Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Das magische Land 1 - Der Orden der Rose

Titel: Das magische Land 1 - Der Orden der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Bryan
Vom Netzwerk:
davon.
    Er konnte vor lauter Verwirrung in die Knie gehen, oder er konnte weitergehen und auf Antworten hoffen. Er erreichte den Säulengang und schlug die Richtung ein, die das Licht ihm wies. Wenn es ein Vertrauenstest war, so hoffte er, ihn zu bestehen. Andernfalls konnte er nur hoffen, dass er ohne allzu große Schmerzen sterben würde.
    Vor einer Tür blieb er stehen. Es war eine ganz gewöhnliche Tür aus Holzbalken mit Eisenbeschlägen. Der Riegel ließ sich leicht bewegen, und die Tür öffnete sich. Dahinter war Dunkelheit, die sich langsam zu goldenem Zwielicht erhellte.
    Ein Mann stand da: die erste menschliche Gestalt, die Gereint sah, seit der Pförtner ihn verlassen hatte. Er trug die grüne Farbe der Novizen und begrüßte Gereint mit einem Lächeln. »Gut«, sagte er. »Du bist schnell gewesen. Du hast noch Zeit fürs Abendessen.«
    Gereint runzelte die Stirn. »Bin ich zu früh?«
    »Du bist genau pünktlich«, sagte der Novize. »Die meisten Neuen wählen ein anderes Tor. Manchmal brauchen sie Tage, bis sie den Weg hierher finden.«
    »Verhungern und verdursten sie nicht unterwegs?«
    Der Novize grinste. »In den Gärten sind Teiche, und es hängt immer Obst an den Bäumen.«
    »Ich habe nichts anderes gesehen als Rosen«, sagte Gereint.
    Der Novize zog die Brauen hoch. »Tatsächlich? Du bist wirklich ein Glückspilz.« Er hielt den Kopf schief, als würde er auf etwas lauschen. Gereint hörte nichts, aber der Novize nickte, als würde er einer anderen Stimme antworten, und sagte: »Wir kommen.« Er winkte Gereint zu sich heran und legte die Hand auf das, was aussah wie eine massive Mauer.
    Die Mauer glitt zurück. Jenseits herrschte dasselbe goldene Licht, aber die Umgebung war um einiges vertrauter: ein Trainingshof lag verlassen in der Dämmerung, dahinter ein Speisesaal, der vielfach größer war als der in Sankt Emile, jedoch von ähnlicher Form und Ausstattung. Im Augenblick war er fast leer, aber es gab noch reichlich zu essen, sowie eine Hand voll Novizen als Tischgenossen.
    Gereints Führer fragte ihn nicht, ob es ihm etwas ausmachen würde, am dichtest besetzten Tisch zu sitzen. Als er unschlüssig stehen blieb, zog der Novize ihn neben sich auf die Bank, dicht an dicht mit den anderen. Ein Becher und eine Schale wurden für ihn hingestellt.
    Er aß und trank drauflos, angesteckt von der guten Stimmung der anderen. Dies war etwas ganz anderes als Sankt Emile.
    Sie wussten nicht, wer er war oder woher er kam. Keinem schien aufzufallen, dass er etwa doppelt so alt war wie ein durchschnittlicher Postulant. Sie waren viel zu fasziniert von der Tatsache, dass er durchs Rosentor hereingekommen war, auf dem direkten Wege.
    Er hatte sich schon gedacht, dass es ein Test war, aber er hatte nicht gewusst, welch große Rolle er spielte. Es war, als ob eine Entscheidung und ein Tor ihnen alles verriet, was sie wissen wollten.
    Er wusste absolut gar nichts. Als er so viel gegessen hatte, wie er konnte, befreite ihn sein Novize von der Menge und führte ihn in einen Schlafsaal. Schlafende lagen in den Betten und schnarchten leise vor sich hin. Gereint merkte plötzlich, dass er zu Tode erschöpft war. Vor ihm stand ein Bett, das genauso schmal und einfach war wie sein Lager in Sankt Emile. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich hingelegt zu haben. Zwischen Nacht und Morgen war nicht einmal der kleinste Schatten eines Traumes. Der Meister der Novizen inspizierte Gereint von allen Seiten. Gereint bemühte sich, die Untersuchung, ohne mit der Wimper zu zucken, zu ertragen. Ein langer Morgen voller bisweilen unerklärlicher Aufgaben und Tests lag hinter ihm. Die Prüfungen in der Waffen-und Reitkunst konnte er verstehen; er hatte bewiesen, dass er die Sprache des Volkes flüssig und die Sprache Romagnas stockend lesen konnte und ein paar andere Sprachen nur wenig oder gar nicht beherrschte. Aber er konnte sich nicht vorstellen, warum man ihn aufforderte, sieben verschiedene Arten von Sand zu unterscheiden, oder welche Bedeutung es haben sollte, wenn er aus einer Schüssel voller Kristalle einen bestimmten Stein aussuchte.
    Nun inspizierte ihn dieser sanft wirkende Ritter mit dem blinden Auge und der verkrüppelten Hand, als wäre er ein Kaltblüter auf einem Pferdemarkt. Gereint rechnete schon fast damit, dass er ihm gleich den Mund aufreißen würde, um die Zähne zu untersuchen.
    Nach einer, wie es schien, ziemlich langen Weile sagte der Meister der Novizen: »Ihr stellt eine ziemliche Herausforderung

Weitere Kostenlose Bücher