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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Liebe in ihren irdischen Erscheinungsformen.
    Diesen Abend vergesse ich mein Lebtag nicht. Damals schwor ich mir, eines Tages ein Bild zu malen, in dem ich den Zauber einfangen würde, den diese Frauen uns schenkten. Lorenzo und Giuliano waren auf dem Fest zugegen und ebenso verzaubert von der Schönheit, die uns umgab. Wir waren eine geistige Familie, vertieft in unsere Mission und zugleich dankbar für die Vollkommenheit der Welt.
    Wie flüchtig ist solche Schönheit, wie vergänglich! Umso mehr müssen wir sie lieben, verehren und auf jede Art zelebrieren, solange sie bei uns ist.
     
    Euer ergebener
    Alessandro di Filipepi, genannt »Botticelli«
     
    Aus den geheimen Memoiren des Sandro Botticelli

Kapitel sechzehn
    Florenz, Uffizien
    Gegenwart
     
    N icht Sandros ›Primavera‹.« Destino war eisern. »Heute nicht. Ein andermal.«
    Maureen, Peter, Tammy und Roland protestierten. Hier waren sie, im Botticelli-Saal, und eine ganze Wand wurde von dem gewaltigen Meisterwerk beherrscht, das allgemein unter dem Namen »Primavera« oder »Der Frühling« bekannt war. Alle vier liebten dieses Gemälde; Berenger hatte sogar eine Kopie in seinem Château hängen. Dass sie nun nicht einmal herangehen und es aus der Nähe betrachten durften, kam ihnen grausam und töricht vor. Was konnte es denn schaden?
    »Findet eure spirituelle Disziplin, meine Kinder. Wenn dies die schwerste Aufgabe ist, um die ich euch auf diesem Weg bitte, solltet ihr mir dankbar sein.«
    Destinos Stimme klang humorvoll, doch die Lektion war nicht verfehlt: Wenn ihre schwerste spirituelle Prüfung darin bestand, dass sie ein Gemälde nicht von Nahem anschauen durften, sollten sie wirklich dankbar sein.
    »Sie besitzen noch nicht das vollständige Wissen, das man braucht, um ›Primavera‹ in seiner Gesamtheit zu würdigen. Ich versichere Ihnen, dieses Gemälde wird Ihnen viel mehr bedeuten und einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen, wenn Sie warten können. Manche Dinge gewinnen durch das Wartenkönnen, und dieses Bild gehört sicherlich dazu. Aber damit es nicht gar so schmerzlich ist, werden wir einen Blick auf die ›Madonna del Magnificat‹ werfen.«
    Sie folgten Destino zu dem Gemälde, das Lucrezia Tornabuoni aus Anlass ihres zwanzigsten Hochzeitstages mit Piero de’ Medici in Auftrag gegeben hatte. Destino zeigte ihnen die verschiedenen Engel und erklärte, welche Medici-Kinder dafür Modell gestanden hatten. Auf Maureens linker Seite schob sich eine junge Frau an die Gruppe heran; es war nicht zu übersehen, dass sie versuchte, Destinos Erläuterungen mitzuhören. Die Frau war ein auffälliger Typ, mit kurz geschnittenem schwarzem Haar und großen Rehaugen. Außerdem war sie extrem schlank, ein derzeit gängiges Ideal unter jungen Italienerinnen, und trug Jeans und ein langärmeliges schwarzes Shirt. Maureen fiel auf, dass die junge Frau schwarze Lederhandschuhe trug und ein Notizbuch – oder vielleicht einen Skizzenblock – und einen Stift dabeihatte. Wahrscheinlich eine italienische Kunststudentin, dachte Maureen, achtete aber nicht sonderlich auf die junge Frau, weil sie sich auf Destino konzentrierte.
    Dieser beantwortete gerade eine Frage Rolands, als das Mädchen mit den Handschuhen Maureen sanft auf die Schulter tippte. Überraschenderweise sprach sie ausgezeichnetes Englisch mit leicht britischem Akzent.
    »Ich habe gehört, manche glauben, das sei Maria Magdalena und nicht die Jungfrau Maria«, sagte die junge Frau.
    Maureen lächelte und hob in einer unverbindlichen Geste die Schultern. »Nun, jedenfalls ist sie die schönste Madonna, die ich je gesehen habe, wer immer sie ist«, erwiderte sie.
    Maureen achtete sehr darauf, sich in der Öffentlichkeit nicht in Diskussionen verwickeln zu lassen. Allerdings schien dieses Mädchen harmlos zu sein. Sie war vermutlich eine ihrer Leserinnen und erinnerte sich an Maureens These in deren erstem Buch, dass diese Madonna eine Darstellung der Magdalena sein könnte.
    »Die schönsten Madonnen, die ich kenne, sind von Pontormo – seine Fresken in der Kirche Santa Felicita. Haben Sie die schon gesehen?« Die junge Frau sprudelte über vor Begeisterung. »Seine Magdalena trägt einen rosa Schleier, keinen roten. Sie ist wundervoll!Und es ist eines der wenigen Bilder, auf denen die heilige Veronika am Fuß des Kreuzes steht. Sie sollten sich das wirklich ansehen, wenn Sie Zeit haben. Ist gleich auf der anderen Seite des Arno, zehn Minuten von hier.«
    Maureen bedankte sich bei dem

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