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Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Das Magdalena-Vermächtnis: Roman

Titel: Das Magdalena-Vermächtnis: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Mädchen. Sie war immer daran interessiert, neue Kunstwerke zu entdecken. Sicher wusste Destino einiges über das Wandgemälde Pontormos. Aber das Interessanteste war die Erwähnung Veronikas: Sie war in den Legenden des Ordens eine wichtige Figur und wurde dennoch oft übersehen.
    Die junge Frau riss eine Seite aus ihrem Notizbuch, auf die sie die Adresse der Kirche Santa Felicita geschrieben hatte. Sie reichte das Blatt Maureen, die es dankend nahm.
    »Nichts zu danken. Genießen Sie Ihren Aufenthalt in Florenz«, sagte die junge Frau freundlich und spazierte mit einem lässigen Winken ihrer behandschuhten Hand aus dem Botticelli-Saal, ohne den Kunstwerken noch einen einzigen Blick zu gönnen.

    Felicity de Pazzis Hände in den schwarzen Handschuhen zitterten, als sie aus der Sammlung der Uffizien kam. Sie hatte es getan! Sie hatte die Begegnung mit der sündigen Thronräuberin, ihrer persönlichen Nemesis, hinter sich gebracht. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, der Frau, die sie in ihrem Kopf zur Hure Babylons stilisiert hatte, von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, in Fleisch und Blut. Doch im Nachhinein war Felicity enttäuscht. Was hatte sie erwartet? Etwas Dämonischeres? Denn Maureen Paschal war eine ganz normale Frau, abgesehen von der Haarfarbe, die sie als Erbin der verdorbenen Blutlinie brandmarkte.
    Aber genau das war ja die Täuschung, nicht wahr? Satan war schlau. Er würde seinen Samen nicht für einen Dämon hergeben, den man auf den ersten Blick erkannte. Deshalb würde er seine Kreatur nach dem Bild einer Frau erschaffen, mit der die Menschensich identifizieren konnten, damit es dieser Frau gelang, sie mit geschickten Lügen in die Falle zu locken. Felicity durfte keine Sekunde lang das angeborene Böse dieser Paschal-Hure unterschätzen. Sie war eine Gotteslästerin, das Werkzeug Satans.
    Felicity stieg die Treppen hinunter, trat hinaus in die Hitze eines Florentiner Nachmittags und eilte in Richtung der Brücke und weiter nach Santa Trinità. Sie wusste nicht, ob Maureen den Köder schlucken würde, hoffte es aber. Heute Nachmittag stand erst einmal eine Versammlung der Florentiner Mitglieder der Bruderschaft im Pfarrhaus an. Sie würden über einen erneuten Antrag auf Heiligsprechung des bedeutendsten Mönchs der Renaissance abstimmen, Girolamo Savonarola. Felicity wollte der Abstimmung vorsitzen. Wenn sie anwesend war, würde keiner in der Bruderschaft sich ihr entgegenstellen. Und es war an der Zeit, dass der heilige Name ihres Ahnherrn, des größten Kirchenreformers von Italien, wieder gewürdigt wurde.
    Felicity beschleunigte ihre Schritte. Im Geiste korrigierte sie sich: der größte Kirchenreformer Italiens – bis jetzt.

Kapitel siebzehn
    Florenz, Stadtteil Ognissanti
    1468
     
    O f t war die Hand Gottes in den Angelegenheiten Lorenzo de’ Medicis zu spüren. Schließlich lehrte Fra Francesco: Wenn ein Mensch im Einklang mit seinem Versprechen an Gott lebt, ergeben sich Gelegenheiten, und Türen öffnen sich mühelos. Heute Abend sollte diese Regel sich einmal mehr bestätigen.
    Die Taverne war ein Speisehaus im Stadtteil Ognissanti, nicht weit von Sandro Botticellis bottega entfernt. Hier trafen sich Lorenzo und Sandro regelmäßig. Es war ein Refugium, wo die beiden Freunde sich entspannen und in einer lebhaften, wenn auch ein wenig schäbigen Umgebung über das Leben und die Kunst reden konnten. Lorenzo zog diese Kaschemme den gehobenen Florentiner Gasthäusern vor, in denen er als Angehöriger einer bekannten Familie stets unter Beobachtung stand. In dieser Taverne hingegen war er kein hochwohlgeborener Sohn aus bestem Hause, sondern ein ganz normaler Gast. Und so kultiviert Lorenzo war – er hatte auch eine andere Seite, die ihn insgeheim Geschmack an derben und obszönen Späßen finden ließ, die er an Orten wie diesem ausleben konnte.
    Lorenzos kleiner Bruder Giuliano, inzwischen fünfzehn Jahre alt, war ebenfalls mit dabei. Er war zum ersten Mal in einem solchen Lokal; hätte Lucrezia de’ Medici davon gewusst, hätte sie Lorenzo zweifellos gezürnt. Doch Lorenzo hielt es für seine Pflicht, Giuliano mit den Gepflogenheiten seiner Stadt bekannt zu machen. Außerdem war er in Gesellschaft Sandros und seines Bruders vollkommen sicher. Beide Männer waren groß, kräftigund standen in so hohem Ansehen, sodass kein Florentiner, der auch nur halbwegs bei Verstand war, ihnen in die Quere kommen würde.
    Ein Aufruhr an der Theke zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein

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