Er musste nachdenken, musste sich bewegen. Die Legende von Salomon und Makeda hatte viele Bedeutungsebenen, die ihn ziemlich aus der Fassung brachten. Denn sie veranlassten ihn, alles infrage zu stellen, was er je von sich geglaubt hatte. Er erinnerte sich an den eindringlichen Blick Petras, als sie ihm seine Aufgabe erteilt hatte – sie hatte gewusst, welche Herausforderung diese Textpassagen für Peter darstellten; sie hatte ihm etwas zum Nachdenken gegeben, das ihn aufwühlte. Zweifellos hatte Destino Petra genau über dieBesucher ins Bild gesetzt, und die Wahl der Texte aus dem Libro Rosso zeigte, dass Petra intuitiv das Richtige zu treffen verstand.
    Peter zog seine Schuhe an und beschloss, einen langen Spaziergang am

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